
©
Getty Images/iStockphoto
Genotypische Klassifikation von Patienten mit Von-Willebrand-Syndrom
Jatros
30
Min. Lesezeit
21.09.2017
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Es gibt drei Typen des Von-Willebrand-Syndroms: Bei Typ 1, dem häufigsten Subtyp, liegt der Von-Willebrand-Faktor in geringeren Mengen als normal vor, bei Typ 2 wird zwar ausreichend Von-Willebrand-Faktor produziert, dieser ist aber nicht ausreichend funktionsfähig, und bei Typ 3, einem sehr seltenen Subtyp, ist kein Von-Willebrand-Faktor im Blut vorhanden.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Klassifikation der einzelnen Defekte des Von-Willebrand-Faktors und überschneidender Bereiche der Subtypen bleibt die Einordnung in die drei Subtypen mit den standardisierten und etablierten Laboranalysen schwierig. Waander L. van Heerde, Nijmegen/Niederlande, und Kollegen initiierten daher ein nationales Referenzzentrum für die Von-Willebrand-Faktor-Genom- Analyse mit dem Ziel der Verbesserung der Von-Willebrand-Klassifikation. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Aberrationen der Von-Willebrand-Gene bei Patienten mit Verdacht auf Von-Willebrand- Syndrom mit anderen Von-Willebrand- Faktor-Parametern in Korrelation gesetzt (ISTH-Abstr. #PB2045).<br /> Es wurde eine Genanalyse bei 561 Patienten durchgeführt, entweder durch die klassische Sanger-Sequenzierung oder mithilfe der „Next Generation Sequencing“(NGS)- Technologie. Alle codierenden Regionen einschließlich aller Intron-Exon-Grenzen wurden sequenziert. Deletionen/Duplikationen größerer Basensequenzen innerhalb der Von-Willebrand-Gene wurden mit multiplexer ligationsabhängiger Sondenamplifikation (MLPA) detektiert. Schließlich wurde das „whole exome sequencing“ (WES) in die Untersuchungen einbezogen, um weitere Von-Willebrand-Faktor- und andere genetische Aberrationen aufzudecken.<br /><br /> Bis Juni 2017 wurden 561 Patienten analysiert. 352 Patienten zeigten genetische Aberrationen des Von-Willebrand-Faktors. An Mutationen wurden durch MLPA 12 Nonsense-Mutationen, 330 Missense-Mutationen, 9 Splice-site-Mutationen, 26 Deletionen kleinerer Abschnitte von Basensequenzen, 7 Duplikationen und 15 Deletionen größerer Abschnitte von Basensequenzen detektiert. Bei 209 Patienten wurden keine Mutationen im Von-Willebrand-Faktor identifiziert. Von allen bei dieser Analyse entdeckten Mutationen waren 342 bereits bekannt und 57 Mutationen wurden neu identifiziert. Die neuen Mutationen waren 3 Nonsense-Mutationen, 35 Missense- Mutationen, 4 Splice-site-Mutationen, 3 Duplikationen und 12 Deletionen kleinerer Abschnitte von Basensequenzen. Bei 88 Patienten wurde ein D1472H-Polymorphismus nachgewiesen, welcher die Ristocetin- Kofaktor-Aktivität beeinflusst. Die ersten WES-Ergebnisse zeigen eine Kombination von Von-Willebrand-Faktor-Abnormalitäten mit autosomal rezessiven Genaberrationen, die bei anderen Störungen des primären hämostatischen Systems, wie dem Hermansky-Pudlak-Syndrom, involviert sind.<br /><br /> Van Heerde fasste zusammen, dass die systematische genotypische Analyse bei 63 % der untersuchten Fälle eine Bestätigung des Von-Willebrand-Syndroms erbrachte. Zudem wurde bei 89 % der Patienten die Von- Willebrand-Syndrom-Klassifikation bestätigt. Da die Detektion mit konventionellen Genanalysen nur ca. 60 % der pathogenen Mutationen abdeckte und die Blutungsscores nicht immer korrelierten, wurde das WES implementiert. Mit diesem Ansatz konnten zusätzliche genomische Aberrationen, die die primäre Hämostase einschließlich des Von-Willebrand-Faktors beeinflussen, entdeckt werden.</p> <p><span class="link-color"><a class="article-link" href="../fachthemen/8791" data-locked="0">zurück zum Themenschwerpunkt zum ISTH 2017 Congress</a></span></p></p>
Das könnte Sie auch interessieren:
AxSpA: Kommunikation ist essenziell für gute Diagnosestellung und Therapie
Die axiale Spondyloarthritis (axSpA) präsentiert sich klinisch heterogen. Es treten sowohl muskuloskelettale Manifestationen auf als auch extramuskuloskelettale wie Uveitis, Psoriasis ...
Heilung für das multiple Myelom?
Fortschritte des Wissens zur Pathogenese des multiplen Myeloms (MM) und die davon abgeleitete Entwicklung neuer Behandlungsformen haben zu einer signifikanten Steigerung des Überlebens ...
Interessante Daten zu neuen Therapieoptionen
Am hämatologischen Jahreskongress der American Society of Hematology (ASH) wurden Updates von Studien wie TRIANGLE und POLARIX präsentiert, ohne dass sich hierbei grundlegende neue ...