
Wichtige Punkte der Burnout-Prävention


Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Die klinische Routine stellt oft eine große Herausforderung dar. Egal ob man als Ärztin oder Arzt im Spital oder in der Ordination tätig ist, bedeutet dies oft lange Arbeitszeiten mit hohem Stresslevel, häufige Konfrontation mit unheilbar kranken Patienten, zu wenig Schlaf und zusätzlich einen Mangel an Freizeit. Es ist daher wenig verwunderlich, dass Burnout bei Medizinern in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt ist. Rezente Untersuchungen bei unterschiedlichen Berufsgruppen und Fachrichtungen haben durchgängig beunruhigend hohe Prävalenzraten für Burnout gezeigt. Teilweise weist mehr als die Hälfte der Befragten eine Gefährdung für Burnout aus.
Allerdings gibt es sehr viel weniger Untersuchungen bezüglich der Prävention von Burnout. Wir wissen wenig darüber, welche Maßnahmen zur Burnout-Prävention sinnvoll wären, weder auf institutioneller noch auf persönlicher Ebene.
Die Bedeutung von „Self Care“
Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Gesundheit als den „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“.Der Begriff „Self Care“ repräsentiert den Prozess, sich um seine eigene Gesundheit zu kümmern. Der Begriff wurde in den letzten Jahren sehr stark esoterisch geprägt und hat daher in wissenschaftlichen Kreisen keine besonders gute Reputation. Erschwerend kommt noch hinzu, dass gerade Ärztinnen und Ärzte oft Raubbau an ihrer Gesundheit betreiben.
Drei wesentliche Bereiche
Self Care kann in drei wichtige Bereiche unterteilt werden: in körperliche, soziale und innere Self Care. Körperliche Self Care wird traditionell als Ausübung von körperlichen Aktivitäten im täglichen Leben verstanden. Soziale Self Care spielt sich in den persönlichen Bereichen Familie und Freunde ab, dies betrifft aber natürlich auch die Arbeit, wo ein Gutteil der Zeit verbracht wird. Innere Self Care ist die Pflege der eigenen inneren Welt. Dies umfasst alle Aktivitäten, die eine gesunde Psyche erhalten, und inkludiert damit auch Komponenten wie Meditation, Gebet oder auch Yoga. Landläufig und eben in esoterischen Kreisen wird dies oft mit Self Care gleichgesetzt, es betrifft aber nur einen Teil.
Online-Umfrage mittels Fragebogen
Wir haben uns die Frage gestellt, wie es um die Self Care der österreichischen Kinderärztinnen und Kinderärzte bestellt ist. Was wird als Self Care gemacht, das als Burnout-Prophylaxe verstanden werden kann, und wie korreliert das mit der Arbeitszufriedenheit?
Dazu haben wir eine Online-Umfrage unter den österreichischen Kinderärztinnen und Kinderärzten durchgeführt und erhoben, was die österreichischen Kinderärztinnen und Kinderärzte als Self Care tun.1 Die Grundlage dafür war ein validierter Fragebogen, der für spanische Palliativbetreuer*innen entwickelt worden war.
Unser Fragebogen beinhaltete Fragen zu den drei Self-Care-Dimensionen, weiters korrelierten wir dies mit Arbeitszufriedenheit, Intervision, Supervision und demografischen Daten. Er wurde über den E-Mail-Verteiler der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) im Rahmen eines Newsletters ausgeschickt, wir haben die erstaunlich hohe Rücklaufquote von mehr als 300 Fragebögen bzw. 21% erreicht.
Die wichtigsten Ergebnisse
Faktor Familie
Freunde und Familie sind eine große Ressource, die überwältigende Mehrheit empfindet die familiären und freundschaftlichen Verhältnisse als sehr gut.
Faktor Alter
Der Self-Care-Score steigt mit zunehmendem Alter. Eine besonders vulnerable Gruppe sind damit vor allem junge Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus. Das ist auch wenig verwunderlich, denn vor allem zu Beginn der Ausbildung im Krankenhaus kommen erschwerende Umständen zum Tragen. Dies betrifft etwa lange Arbeitszeiten, wenig Schlaf, eine große Verantwortung bereits nach kurzer Zeit, dabei aber auch die Abhängigkeit von Entscheidungen und Anordnungen der Oberärztinnen und Oberärzte.
Faktor Ernährung
Ein wichtiges Ergebnis war, dass eine ausgewogene Ernährung signifikant mit einer hohen Arbeitszufriedenheit korreliert: Es ist sinnvoll, sich Zeit zum Essen zu nehmen, auf die Qualität der Speisen zu achten und Junkfood zu vermeiden.
Faktor Teamwork
Weiters haben sich in Bezug auf die Arbeitszufriedenheit zwei Dinge gezeigt, die uns nicht überrascht haben. Wer sich bei fordernden klinischen Situationen vom Team unterstützt fühlt, hat eine hohe Arbeitszufriedenheit. Das trifft auch auf jene Personen zu, die häufig mit den Kolleg*innen über schwierige klinische Situationen sprechen. Das ist wahrscheinlich der wichtigste Punkt. Wer sich nicht als Einzelkämpfer wahrnimmt und sich nicht in dieser Rolle gefällt, sollte versuchen, über schwierige, aber auch alltägliche klinische Situationen mit Kolleg*innen zu sprechen. Eine gute Möglichkeit dafür sind zum Beispiel Fortbildungen.
Supervision nützen
In vielen sozialen Berufen gibt es die Möglichkeit einer Supervision. Das wird von Ärztinnen und Ärzten aber in sehr unterschiedlichem Ausmaß in wahrgenommen.Die Frage, ob schon einmal eine Supervision absolviert wurde, wurde von 48% der Befragten mit Ja beantwortet. Jedoch hat mehr als die Hälfte dieser Personen auch angegeben, dass ihnen die Supervision geholfen habe. Das zeigt auf, dass es auch Ärztinnen und Ärzten gut anstehen würde, Supervision in Anspruch zu nehmen, da dies den klinischen Alltag verbessern kann.
Die Folgen von Burnout
Wir leben in einer sehr ökonomisch ausgerichteten Welt. In sehr vielen medizinischen Bereichen ist die ökonomische Effizienz eine entscheidende Handlungsgrundlage. Burnout kostet Geld.
Burnout betrifft nicht nur das immer tragische Einzelschicksal, sondern jeweils auch die gesamte Institution. Von Burnout betroffene Mitarbeiter arbeiten ineffizient, machen Fehler und haben viele Krankenstandstage.
Es ist daher erstaunlich, dass Institutionen eseinfach so hinnehmen, dass mehr als die Hälfte der Belegschaft Burnout-gefährdet ist.
Mögliche Maßnahmen
Um eine hohe Arbeitszufriedenheit im medizinischen Bereich zu erreichen und damit Burnout vorzubeugen, sind Maßnahmen sowohl auf institutioneller Ebene als auch im persönlichen Verhalten notwendig. Wir schlagen folgende Aktionen auf institutioneller und persönlicher Ebene vor, die eine hohe Arbeitszufriedenheit begünstigen können.
Auf institutioneller Ebene:
-
Es soll Mitarbeitern ermöglicht werden, sichwährend der Arbeitausgewogenzu ernähren, wichtig sind auch Zeit und Raum, um dieMahlzeiten tatsächlich einzunehmen.
-
Es soll eine Atmosphäre geschaffen werden, in der Gespräche zwischen den Mitarbeitern ermöglicht werden. Dies kann zum Beispiel durch die Unterstützung von gemeinsamen sozialen Aktivitäten erfolgen.
-
Ein niederschwelliger Zugang zu Supervision soll gewährleistet werden.
Auf persönlicher Ebene:Es ist Wert darauf zu legen,
-
sich ausgewogenzu ernähren,
-
mit den Kolleg*innen über schwierige und fordernde klinische Situationen zu sprechen und
-
die Möglichkeit zu nützen, eine Supervision in Anspruch zu nehmen.