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Systemischer Lupus erythematodes

Ungünstiges Outcome durch viele Komorbiditäten

<p class="article-intro">Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) leiden an zahlreichen weiteren Komorbiditäten wie etwa Schlafstörungen, einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle, aber auch Depressionen und Angst. Im Rahmen des Jahreskongresses des American College of Rheumatology (ACR) im November 2016 wurde aber auch die Rolle von Statinen für die kardiovaskuläre Mortalität diskutiert.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Schlafst&ouml;rungen</h2> <p>Obwohl bekannt ist, dass Patienten mit SLE an Schlafst&ouml;rungen leiden, gab es bisher nur wenige Studien dazu. In einer aktuellen Untersuchung wurden Daten aus der Lupus-Outcomes-Studie (2010&ndash;2012) mit 711 SLE-Patienten herangezogen, um den Zusammenhang von Schlafst&ouml;rungen und &bdquo;patient-reported outcomes&ldquo; (PRO) zu untersuchen. Um den 9-Punkte-Sleep- Problems-Index(SPI)Score zu berechnen, wurde die Medical Outcomes Study Sleep Scale eingesetzt. Der SPI-Score hat eine Skala von 0&ndash;100; je h&ouml;her der Score, desto gr&ouml;&szlig;er die Schlafst&ouml;rung. Folgende PRO wurden untersucht: Erkrankungsaktivit&auml;t (Systemic Lupus Activity Questionnaire, SLAQ), modifizierter SLAQ (mSLAQ) exklusive Depression, Fatigue und Vergesslichkeit, Beeintr&auml;chtigung (Valued Life Activity, Skala 0&ndash;3), SLE-Aktivit&auml;t (Skala 1&ndash;10), Fatigue (Skala 0&ndash;100), SF36 k&ouml;rperliche Schmerzskala (Skala 0&ndash;100) und depressive Symptome (Center for Epidemiological Studies Depression Scale, CESD). Der Zusammenhang zwischen SPI und PRO wurde kontinuierlich und auch nach zwei Jahren anhand linearer Regression in Hinblick auf Alter, Geschlecht, Rasse, Einkommen, Ausbildung, SLE-Dauer, Beeintr&auml;chtigung zu Beginn der Studie (Brief Index of Lupus Damage, BILD), Gebrauch von oralen Kortikosteroiden, Rauchen, Depression, Adipositas und k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t untersucht.<br /> In die Studie waren 93 % Frauen eingeschlossen, das Durchschnittsalter lag bei 53 Jahren, die mittlere Erkrankungsdauer bei 20 Jahren. Der mediane SLAQ (Erkrankungsaktivit&auml;t) zu Beginn der Studie (2010) lag bei 10,9. Der mediane SPI betrug rund 45, was eine Standardabweichung h&ouml;her war als bei der Durchschnittsbev&ouml;lkerung (25,8). In Querschnittsanalysen waren Schlafst&ouml;rungen signifikant mit ung&uuml;nstigem Outcome f&uuml;r jedes PRO assoziiert. Zus&auml;tzlich gingen Schlafst&ouml;rungen mit einer Verschlechterung eines jeden PRO &uuml;ber einen Zeitraum von zwei Jahren einher. Schlafprobleme sind bei Patienten mit SLE mit zahlreichen ung&uuml;nstigen PRO assoziiert, so die Conclusio, und verschlechtern diese auch &uuml;ber die Zeit. Zwar sind die Zusammenh&auml;nge dahinter nicht ganz klar, aber Schlafst&ouml;rungen d&uuml;rften mit h&ouml;herer systemischer Inflammation, h&ouml;herer Schmerzempfindlichkeit und mehr Fatigue zusammenh&auml;ngen, vermuten die Autoren.<sup>1</sup></p> <h2>Zerebrovaskul&auml;re Ereignisse</h2> <p>Eine gro&szlig;e, internationale, multiethnische, prospektive Studie befasste sich mit H&auml;ufigkeit und Risikofaktoren f&uuml;r zerebrovaskul&auml;re Ereignisse bei SLE-Patienten. Neu diagnostizierte SLE-Patienten wurden j&auml;hrlich bis zu 17 Jahre lang evaluiert. Die gesammelten Daten beinhalteten demografische und klinische Manifestationen, Medikamente, SLE Disease Activity Index 2000 (SLEDAI-2K) und Systemic Lupus International Collaborating Clinics (SLICC)/ACR Damage Index (SDI). Folgende zerebrovaskul&auml;re Ereignisse wurden erfasst: Schlaganfall, transitorische isch&auml;mische Attacke (TIA), chronische multifokale Isch&auml;mie, subarachnoidale und intrakraniale Blutungen und Sinusthrombosen. Demografische und klinische Variablen, Medikamente und neuropsychiatrische Erkrankungen im Zusammenhang mit SLE-Antik&ouml;rpern wurden als potenzielle Pr&auml;diktoren f&uuml;r zerebrovaskul&auml;re Ereignisse untersucht.<br /> Insgesamt waren 1.826 Patienten eingeschlossen, 88,8 % waren Frauen. Zu Beginn lag das mittlere Alter bei 35 Jahren und die SLE-Dauer bei 5,6 Monaten. Der SLEDAI- 2K betrug 5,3 und der SDI 0,31. Das mediane Follow-up betrug 6,5 Jahre. W&auml;hrend der Studie hatten 50,9 % der Patienten neuropsychiatrische Ereignisse. 31,1 % dieser Ereignisse waren mit SLE assoziiert (bei 20,7 % der Patienten). Zerebrovaskul&auml;re Ereignisse waren dabei das vierth&auml;ufigste neuropsychiatrische Ereignis: 4,5 % der Patienten waren davon betroffen, wobei 94,5 % mit SLE assoziiert waren und 40,4 % der F&auml;lle bereits zu Beginn der Studie identifiziert wurden. Die Inzidenz der ersten bzw. rezidivierenden zerebrovaskul&auml;ren Ereignisse lag bei 5,8/1.000 bzw. 32,7/1.000 Personenjahre. Die h&auml;ufigsten Ereignisse waren Schlaganfall (55 % ) und TIA (25,7 % ), gefolgt von subarachnoidalen und intrakraniellen Blutungen (8,3 % ), chronischer multifokaler Isch&auml;mie (8,3 % ) und Sinusthrombosen (2,8 % ). Ein signifikanter Zusammenhang bestand zwischen Antikoagulation und dem Risiko f&uuml;r das erste zerebrovaskul&auml;re Ereignis, nicht jedoch f&uuml;r rezidivierende Ereignisse (p=0,012), vermutlich aufgrund des h&auml;ufigeren Einsatzes von Antikoagulanzien nach dem ersten Ereignis (94 % ) im Vergleich zu vor den ersten Ereignissen (37 % ).<br /> Damit sind zerebrovaskul&auml;re Ereignisse bei SLE-Patienten die vierth&auml;ufigsten neuropsychiatrischen Ereignisse, weisen zumeist einen SLE-Zusammenhang auf und ereignen sich h&auml;ufig bereits vor dem Zeitpunkt der SLE-Diagnose. Risikofaktoren sind andere neuropsychiatrische Ereignisse, afrikanische Abstammung und Lupus- Antikoagulanzien.<sup>2</sup></p> <h2>Pulmonale Manifestationen</h2> <p>SLE-Ph&auml;notypen unterscheiden sich oft im Zeitpunkt der Manifestation. Bisherige Studien deuten darauf hin, dass Patienten mit einem sp&auml;teren SLE-Beginn h&auml;ufiger Lungenerkrankungen entwickeln. In einer Metaanalyse wurden die Unterschiede zwischen Lungenmanifestationen bei sp&auml;tem und fr&uuml;hem SLE-Beginn untersucht. Insgesamt wurden 36 Studien mit 10.504 Patienten mit fr&uuml;hem SLEBeginn und 1.529 Patienten mit sp&auml;tem SLE-Beginn eingeschlossen. Tats&auml;chlich war die Inzidenz von Lungenerkrankungen bei Patienten mit sp&auml;tem SLE-Beginn h&ouml;her. Interstitielle Erkrankungen waren nahezu dreimal so h&auml;ufig (p=0,23), Pleuritis und Serositis waren ebenfalls in der Gruppe mit sp&auml;tem SLE-Beginn h&auml;ufiger. Die Ursachen daf&uuml;r vermuten die Autoren in altersabh&auml;ngigen &Auml;nderungen des Immunsystems, Tabakund Antigenexposition sowie in m&ouml;glichen Zusammenh&auml;ngen mit dem Sj&ouml;gren-Syndrom, welche in zuk&uuml;nftigen Studien detailliert untersucht werden sollten.<sup>3</sup></p> <h2>Knochendichte</h2> <p>Aus Beobachtungsstudien ist bekannt, dass SLE-Patienten eine unterschiedlich hohe Knochenmineraldichte (&bdquo;bone mineral density&ldquo;, BMD) aufweisen. In einer Metaanalyse wurden 54 Studien mit mehr als 12.500 SLE-F&auml;llen und 14.000 Kontrollen in Bezug auf sechs anatomische Regionen analysiert. Frauen mit SLE hatten eine geringere BMD als gesunde Kontrollen (p&lt;0,0001); bei M&auml;nnern mit SLE und Kontrollen konnte dieser Unterschied hingegen nicht nachgewiesen werden. Wurden nur SLE-Patienten verglichen, so gab es auch keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Knochendichte zwischen Patienten mit bzw. ohne Kortikosteroidtherapie. Es war auch nicht &uuml;berraschend, dass postmenopausale Patientinnen eine geringere Knochendichte (in Lendenwirbels&auml;ule und H&uuml;fte) im Vergleich zu pr&auml;menopausalen Patientinnen hatten (p&lt;0,0001). Die Knochendichte unterschied sich nicht zwischen Patienten mit und ohne Frakturen. Daher zeigt die Metaanalyse nur, dass Frauen mit SLE ein gr&ouml;&szlig;eres Risiko f&uuml;r niedrigere Knochendichte im Vergleich zu Gesunden aufweisen.<sup>4</sup></p> <h2>Depression und Angst</h2> <p>In einem systemischen Review wurden 121 Studien eingeschlossen, die sich mit Depression und Angstst&ouml;rungen befassten. Die Pr&auml;valenz von Depressionen und Angstst&ouml;rungen wurde &ndash; wenn m&ouml;glich &ndash; als gepoolte Pr&auml;valenz entsprechend den &uuml;blich eingesetzten Messskalen angegeben, wie z.B. Center for Epidemiological Studies &ndash; Depression (CES-D), Beck Depression Inventory/Beck Anxiety Inventory (BDI/BAI), Hospital Anxiety/Depression Scales (HADS-D/A), Hamilton Rating Scales for Depression/Anxiety (HAM-D/A).<br /> Die Pr&auml;valenz von Depressionen bzw. Angstzust&auml;nden bei Patienten mit SLE war generell hoch und lag zwischen 5,7 und 78,6 % bzw. 1,1 und 71,4 % je nach eingesetzter Messskala. Die hohe statistische Heterogenit&auml;t f&uuml;hren die Autoren auf die mangelnde Standardisierung der Messungen und Definitionen von Depression und Angst bei SLE-Patienten zur&uuml;ck sowie auch auf die Variabilit&auml;t von demografischen Parametern wie Alter, Bildung und anderen Faktoren, die mit Angst und/oder Depression vergesellschaftet sind. Mit CES-D, BDI und HAM-D zeigten sich &auml;hnliche Depressionspr&auml;valenzen, die zwischen 27,9 % und 49,1 % lagen, w&auml;hrend die Depressionsrate, die anhand von HADS-D ermittelt wurde, niedriger war (24,4 % ). Alle Messinstrumente f&uuml;r Angstst&ouml;rungen (BAI, HADS-A, HAM-A) ergaben &auml;hnliche Pr&auml;valenzraten von 29,1&ndash; 47,9 % .<sup>5</sup></p> <h2>Statine senken Mortalit&auml;t</h2> <p>Patienten mit systemischen rheumatischen Autoimmunerkrankungen (&bdquo;systemic autoimmune rheumatic diseases&ldquo;, SARD) &ndash; dazu z&auml;hlt auch SLE &ndash; haben ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r fr&uuml;hzeitige kardiovaskul&auml;re Erkrankungen im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen. In einer Kohortenstudie (inklusive Patienten mit SLE) von J&auml;nner 2000 bis Dezember 2014 wurde der Einfluss von Statinen &uuml;ber einen Zeitraum von einem Jahr untersucht und danach nachverfolgt. Von 2.310 Patienten mit Statintherapie starben 303 w&auml;hrend eines Follow- ups von durchschnittlich 5 Jahren, w&auml;hrend von 2.310 gematchten Patienten ohne Statintherapie 335 verstarben. Dies entspricht einer Mortalit&auml;tsrate von 25,77/1.000 bzw. 29,64/1.000 Patientenjahre. Die Statintherapie war mit einer 17 % igen Reduktion der Gesamtmortalit&auml;t assoziiert (nach Adjustierung der entsprechenden kardiovaskul&auml;ren Risiken). Diese Reduktion der Gesamtmortalit&auml;t entspricht dem, was bereits f&uuml;r die Allgemeinbev&ouml;lkerung und f&uuml;r Patienten mit rheumatoider Arthritis gezeigt wurde. Daher sollten Statine als Teil einer optimalen kardiovaskul&auml;ren Risikoreduktion bei Patienten mit SARD in Erw&auml;gung gezogen werden.<sup>6</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Annual Meeting of the American College of Rheumatology (ACR), 11.–16. November 2016, Washington </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Katz PP et al: Arthritis Rheumatol 2016; 68(suppl 10): nr. 1759 <strong>2</strong> Hanly JG et al: Arthritis Rheumatol 2016; 68(suppl 10): nr. 1773 <strong>3</strong> Medlin J et al: Arthritis Rheumatol 2016; 68(suppl 10): nr. 1780 <strong>4</strong> Garc&iacute;a-Carrasco M et al: Arthritis Rheumatol 2016; 68(suppl 10): nr. 1796 <strong>5</strong> Moustafa A et al: Arthritis Rheumatol 2016; 68(suppl 10): nr. 3234 <strong>6</strong> Jorge A et al: Arthritis Rheumatol 2016; 68(suppl 10): nr. 3171</p> </div> </p>
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