
Therapiefortschritte mit traditionellen und neuen Medikamenten
Bericht:
Dr. Susanne Kammerer
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Eine einfache und kostengünstige Therapieoption bei Handarthrose vom entzündlichen Typ ist einer Studie zufolge Methotrexat. Mit Lorecivivint scheint sich der Wunsch nach einer krankheitsmodifizierenden Therapie bei Gonarthrose zu erfüllen.
Methotrexat bei Handarthrose mit Synovitis
Zwar zeigte eine früher durchgeführte, randomisierte kontrollierte Studie keine Überlegenheit von 10mg Methotrexat gegenüber Placebo bei Patient:innen mit erosiver Handarthrose, Prof. Dr. Flavia Cicuttini von der Monash University, Clayton (Australien), betonte jedoch, dass bisher Methotrexat lediglich bei der erosiven Form, nicht bei Handarthrose vom entzündlichen Subtyp untersucht wurde.1 In die multizentrische, randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studie wurden daher Patient:innen mit radiologisch nachweisbarer Handarthrose in mindestens einem Gelenk und einer in der Bildgebung nachgewiesenen Synovitis eingeschlossen und mit Methotrexat (20mg/Woche) oder einem entsprechenden Placebo plus Folsäure 5mg behandelt. Primärer Studienendpunkt war die Schmerzlinderung (bewertet anhand einer visuellen Analogskala, VAS) nach 6 Monaten.
Die Ausgangsdaten waren typisch für eine Arthrosepopulation mit einem mittleren Alter von 60 Jahren und vorwiegend weiblichen Patienten. Hinsichtlich der Schmerzreduktion, dem primären Endpunkt der Studie, war in beiden Gruppen bis Woche 4 eine Verbesserung zu verzeichnen, wobei Methotrexat die Schmerzen weiter reduzierte, während in der Placebogruppe ein Plateau erreicht wurde. Nach 6 Monaten verringerten sich in der Methotrexatgruppe die Schmerzen stärker (–15,2 vs. –7,7 auf der VAS). Darüber hinaus führte die Therapie mit Methotrexat auch zu einer deutlichen Verringerung der Steifigkeit. Methotrexat war sicher und wurde von den Teilnehmer:innen gut vertragen. Eine Einschränkung der Studie bestand darin, dass ursprünglich geplant war, die Wirkung von Methotrexat auf die Schmerzen und die röntgenologische Progression über einen Zeitraum von zwei Jahren zu untersuchen. Aufgrund von Unsicherheiten hinsichtlich der Sicherheit von Methotrexat bei Covid wurden jedoch alle Medikamente im März 2020 abgesetzt.
Nach Ansicht von Prof. Cicuttini könnte Methotrexat an Bedeutung bei der Behandlung der Handarthrose vom entzündlichen Phänotyp gewinnen. „Studien von längerer Dauer, die auch eine Bewertung der strukturellen Veränderungen einschließen, wären sinnvoll, um zu sehen, ob Methotrexat auch eine krankheitsmodifizierende Wirkung hat“, schloss Cicuttini.
Lorecivivint: endlich eine krankheitsmodifizierende Therapie für Gonarthrose?
Lorecivivint ist ein neuartiges, möglicherweise strukturmodifizierendes Medikament, das den Wnt-Signalweg SM04690 moduliert und bei intraartikulärer Injektion das Fortschreiten von strukturellen arthrotischen Schäden zu verlangsamen scheint. Prof. Dr. Timothy McAlindon von der Tufts University School of Medicine in Boston (USA) betonte, dass sich in der Ausgangsstudie zwar kaum eine Veränderung der medialen Gelenkspaltweite (JSW) zeigte, doch aufgrund der guten Ergebnisse bei Schmerz und Struktur wurde eine Studienverlängerung geplant, deren Ergebnisse beim EULAR-Kongress vorgestellt wurden.2
In diese laufende, einfach verblindete Phase-III-Röntgenextensionsstudie STRIDES wurden 277 Teilnehmer:innen (etwa die Hälfte der Teilnehmer:innen, die die Hauptstudie abgeschlossen hatten) mit strukturell fortgeschrittener Kniegelenksarthrose (JSW 1,5–4mm) aufgenommen. Zu Beginn der Studienextension (im Monat 13) erhielten die Teilnehmer:innen eine erneute Injektion entsprechend der ursprünglichen randomisierten Behandlung mit Lorecivivint oder einem Placebo. Im Monat 24 und danach im Abstand von einem Jahr erhielten alle Teilnehmer:innen erneut 0,07mg Lorecivivint. Primäre Studienendpunkte bestanden aus Messungen der medialen JSW (mm) und Schmerzen, erhoben in einer numerischen Skala von 0–10.
Ein potenzieller Nutzen von 0,07mg Lorecivivint im Vergleich zu Placebo bei der medialen JSW zeigte sich schon bis Monat 24 und verstärkte sich nach der dritten Injektion in Monat 36. Es wurde ein signifikanter Unterschied zwischen der aktiven Behandlung und Placebo nach 24 Monaten festgestellt. Nach 36 Monaten verbesserten sich zudem Schmerzen klinisch relevant.
Nach 24 Monaten zeigten die mit Lorecivivint behandelten Patient:innen auch signifikante niedrigere Scorewerte im Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC), der als sekundärer Endpunkt bewertet wurde, nicht jedoch nach 36 Monaten. Das Präparat erwies sich auch langfristig als gut verträglich.
Quelle:
EULAR Congress 2023, Mailand, 31. Mai bis 3. Juni 2023
Literatur:
1 Wang Y et al.: Methods – a randomized controlled trial of methotrexate to treat hand osteoarthritis with synovitis. EULAR 2023; OP0070 2 Yazici Y et al.: Radiographic and pain outcomes from a phase III extension study evaluating the safety and efficacy of lorecivivint in subjects with severe osteoarthritis of the knee (OA-07): single blind and crossover results. EULAR 2023; OP0074
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