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T2T mit Allopurinol und Febuxostat

Derzeit wird von rheumatologischen Fachgesellschaften auch bei der Gicht eine Treat-to-Target(T2T)-Strategie empfohlen, um bestimmte Harnsäurekonzentrationen zu erreichen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Patienten von diesem Vorgehen – unabhängig von verabreichter Therapie und Nierenfunktion – profitieren.

Bisher gibt es keine Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit der beiden wichtigsten Medikamente zur uratsenkenden Therapie (ULT), Allopurinol und Febuxostat, im Rahmen eines T2T-Ansatzes. In einer doppelblinden, multizentrischen Studie wurden 940 Gichtpatienten mit einer Serumuratkonzentration von 6,8mg/dl oder höher entweder zu Allopurinol oder Febuxostat randomisiert und 72 Wochen lang behandelt.1 Mehr als ein Drittel der Patienten hatte eine chronische Niereninsuffizienz (Kreatininclearance 30–59 ml/min). Die Studie beinhaltete drei Phasen: In der ersten von Woche 0–24 wurde die Medikation auftitriert, in Woche 25–48 erhielten die Patienten eine Erhaltungstherapie und in Woche 49–72 wurden sie unter fortgesetzter stabiler ULT weiter beobachtet.

Die Patienten bekamen eine Anfangsdosis von entweder 100mg Allopurinol mit maximaler Titration auf 800mg oder 40mg Febuxostat mit maximaler Titration auf 120mg (auf Wunsch der US-Arzneimittelbehörde FDA im Jahr 2019 auf 80mg reduziert). Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten, die während der dritten Phase einen oder mehrere Gichtschübe erlitten.

In der dritten Studienphase hatten 35% der Patienten, die Allopurinol einnahmen, einen oder mehrere Gichtanfälle, verglichen mit 42% der Patienten, die Febuxostat einnahmen. Insgesamt erreichten 80% der Patienten in der Studie einen Serumuratspiegel von weniger als 6,0mg/dl, und 92% erreichten in der zweiten Phase einen Wert von weniger als 6,8mg/dl, wobei es keine Unterschiede zwischen den beiden Behandlungen gab. Auch hinsichtlich schwerwiegender Nebenwirkungen – auch solche im kardiovaskulären Bereich – waren die beiden Medikamente vergleichbar. Dies galt sowohl für Patienten mit normaler als auch für solche mit eingeschränkter Nierenfunktion.

„Unsere Studie ist die erste, die Allopurinol mit Febuxostat im empfohlenen T2T-Ansatz vergleicht. Sie zeigt, dass beide Wirkstoffe hochwirksam und sicher sind, wenn sie auf diese Weise eingesetzt werden, und, was besonders wichtig ist, dass dies auch bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen der Fall ist“, so das Fazit von Prof. James R. O’Dell, Abteilung für Rheumatologie der University of Nebraska Medical Center in Ohama (USA).

Neuer Uratsenker überzeugt in Phase-II-Studie

In einer Dosisfindungsstudie wurde der neuartige Xanthinoxidasehemmer Tigulixostat auf Sicherheit und Wirksamkeit bei Patienten mit Gicht und Hyperurikämie untersucht.2 Die Studienpopulation bestand aus 156 Erwachsenen, die randomisiert entweder Placebo oder Tigulixostat in einer Dosierung von 50mg, 100mg oder 200mg pro Tag über 12 Wochen erhielten. Danach wurde eine zusätzliche 2-wöchige Sicherheitsbeobachtung durchgeführt.

Die Teilnehmer mussten einen Serumuratspiegel von >6,0mg/dl aufweisen, wenn sie zuvor eine uratsenkende Behandlung erhalten hatten, und einen Wert von >8,0mg/dl bis <12mg /dl nach einer Auswaschphase oder wenn sie zuvor unbehandelt waren. Colchicin 0,6mg wurde zur Prophylaxe von Gichtanfällen verabreicht. „Der primäre Endpunkt war, dass die Probanden in Woche 12 einen Serumuratwert von weniger als 5mg/dl erreichten“, erklärte Prof. Robert Terkeltaub, Veterans Administration und University of California in San Diego (USA). Die Patienten waren überwiegend männlich und wiesen einen mittleren Body-Mass-Index von etwas über 30kg/m2 auf. Prof. Terkeltaub wies auch darauf hin, dass etwa 20% bereits tastbare Tophi aufwiesen und die meisten Serumuratwerte vor der Behandlung unter 9,8mg/dl lagen.

In Woche 12 erreichten 47,1% (50mg), 44,7% (100mg) und 62,2% (200mg) der Patienten unter dem Studienmedikament einen Serumuratwert <5,0mg/dl im Vergleich zu 2,9% unter Placebo (p<0,0001 für alle Vergleiche). Der Prozentsatz an Patienten, die den sekundären Endpunkt von Serumurat <6,0mg/dl erreichten, war unter dem Studienmedikament ebenfalls signifikant höher, mit entsprechenden Anteilen von 58,8%, 63,2% und 78,4% gegenüber 2,9% (p<0,0001). Zudem wurde eine aktive Kontrollgruppe von 13 Patienten mit Febuxostat behandelt: Hier erreichten 23% der Patienten Serumuratwerte <5mg/dl. Zwischen 10,81% und 13,16% der Patienten unter Tigulixostat und 9,38% der Patienten unter Placebo erlitten während der Behandlung einen Gichtanfall, der eine Intervention erforderte.

50 bis 56,8% der Tigulixostat-Patienten und 50% der Placebo-Patienten erlebten behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse, die meisten waren leicht oder mittelstark ausgeprägt. Vier Patienten unter Tigulixostat-Therapie mussten die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen abbrechen.

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Medikament den Serumuratspiegel signifikant senkte, die Uratziele eindrucksvoll erreichte und insgesamt gut verträglich war. Diese Ergebnisse unterstützen die weitere Entwicklung von Tigulixostat für Gicht mit unkontrollierter Hyperurikämie“, fasst Prof. Terkeltaub zusammen.

ACR Convergence 2021, 3.–10. November 2021

1 O’Dell JR et al.: Abstract 1900. ACR Convergence 2021 2 Terkeltaub R: Abstract L05. ACR Convergence 2021

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