„Sind für jede Form der vernünftigen Kooperation bereit“
Das Interview führte
Mag. Christine Lindengrün
Unser Gesprächspartner:
Priv.-Doz. Dr. Burkhard Leeb
Obmann BioReg
E-Mail:
obmann@bioreg.at
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Mit dem Ziel, Langzeitverträglichkeit und Wirksamkeit von Biologika, Biosimilars und tsDMARDs zu erfassen, sammelt das österreichische Biologika-Register BioReg seit mittlerweile zehn Jahren Daten von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, die unter einer solchen Therapie stehen. Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie können auch Infektionen gemeldet werden.
Seit 2010 erhebt BioReg Daten zur Therapiesicherheit, Krankheitsaktivitätsparameter, Komorbiditäten und deren Veränderung sowie demografische und sozioökonomische Daten, wie Krankenstände und berufliche Situation, von Patienten aus ganz Österreich, die mit Biologika, Biosimilars oder tsDMARDs behandelt werden. Das Register könnte aber auch zur Dokumentation und Auswertung von Covid-19-Erkrankungen und Impfungen bei Rheumapatienten genutzt werden.
BioReg hat auf die Covid-19-Pandemie reagiert und im vergangenen Jahr aufgerufen, Covid-19-Fälle inklusive dringender klinischer Verdachtsfälle bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zu melden. 2021 kommen nun neu die Impfungen gegen Covid-19 hinzu. Betrifft dieser Aufruf weiterhin nur Patienten, die mit Biologika, Biosimilars oder tsDMARDS behandelt werden?
B. Leeb: Wir haben primär an Patientinnen und Patienten unter den oben genannten Therapien gedacht bzw. an solche, die einmal ins Register eingeschlossen waren, aber dann mit den Biologika, Biosimilars oder tsDMARDs aufgehört haben und nun weiter beobachtet werden. Es wäre zweifellos wichtig, auch Patienten, die mit klassischen DMARDs behandelt werden, zu registrieren, aber das würde den Rahmen von BioReg sprengen.
Unser Aufruf, auch Covid-19-Fälle bei Rheumapatienten, die nicht mit den in BioReg beobachteten Substanzen behandelt werden, auf der BioReg-Website zu dokumentieren, hat keine große Resonanz gefunden. Sollte allerdings von irgendeiner Seite Interesse bestehen, die Infrastruktur von BioReg für ein allgemeines rheumatologisches Impfregister in unserem Land zu nutzen, dann sind wir für jede Form der vernünftigen Kooperation bereit.
Gibt es schon eine erste Auswertung, wie viele Rheumapatienten in Österreich an Covid-19 erkrankt sind?
B. Leeb: In BioReg sind derzeit 28 Patienten mit nachgewiesener Covid-19-Infektion (aber kein Todesfall) registriert. Das entspricht etwa 0,85% der in BioReg eingeschlossenen Patienten. Dabei handelt es sich um 9 Patienten mit rheumatoider Arthritis, 8 mit Psoriasisarthritis, 8 mit Spondylitis ankylosans und 3 mit anderen rheumatischen Erkrankungen; bei 18 handelt es sich dabei um Patienten, die mit TNF-Blockern behandelt werden. Insgesamt liegt die Zahletwa eine Zehnerpotenz unter der Rate positiver Virusnachweise in der Bevölkerung.
Könnte man daraus eventuell einen protektiven Effekt der Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen mit Biologika, Biosimilars oder tsDMARDs bzw. der Erkrankungen selbst ableiten?
B. Leeb: Ein Dokumentationsdefizit bzw. zeitliche Verschiebungen aufgrund der Kontrolluntersuchungen halte ich für wesentlich wahrscheinlicher, aber es wird interessant sein, die Entwicklung weiter zu verfolgen. Wahrscheinlich additiv wurden bisher 7 Fälle aus Österreich in das EULAR-Covid-19-Register eingemeldet, sodass man von maximal 25 dokumentierten Fällen bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen in Österreich ausgehen kann. BioReg wird erst im Laufe des Jahres seine Fälle gesammelt in das EULAR-Register einspeisen.
Hat sich die Pandemie auf die Führung des Registers ausgewirkt? Ist etwa das Engagement der teilnehmenden Ärzte und Zentren durch die besonderen Umstände im Jahr 2020 gesunken?
B. Leeb: Glücklicherweise nicht. Die Grafik zeigt, dass sich die Einschlusskurve seit dem Beginn der Corona-Krise nicht wesentlich verändert hat (Abb.1).
Haben Sie Veränderungen in der Behandlung und Versorgung von Rheumapatienten durch die Pandemie bemerkt?
B. Leeb: Persönlich habe ich meine Behandlungsstrategien eigentlich nicht verändert, mit der Ausnahme, Rituximab nur nach zweimaliger Überlegung einzusetzen. Wie sich die Pandemie auf die allgemeine Verschreibungspraxis auswirkt und damit eventuell in den BioReg-Auswertungen sichtbar wird, können wir derzeit noch nicht sagen.
Die letzten Datenreports von BioReg wurden im Mai2020 veröffentlicht. Wann wird es die nächsten geben?
B. Leeb: Am Wachauer Rheumatag wird eine aktualisierte Auswertung präsentiert werden. Den nächsten turnusmäßigen Datenreport wird es wieder im Mai dieses Jahres geben. BioReg veröffentlicht einmal jährlich diesen Report, jetzt in der neuen Form der pdf-Präsentation ( https://www.bioreg.at/datenreport-2/ ). Allerdings werden wir unseren Mitgliedern bald tagesaktuelle Datenreports zur Verfügung stellen können, ähnlich wie wir stundenaktuell den Stand der Datenbank und die Durchschnittswerte der Krankheitsaktivitäts-Scores auf unserer Homepage veröffentlichen ( https://www.bioreg.at/stats/ ). Die Vorbereitungen dafür sind fast abgeschlossen.
Unser Gesprächspartner:
Priv.-Doz. Dr. Burkhard Leeb
Obmann BioReg
E-Mail:
obmann@bioreg.at
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