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Internationales Treffen am See
Jatros
30
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15.09.2016
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<p class="article-intro">In Pörtschach am Wörthersee versammelten sich im Mai Rheumatologen aus Österreich, Italien, Slowenien und Griechenland auf dem Alpe-Adria-Kongress. Ein Themenschwerpunkt waren die neuen medikamentösen Therapieoptionen bei rheumatischen Erkrankungen.</p>
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<p class="article-content"><h2>Organschäden bei frühem Lupus</h2> <p>Aus Griechenland kam Prof. Dr. George Bertsias, Department of Rheumatology, University of Crete, Heraklion, um auf die Notwendigkeit der frühen Diagnose bei systemischem Lupus erythematodes (SLE) hinzuweisen. Diese sei zwar eine Herausforderung, aber sehr wichtig, um Komplikationen zu vermeiden. Zu irreversiblen Organschäden kann es nämlich schon in einem frühen Stadium von Lupus kommen: Bei 15–20 % aller SLE-Patienten treten sie in den ersten zwei Jahren nach der Diagnose auf. Nach 5 bis 10 Jahren ist schon jeder zweite Patient betroffen. Bertsias empfiehlt daher, bei Lupuspatienten die Krankheitsaktivität streng zu überwachen, Flares zu verhindern und Komorbiditäten (Nephritis, Zytopenie, Arteriosklerose etc.) rasch zu identifizieren und zu behandeln.<br /> Besondere Aufmerksamkeit sollte auch den sogenannten „lupus-like patients“ gelten, so Bertsias: „Es gibt Patienten, die nicht alle Kriterien für eine gesicherte Diagnose erfüllen, die aber trotzdem leiden und Behandlung brauchen.“ Wenn Organe von der Erkrankung betroffen sind, sei ein früher Therapiebeginn mit einer hochpotenten immunsuppressiven Behandlung für die Langzeitprognose essenziell. Hoffnungen ruhen auf den Biologika: „Wir erwarten dringend Daten zum Einsatz von Biologika in einem frühen Krankheitsstadium und dessen Auswirkungen auf Krankheitsverlauf und Prognose bei systemischem Lupus erythematodes“, sagt Bertsias.</p> <h2>IL-17-Hemmung effektiv bei PsA und AS</h2> <p>Dr. Klara Dai, University Medical Centre Maribor, berichtete die Ergebnisse der MEASURE- und FUTURE-Studien. Diese Phase-III-Studien untersuchten Wirksamkeit und Sicherheit des IL-17-Hemmers Secukinumab bei Psoriasisarthritis (PsA) bzw. ankylosierender Spondylitis (AS) und haben gezeigt, so Dai, dass es bereits nach 2 bis 3 Wochen zu einer signifikanten Reduktion der Symptome bei PsA und AS kam und diese Wirkung über 2 Jahre aufrechterhalten werden konnte.<sup>1–3</sup> „Secukinumab hat sich sowohl bei TNF-Blocker-naiven als auch bei Patienten, die auf TNF-Blocker nicht angesprochen haben, als effektiv erwiesen und wurde gut vertragen“, so Dai. „Bei PsA-Patienten konnte die radiologische Progression signifikant aufgehalten werden.“ Einen weiteren Vorteil sieht Dai in der geringen Immunogenität dieses Medikamentes: Nur 0,2 % der Patienten in FUTURE I und II entwickelten Antikörper gegen Secukinumab. Ein Wirkungsverlust wurde nicht beobachtet.<br /> Andere Studien haben sich mit dem Einsatz von Secukinumab in anderen Indikationen befasst – interessanterweise mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen: „Bei Psoriasis ist Secukinumab hochwirksam, bei Morbus Crohn dagegen ineffektiv, es hat sogar zu einer leichten Verschlechterung bei den Patienten geführt. Ein möglicher Benefit wurde bei multipler Sklerose gesehen, bei nicht infektiöser Uveitis scheint der IL-17-Hemmer wiederum eher ineffektiv zu sein“, berichtet Dai.</p> <h2>Die neuen Kleinen<sup>4</sup></h2> <p>Groß im Gespräch sind derzeit die neuen „small molecules“. Prof. Dr. Hans-Peter Brezinschek, Klinische Abteilung für Rheumatologie und Immunologie, Medizinische Universität Graz, fasste den aktuellen Stand zusammen. Es handelt sich um Medikamente, die intrazellulär in den Januskinase(JAK)-Pathway eingreifen und damit eine rasche und signifikante Verbesserung der ACR-Ansprechraten bewirken. „Die bisherigen Daten zeigen, dass die gute Wirkung schon mit niedrigen Dosierungen erreicht werden kann“, so Brezinschek.<br /> Tofacitinib war der erste JAK-Inhibitor, der für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassen wurde. Es wirkt spezifisch für JAK1 und JAK3 und nur gering auf JAK2. „Mittlerweile sind Langzeitdaten von bis zu 7 Jahren verfügbar, die eine konstante Effektivität belegen“, berichtet Brezinschek. <br /> Baricitinib hemmt JAK1 und JAK2. Weitere JAK-Inhibitoren (Peficitinib, Decernotinib, Filgotinib und ABT-949) befinden sich in Phase-II-Studienprogrammen. Brezinschek glaubt, dass die Verfügbarkeit dieser oral einzunehmenden neuen Rheumamedikamente die Behandlung von Rheumapatienten revolutionieren wird. Potenzielle Nebenwirkungen müssten natürlich weiterhin genau beobachtet werden. Der Vorteil der oralen Verabreichung wird jedoch nicht von allen als solcher gesehen: Prof. Dr. Iztok Holc aus Maribor bemerkte, dass – gemäß einer kleineren klinischen Studie und seiner persönlichen Erfahrung – die Adhärenz bei oraler Therapie weitaus geringer sei als bei Biologika.</p></p>
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<p><strong>1</strong> Sieper J et al: ACR/ARHP Annual Meeting, Boston, MA, USA, 2014. Poster presentation number 536 <strong>2</strong> Mease PJ et al: N Engl J Med 2015; 373: 1329-39 <strong>3</strong> McInnes IB et al: Lancet 2015; 386 (9999): 1137-46 <strong>4</strong> Yamaoka K: Curr Opin Chem Biol 2016; 32: 29-33<br /><br /></p>
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