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Warum Virusinfektionen depressiv machen

<p class="article-intro">Virusinfektionen wie Influenza/Grippe können depressive Verstimmungen auslösen. Verantwortlich dafür ist unter anderem das Protein CXCL10, das eigentlich die Virusabwehr steuert. Dieses Protein hemmt eine Hirnregion, die auch bei Depressionen während kognitiver Prozesse vermindert aktiv ist. Die Erkenntnisse könnten zukünftig Patienten helfen, die nach einer Virusinfektion oder nach einer Immuntherapie an depressiven Verstimmungen leiden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Virale Infekte verursachen h&auml;ufig Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und ein f&uuml;r Depressionen typisches Verhalten. Bislang war aber v&ouml;llig unklar, wie Immunabwehr und psychische Ver&auml;nderungen miteinander zusammenh&auml;ngen. &bdquo;Wir konnten jetzt die Mechanismen identifizieren, durch die das Immunsystem den Gem&uuml;tszustand beeinflusst&ldquo;, sagt Erstautor Dr. Thomas Blank, Biologe am Institut f&uuml;r Neuropathologie des Universit&auml;tsklinikums Freiburg.</p> <h2>CXCL10 wirkt auf Immun- und Nervenzellen</h2> <p>Die Forscher um Studienleiter Prof. Dr. Marco Prinz, &Auml;rztlicher Direktor des Instituts f&uuml;r Neuropathologie des Universit&auml;tsklinikums Freiburg, wiesen nach, dass bei der Vermittlung zwischen Immun- und Nervensystem die Blutgef&auml;&szlig;zellen im Gehirn eine wichtige Rolle spielen. Diese sogenannten Endothel- und Epithelzellen bilden das Protein CXCL10, das bislang daf&uuml;r bekannt war, Immunzellen anzulocken und so zur Virusabwehr beizutragen. Wie die Forscher nun zeigten, hemmt das Protein au&szlig;erdem Nervenzellen im Hippocampus und damit auch die zellul&auml;re Grundlage des Lernens. Diese Eigenschaft einzelner Synapsen und Nervenzellen, sich in Abh&auml;ngigkeit von ihrer Nutzung zu ver&auml;ndern, wird als neuronale Plastizit&auml;t bezeichnet und ist im Hippocampus auch bei einer Depression verringert. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Neuro_1603_Weblinks_Seite44.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>N&auml;chster Schritt: CXCL10-Blockade</h2> <p>Symptome einer Depression k&ouml;nnen auch durch Immunproteine, sogenannte Typ-I-Interferone, verursacht werden. Diese Proteine werden zur Behandlung von Hepatitis C, bestimmten Krebsarten und Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Wie die Freiburger Forscher feststellten, wirken Interferone &uuml;ber denselben, neu beschriebenen Signalweg. In zuk&uuml;nftigen Studien werden die Forscher die molekularen und zellul&auml;ren Grundlagen untersuchen. &bdquo;Unsere Daten lassen aber bereits vermuten, dass zumindest zu Beginn einer Virusinfektion oder bei einer Typ-I-Interferon-Therapie eine Blockade von CXCL10 oder seiner Rezeptoren die ersten krankheitsbedingten Verhaltens&auml;nderungen unterbinden kann&ldquo;, sagt Prof. Prinz.</p> <h2>Auch im Tiermodell best&auml;tigt</h2> <p>Den Einfluss von Virusinfektion und Typ-I-Interferonen auf das Verhalten von Tieren untersuchten die Forscher in etablierten Experimenten, in denen Lernvorg&auml;nge, aber auch die Stimmung der Tiere gemessen werden. Tiere mit Virusinfektion oder Typ-I-Interferonen zeigten deutlich eingeschr&auml;nktes Lernverm&ouml;gen und waren weniger aktiv als die Kontrollgruppe, was als depressionsartiges Verhalten gewertet wird. Um Effekte durch die Krankheit selbst auszuschlie&szlig;en, verabreichten die Forscher den Tieren auch k&uuml;nstliches Virus-Erbgut sowie einzelne Bestandteile des Virus. Beides aktiviert das Immunsystem, ohne die Tiere krank zu machen. In beiden F&auml;llen zeigten die M&auml;use ein depressionsartiges Verhalten. Damit l&auml;sst sich der Verhaltenseffekt auf den neu entdeckten Signalweg zur&uuml;ckf&uuml;hren. <em>(red)</em></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg vom 20.4.2016 </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Blank T et al: Brain endothelial- and epithelial-specific interferon receptor chain 1 drives virus-induced sickness behavior and cognitive impairment. Immunity 2016; 44(4): 901-12</p> </div> </p>
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