Erstmals Phase-III-Daten für spezifische Therapie des chronischen Hustens
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Chronischer Husten stellt ein für Betroffene belastendes Krankheitsbild dar, das nochdazu mit hohen gesundheitsökonomischen Kosten verbunden ist. Eine dafür zugelassene Therapie gibt es derzeit nicht. Der P2X3-Rezeptor-Antagonist Gefapixant zeigte nun in zwei Phase-III-Studien im Vergleich zu Placebo eine statistisch signifikante Reduktion der Hustenfrequenz über 24 Stunden bei guter Verträglichkeit.
Chronischer Husten wurde erst im Vorjahr durch die Veröffentlichung der ersten ERS-Leitlinie zu diesem Thema als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt, ist weit verbreitet und kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Chronischer, refraktärer Husten hat nach aktuellem Verständnis in den allermeisten Fällen seine Ursache in einer Hypersensitivität des Nervus vagus gegenüber unterschiedlichen Stimuli und ist nicht zwingend das Symptom einer anderen Erkrankung. Damit ist chronischer, refraktärer Husten eine eigenständige Diagnose und Erkrankung, die sich in unterschiedlichen Phänotypen manifestieren kann. Rund 10%der Bevölkerung sind von chronischem Husten betroffen, mehrheitlich Frauen im mittleren Lebensalter. Adipositas und Reizdarmsyndrom sind häufig mit chronischem, refraktärem Husten assoziiert. Angesichts der nach wie vor sehr dünnen Evidenzlage zu diesem Krankheitsbild tragen die meisten Empfehlungen der ERS-Leitlinie den Disclaimer „conditional recommendation, very low quality evidence“.
Belastungen durch chronischen Husten
Die Folgen dieser Erkrankung können schwerwiegend sein und mit sozialer Belastung, Inkontinenz und fallweise sogar Synkopen einhergehen. Manche Patienten sind so schwer betroffen, dass sie in spezialisierten Zentren behandelt werden müssen. Diese Patienten sind auch von soziökonomischen Krankheitsfolgen, wie zum Beispiel einer hohen Zahl an Krankenstandstagen, betroffen, wie eine schwedische Studie, die am ERS-Kongress vorgestellt wurde, vor Kurzem feststellte.1 Studienteilnehmer mit chronischem Husten waren sieben Tage im Jahr häufiger im Krankenstand als Studienteilnehmer ohne chronischen Husten. Die Autoren der Studie betonten, dass in ihrer Kohorte fast jeder fünfte Teilnehmer von chronischem Husten betroffen war und dass sich die hohe Zahl an Krankenstandstagen nicht durch Komorbiditäten erklären lässt.
Gesundheitsökonomische Folgen
Aus der mit 2% relativ hohen Prävalenz des chronischen Hustens und der Belastung, die er für die Betroffenen bedeutet, ergibt sich eine relativ starke Nutzung von Ressourcen des Gesundheitssystems, wie zwei aktuelle Studien aus Großbritannien zeigen.2,3 Die hustenspezifische Nutzung dieser Ressourcen wurde für jeweils zwölf Monate vor und nach der ersten Konsultation der Spezialklinik erhoben. Die Kosten wurden anhand von Daten aus den Abteilungen oder Referenzkosten des britischen Gesundheitssystems NHS berechnet. Die Patienten verursachten Kosten von durchschnittlich £1800, die nicht mit Geschlecht, Alter oder Lebensqualität (EQ-5D-5L) assoziiert waren.3
Erstmals Therapieoption
Eine spezifisch für diese Erkrankung zugelassene Therapie gibt es derzeit nicht. Einen Ansatz könnte der fast ausschließlich auf sensorischen Neuronen in den Atemwegen exprimierte, ATP-gesteuerte Ionenkanal P2X3, auch P2X3-Rezeptor genannt, bieten. Strukturell zeigt dieser eine große Ähnlichkeit mit nikotinischen Acetylcholin- und Glutamatrezeptoren. Mit Gefapixant wird ein Antagonist am P2X3-Rezeptor gegenwärtig in klinischen Studien untersucht. Die Phase II brachte vielversprechende Ergebnisse, wie zum Beispiel eine Reduktion der Hustenattacken in der Größenordnung von 40% mit 50mg Gefapixant im Vergleich zu Placebo.4
Im Rahmen des ERS-Kongresses wurden nun die Ergebnisse zweier Phase-III-Studien mit Gefapixant vorgestellt.5 COUGH-1 (NCT03449134) und COUGH-2 (NCT03449147) sind doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte, Phase-III-Studien mit Gefapixant in der Indikation refraktärer oder unerklärlicher chronischer Husten (RCC/UCC). In die Studien wurden mehr als 2000 Patientinnen (75% des Studienkollektivs waren Frauen) und Patienten mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren und einer Erkrankungsdauer von durchschnittlich elf Jahren eingeschlossen. Bei Einschluss in die Studie lag der Cough Severity VAS Score ≥40mm. Das Studienkollektiv wurde zu drei Gruppen randomisiert und mit Placebo, Gefapixant 15mg BID oder Gefapixant 45mg BID behandelt. Primäre Endpunkte waren die Hustenfrequenz über 24 Stunden nach 12 Wochen (COUGH-1) bzw. nach 24 Wochen (COUGH-2).
In beiden Studien konnte für Gefapixant 45mg im Vergleich zu Placebo eine signifikante Reduktion der Hustenfrequenz über 24 Stunden demonstriert werden. Und dies, obwohl der Placeboeffekt ausgeprägter ausfiel, als dies bei der Planung der Studie erwartet worden war, wie Prof. Dr. Lorcan McGarvey von der Queen’s University Belfast anlässlich der Präsentation der Daten betonte. Mit der 15-mg-Dosis wurde unter diesen Gegebenheiten allerdings die Signifikanz verfehlt. Unter Gefapixant wurden allerdings signifikant häufiger klinisch relevante Verbesserungen der Lebensqualität erzielt als unter Placebo. Häufigste Nebenwirkungen waren die bereits aus der Phase II bekannten Geschmacksstörungen, von denen Patienten in der 45-mg-Gruppe am häufigsten betroffen waren. Schwere unerwünschte Wirkungen waren in allen Gruppen gleich häufig, insgesamt jedoch selten.5
Bericht: Reno Barth
Quelle:
ERS International Congress 2020 virtual; 7.–9.September2020
Literatur:
1 Johansson H et al.: Socioeconomic impact of chronic cough in Northern Europe. ERS 2020; abstract No. PA1675 2 Hull J et al.: Chronic cough in routine clinical practice: a UK retrospective cohort study. ERS 2020; e-poster No. 3268 3 Cho P et al.: Healthcare utilisation in chronic cough. ERS 2020; e-poster No. 2740 4 Smith JA et al.: Gefapixant, a P2X3 receptor antagonist, for the treatment of refractory or unexplained chronic cough: a randomised, double-blind, controlled, parallel-group, phase 2b trial. Lancet Respir Med 2020; 8(8): 775-785 5 McGarvey L et al.: Two phase 3 randomized clinical trials of gefapixant, aP2X3 receptor antagonist, in refractory or unexplained chronic cough (COUGH-1and COUGH-2). ERS 2020, Late-breaking Abstract No. 3800
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