
Telemedizin bei Migräne
Bericht:
Dr. Norbert Hasenöhrl
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Kopfschmerztagebücher sind ein wichtiges Tool in der Migränediagnostik. Inzwischen haben sich natürlich auch App-basierte elektronische Kopfschmerztagebücher etabliert. Dass diese eine wertvolle Unterstützung bei der Migränediagnostik darstellen, zeigte sich in einem Vortrag aus den Niederlanden.
Keypoints
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Kopfschmerztagebücher haben viele Vorteile, wobei elektronische Tagebücher den analogen überlegen sind.
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Die Compliance zu E-Tagebüchern ist in der klinischen Praxis recht hoch.
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Die meisten Patient*innen sind damit sehr zufrieden.
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E-Tagebücher sind sowohl für den klinischen Alltag als auch für Forschungszwecke nützlich.
Iris Verhagen, Abteilung für Neurologie, Universitätsklinik Leiden, Niederlande, erklärte: „Es gibt mehrere Gründe, warum wir Kopfschmerztagebücher verwenden bzw. unseren Patient*innen empfehlen.“ Der erste Grund besteht darin, dass die Diagnose von Kopfschmerzsyndromen weitgehend auf klinischer Information beruht – und somit die Tagebücher eine wertvolle Quelle für den Kliniker darstellen. „Es geht dabei vor allem um die Charakteristika und die Dauer des Kopfschmerzes sowie um Begleitsymptome. Aber auch der Bias, sich eher an die letzten und stärksten Schmerzen zu erinnern, kann so umgangen werden. Weiters ist ein Kopfschmerztagebuch hilfreich, um episodische und chronische Migräne zu unterscheiden und die Häufigkeit der Verwendung von Akutmedikamenten zu dokumentieren. Schließlich lassen sich auch Therapieeffekte beurteilen und Einsichten in gewisse Trigger – wie Menstruation, Schlaf, körperliche Aktivität etc. – gewinnen.“
Die Vorteile elektronischer Tagebücher: „Der Gebrauch elektronischer Kopfschmerztagebücher nimmt zu, und wir haben in Leiden sehr gute Erfahrungen damit gemacht“, fuhr Verhagen fort. „Das läuft über eine App, die sich die Patient*innen auf ihr Smartphone laden und die sie dann jeden Morgen – und gegebenenfalls später nochmals – daran erinnert, Eintragungen in die App zu machen“, so die Expertin. Die Eintragungen werden von der App in eine grafisch ansprechende Übersichtsform gebracht, die dann sowohl den Patient*innen als auch per Upload den Ärztinnen und Ärzten der Klinik zur Verfügung steht. „Wichtig ist auch, dass die App zwischen Tagen ohne Kopfschmerzen und Tagen, an denen einfach nichts eingetragen wurde, unterscheidet“, betonte Verhagen. „Was wir hier noch tun können, ist, einen Algorithmus zu gestalten, nach dem Migränetage definiert werden, das hat den Vorteil größerer Vergleichbarkeit mit verschiedenen Studienprotokollen.“
In einer Studie aus Leiden wurden zwei auf E-Tagebüchern basierende Diagnoseverfahren verglichen. Bei beiden wurde zunächst ein Screening-Fragebogen und dann für mindestens einen Monat ein E-Tagebuch verwendet. Bei Variante 2 kam dann aber zusätzlich ein detaillierterer Migränefragebogen zum Einsatz. „Die Sensitivität war in beiden Fällen hoch, aber mit Variante 2 konnten wir auch eine hohe Spezifität erreichen“, berichtete die Forscherin.1
Auch im Fall der – an sich seltenen – rein menstruellen Migräne erwies sich das E-Tagebuch als hilfreich, da die Genauigkeit von selbstberichteten Symptomen hier extrem niedrig ist.2 Die meisten Patientinnen waren mit dem E-Tagebuch sehr zufrieden (Noten zwischen 7 und 9 auf einer zehnteiligen Notenskala, auf der 10 die Bestnote war) und die Mehrheit gab an, dass die App sehr einfach zu gebrauchen war. „Die Compliance war dementsprechend hoch“, so Verhagen.
Quelle:
„E-diary use in clinical headache practice“, Vortrag im Rahmen des Teaching Course „Tele-healthcare in migraine medicine“ am 16. Kongress der European Headache Federation, 8. Dezember 2022, Wien
Literatur:
1 Van Casteren DS et al.: Cephalalgia 2021; 41(11-12): 1161-71 2 Verhagen IE et al.: Cephalalgia 2022; 42(11-12): 1184-93
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