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Unterschiedliche MI-Typen, erfordern unterschiedliche Therapien
Leading Opinions Digital
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28.08.2018
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<p class="article-intro">Eine Task Force der European Society of Cardiology (ESC), des American College of Cardiology (ACC), der American Heart Association (AHA) und der World Heart Federation (WHF) hat sich auf ein gemeinsames Dokument zur Definition des Myokardinfarkts geeinigt.</p>
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<p class="article-content"><h2>Troponintest allein zuwenig</h2> <p>„Viele Ärzte haben nicht verstanden, dass erhöhtes Tropnin alleine nicht ausreicht, um einen Herzinfarkt zu diagnostizieren. Und das führt zu Problemen“, so Prof. Dr. Kristian Thygesen vom Aarhus Universitätsspital in Dänemark sate einer der Autoren des Dokuments. So lange man keine klaren Definitionen eines Myokardinfarkts zur Hand habe, bestehe die Gefahr, dass Patienten mit Brustschmerzen falsche Diagnose erhalten. <br /><br />Dem setzt die Task Force nun präzise Definitionen mehrerer Typen von Myokardinfarkt entgegen. Grundsätzlich kann von einem Herzinfarkt gesprochen werden, wenn es zu einer Schädigung des Myokards infolge von Sauerstoffmangel kommt. Im Zuge dieser Schädigung des Herzmuskels wird Troponin ins Blut freigesetzt. Der Sauerstoffmangel (Ischämie) wird im EKG sowie durch die charakteristischen Symptome Schmerzen in Armen, Brust oder Kiefer sowie Dyspnoe auffällig. <br /><br />Das Dokument hebt hervor, dass eine Schädigung des Myokards nicht immer die Folge von Ischämie sein muss, sondern beispielsweise auch Infektionen, Nierenerkrankungen oder auch massive körperliche Anstrengung verursacht werden kann. In jedem Fall ist ein Troponinanstieg die Folge. Diese Faktoren müssen bei der Infarktdiagnose berücksichtigt werden.</p> <h2>Therapie je nach Infarkttyp</h2> <p>Es werden nun mehrere Typen von Myokardinfarkten definiert, die jeweils unterschiedliches therapeutisches Vorgehen erforden. Die wichtigsten sind Typ 1 und Typ 2 Infarkt. Der Typ 1 Infarkt bezeichnet den „klassischen“ Herzinfarkt, also den Verschluss eines Koronargefäßes infolge von Plaqueruptur. Hier besteht die Therapie in einer perkutanen Intervention, unter Umständen einer chirurgischen Bypass-Operation sowie Anti-Plättchentherapie. <br /><br />Im Gegensatz dazu liegt beim Typ 2 Infarkt keine Plaqueruptur vor, sondern der Sauerstoffmangel hat andere Ursachen wie zum Beispiel respiratorisches Versagen oder massive Hypertonie. In diesem Fall müsse die Ursache identifiziert und behandelt werden, betonen die Mitglieder der Task Force. Einen Typ 2 Infarkt wie einen Typ 1 Infarkt zu behandeln, könne für den Patienten nachteilig sein. Daher wurde der Abschnitt der Guideline zum Typ-2-Infarkt umfangreicher gestaltet und liefert behandelnden Ärzten reichlich Anhaltspunkte für die korrekte Diagnose. <br /><br />Darüber hinaus wurden noch einige weitere Infarkttypen eingeführt. So spricht man nun von einem Typ-3-Infarkt, wenn der Betroffene unter Anzeichen eines Myokardinfarkts verstirbt, bevor eine Blutprobe entnommen werden kann bzw. bevor entsprechende Biomarker nachweisbar sind. Auch ein im Rahmen einer Autopsie diagnostizierter Myokardinfarkt fällt in diese Kategorie. <br /><br />Darüber hinaus wurden auch iatrogene Myokardinfarkte nach perkutaner Intervention (Typ 4a) oder chirurgischer Bypass-OP (Typ 5) im Dokument berücksichtigt. <br /><br />Die Mitglieder der Task Force beklagen allerdings, dass die Subtypen des Myokardinfarkts bislang keinen Eingang in die International Classification of Diseases (ICD) gefunden haben. Die 2018 Fourth Universal Definition of Myocardial Infarction wurde im Rahmen des ESC 2018 präsentiert und online in European Heart Journal<sup>1</sup> und auf der ESC Website<sup>2</sup> publiziert.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Thygesen K et al.: 2018 Fourth Universal Definition of Myocardial Infarction. ESC 2018; Guideline Overview: FP1067
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> 2018 ESC/ACCF/AHA/WHF Fourth Universal Definition of Myocardial Infarction. European Heart Journal. 2018. doi: 10.1093/eurheartj/ehy462 <br /><strong>2</strong> ESC Guidelines on the ESC website: www.escardio.org/guidelines</p>
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