
Konsensus zu psychischer Gesundheit und kardiovaskulären Erkrankungen
Bericht: Reno Barth
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Die ESC hat in Kooperation mit weiteren Fachgesellschaften ein Konsensus-Statement publiziert,1 das der multidirektionalen Beziehung von psychischen und kardiovaskulären Erkrankungen Rechnung tragen soll. Gefordert wird mehr Bewusstsein sowohl für psychosoziale Stressfaktoren als auch für manifeste psychische Erkrankungen, die in die kardiovaskuläre Risikobewertung einbezogen werden sollen.
Empfehlung: Psycho-Kardio-Teams
„Es geht darum, die multidirektionale Beziehung zwischen psychischer Gesundheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorzuheben“, erklärt Prof. Dr. Christi Deaton, University of Cambridge, die Intention hinter dem neuen ESC-Konsensus-Statement zu psychischer Gesundheit und kardiovaskulären Erkrankungen. Beteiligt daran waren auch die European Federation of Psychologists Associations, die European Psychiatric Association und die International Society of Behavioral Medicine. Das Statement wurde nach Guideline-Methodologie entwickelt, gibt jedoch keine Guideline-Empfehlungen mit angegebener Evidenzstärke. Man habe noch großen Forschungsbedarf, so Deaton, könne aber dennoch einiges evidenzbasiert empfehlen.
Dazu gehört die Einrichtung von Psycho-Kardio-Teams, um eine multidisziplinäre Behandlung zu gewährleisten. Ein Psycho-Kardio-Team ist das gewohnte Herz-Team unter Einbeziehung von Psycholog:innen und Psychiater:innen.
Gut dokumentiert ist, dass psychische Erkrankungen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) erhöhen und umgekehrt. So haben Herzgesunde mit Depression oder Angsterkrankung ein erhöhtes Risiko, eine kardiovaskuläre Erkrankung zu entwickeln und früh zu sterben. Bei posttraumatischer Stresserkrankung ist das Risiko, eine KHK zu entwickeln, um 25–50% erhöht. Eine manifeste KHK erhöht das Risiko, Angst und Depression zu entwickeln, signifikant. Frauen und junge Menschen beiderlei Geschlechts sind stärker betroffen. Patient:innen mit beiden Erkrankungen haben eine schlechtere Prognose. Angst und Depression sind mit kardiovaskulären Ereignissen und Mortalität assoziiert. Eine psychische Erkrankung wirkt sich ungünstig auf die Therapieadhärenz aus. Deaton weist darauf hin, dass psychosozialer Stress in allen Formen das kardiovaskuläre Risiko erhöht, wobei keine psychiatrische Erkrankung vorhanden sein muss. Ziel ist, durch die Verbesserung der psychischen Gesundheit in der Allgemeinbevölkerung auch kardiovaskuläre Primärprävention zu betreiben.
Auf besondere Risikogruppen achten
Systematische Screenings auf psychische Symptome werden in der kardiologischen Versorgung empfohlen und das kardiovaskuläre Risiko bei psychisch erkrankten Patienten soll regelmäßig bewertet werden. Dabei ist es wichtig, nicht nur den Patient:innen, sondern auch den sie betreuenden Personen zuzuhören. Psychische Erkrankungen und psychosoziale Faktoren sollten als Bestandteil der kardiovaskulären Risikoevaluation gesunder Personen erhoben werden. Dies soll bewirken, dass psychische Erkrankungen bei kardiologischen Patient:innen konsequenter behandelt werden. „Die kardiovaskuläre klinische Praxis übersieht häufig die Bedeutung psychischer Gesundheit und ihrer Einbindung in die Patient:innenversorgung. Wir müssen als kardiovaskuläre Spezialisten Kollaborationen mit Experten und Expertinnen für psychische Gesundheit aufbauen“, so Prof. Dr. Héctor Bueno vom National Centre for Cardiovascular Research (CNIC) in Madrid, Co-Autor des Konsensus. Eine kulturelle Veränderung sei notwendig, um die komplexe Beziehung zwischen psychischer Gesundheit und HKE zu berücksichtigen und eine patientenzentrierte Versorgung zu fördern. Im Konsensus wird daher eine Modifikation der kardiovaskulären Risiko-Scores gefordert, in die psychische Erkrankungen einbezogen werden sollten. Hierzu fehle es aktuell allerdings auch an Evidenz. Ebenso bestehen erhebliche Wissenslücken hinsichtlich der besten Methoden zur Unterstützung der psychischen Gesundheit im Hinblick auf eine Reduktion des Risikos für HKE.
Dies betrifft insbesondere Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen wie Depression oder Schizophrenie. In dieser Patient:innengruppe sind z.B. supraventrikuläre und ventrikuläre Arrhythmien häufig, was das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöht und wozu auch bestimmte, in der Psychiatrie gebräuchliche Medikamente beitragen können.
Quelle:
ESC-Kongress 2025: 2025 ESC Consensus Statement on Mental Health and Cardiovascular Disease. Präsentiert am 1.9.2025, Madrid
Literatur:
1 Bueno H et al.: 2025 ESC Clinical Consensus Statement on mental health and cardiovascular disease: developed under the auspices of the ESC Clinical Practice Guidelines Committee: Developed by the task force on mental health and cardiovascular disease of the European Society of Cardiology (ESC) Endorsed by the European Federation of Psychologists’ Associations AISBL (EFPA), the European Psychiatric Association (EPA), and the International Society of Behavioral Medicine (ISBM). Eur Heart J, ehaf191, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaf191
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