
„Die PrEP ist eine hochwirksame und kosteneffiziente Maßnahme“
Unser Gesprächspartner:
Univ.-Prof. Dr. Alexander Zoufaly
4. Medizinische Abteilung mit Infektiologie
Klinik Favoriten der Stadt Wien
Präsident der Österreichischen AIDS Gesellschaft (ÖAG)
E-Mail: info@aidsgesellschaft.at
Das Interview führte
Mag. Birgit Leichsenring
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Bereits seit Jahren befürwortet und fördert die Österreichische AIDS Gesellschaft (ÖAG) als medizinische Fachgesellschaft den Einsatz der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) im Kampf gegen HIV. Um dieses Anliegen klar zu betonen, hat die ÖAG ihre Forderung zur PrEP in Österreich neu veröffentlicht. Univ.-Prof. Dr. Alexander Zoufaly, Wien, erläutert, warum die PrEP wichtig ist und welche Aktivität die Fachgesellschaft selbst aktuell dazu setzt.
Die Einnahme der medikamentösen HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) stellt eine hochwirksame Komponente jener Maßnahmen dar, um HIV-Neuinfektionen zu reduzieren. Die ÖAG stellt dazu klare Forderungen und bietet auch eine umfassende Fortbildung rund um HIV an, wie der ÖAG-Präsident im Interview erklärt.
Herr Prof. Zoufaly, die PrEP spielt seit Langem in der HIV-Prävention eine Rolle. Wie ist die Situation in Österreich?
A. Zoufaly: Die PrEP ist eine hochwirksame Maßnahme zur Verhinderung von HIV-Neuinfektionen. Zusätzlich muss betont werden, dass es sich um eine kosteneffiziente Maßnahme handelt. In den meisten Ländern Mittel- und Westeuropas wird sie daher von den Kostenträgern vollständig erstattet und ist fest etabliert. In Österreich ist die PrEP, bestehend aus der Kombination Tenofovirdisoproxilfumarat/Emtricitabin (TDF/FTC),bisher nur auf die Initiative weniger Apotheken zu einem reduzierten Selbstkostenpreis erhältlich. Und die für die leitliniengerechte Durchführung einer PrEP notwendigen Begleituntersuchungen werden nicht von allen Kostenträgern übernommen.
Warum fordert die ÖAG nun diese Kostenerstattung?
A. Zoufaly: Um einen maximalen Impact hinsichtlich der Reduktion von Neuinfektionen zu haben, braucht es das Angebot und die Versorgung mit PrEP für möglichst viele Personen, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Und eine tatsächlich für alle Menschen verfügbare Versorgung kann nur durch Übernahme der Kosten gewährleistet werden. Die Kosten, die derzeit mit einer PrEP verbunden sind, sind prohibitiv, um alle Menschen, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, zu erreichen.
Was beinhaltet eine PrEP für die Menschen und ihre begleitenden Ärzt*innen?
A. Zoufaly: Eine PrEP besteht grundsätzlich aus zwei zusammengehörigen Maßnahmen. Das eine ist die korrekte Einnahme der PrEP-Medikamente selbst. Das andere ist ein begleitendes medizinisches Screening-Programm. Es ist als Erstes notwendig, sicherzustellen, dass die Menschen, die eine PrEP beginnen, definitiv HIV-negativ sind und es auch bleiben. Bei Start der PrEP ist daher unbedingt darauf zu achten, dass keine frische HIV-Infektion vorliegt, die unter Umständen mit einem einfachen Ak/Ag-Screeningtest noch nicht detektiert werden kann. In weiterer Folge sind HIV-Tests regelmäßig zu wiederholen. Zum anderen sind serologische Tests auf Lues sowie PCR-basierte Abstrichuntersuchungen auf Chlamydien und Gonorrhöalle drei Monate aus allen drei Körperöffnungen durchzuführen. Eine periodische Überprüfung der Nierenfunktion ist empfehlenswert.
Die ÖAG bietet aktuell eine DFP-approbierte Fortbildung rund um die PrEP an. Was inkludiert die Fortbildung?
A. Zoufaly: Unsere Fortbildung bietet wichtige Informationen zur Diagnostik einer HIV-Infektion für Kolleg*innen aller Fachbereiche. Das rasche Erkennen einer akuten HIV-Infektion dient auch dem sicheren Ausschluss einer HIV-Infektion, z.B. bei PrEP-Start. Neben einem eigenen Modul zu der PrEP-Medikation selbst haben wir auch eine umfassende Übersicht über sexuelle übertragbare Infektionen (STI) sowie deren Nachweis und Behandlung inkludiert, die im Kontext einer PrEP auftreten können.
Das Fortbildungsprogramm richtet sich nicht nur an Kolleg*innen, die eventuell PrEP anbieten möchten, sondern an alle österreichischen Mediziner*innen, die mit Beratung über sexuelle Gesundheit und der Vermeidung von STI inklusive HIV konfrontiert sind.
Vielen Dank für das Gespräch!
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