Asymptomatische pharyngeale Gonorrhö im Gurgeltest detektieren?
Unser Gesprächspartner:
Dr. Martin Gisinger
Haut Infektionssprechstunde
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie
Medizinische Universität Innsbruck
E-Mail: martin.gisinger@tirol-kliniken.at
Das Interview führte
Mag. Birgit Leichsenring
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Ob man eine asymptomatische pharyngeale Gonorrhö auch mittels einfachen Gurteltests nachweisen kann, untersuchten Expert*innen der Medizinischen Universität Innsbruck. Das Ergebnis dieser Studie wurde nun am DÖAK 2023 präsentiert.
Die Prävalenz einer pharyngealen Gonorrhö (GO) ist unbekannt, da sie wie viele Infektionen infolge eines asymptomatischen Verlaufs meist undiagnostiziert bleibt. Im Zuge regelmäßiger Screenings auf sexuell übertragbare Infektionen (STI), wie sie etwa bei der leitlinienkonformen HIV-Präexpositionsprophylaxe (HIV-PrEP) durchgeführt werden, werden mitunter auch asymptomatische Infektionen detektiert. Für die Unterbrechung von Infektionsketten und Eindämmung der Verbreitung resistenter Stämme kann die Therapie einer asymptomatischen GO eine Rolle spielen.
Am DÖAK 2023 wurde eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck zur Detektion einer asymptomatischen GO präsentiert. Dr. Martin Gisinger berichtet im Interview von der Studie, die er gemeinsam mit Dr. Maria Kitchen durchgeführt hat.
Tab. 1: Diagnostik und Symptomatik der GO in Zusammenhang mit der Lokalisation (modifiziert nach Kitchen M et al. 2023)
Was war die Zielsetzung Ihrer Studie?
M. Gisinger: Wir haben uns mit zwei Fragestellungen auseinandergesetzt: Einerseits wie häufig eine pharyngeale GO in unserer Kohorte ist und andererseits, ob ein Gurgeltest eine Alternative zum Rachenabstrich wäre.
Wie sah das Studiensetting aus?
M. Gisinger: Insgesamt haben wir 109 Episoden einer nachweisbaren GO von 94 Patient*innen ausgewertet. Wir waren ein wenig überrascht, dass die pharyngeale GO am häufigsten auftrat. In 22% lag ausschließlich eine pharyngeale GO vor, insgesamt war bei ca. 65% der Test positiv. Symptomatisch waren hingegen nur vier Fälle. Interessant war auch, dass die Urethra mit ca. 20% am seltensten betroffen war. Allerdings traten bei der urethralen GO mit ca. 73% am häufigsten Symptome auf.
Welche Ergebnisse zeigten sich zur Methodik des Gurgeltests?
M. Gisinger: Der direkte Vergleich der Testergebnisse von Rachenabstrich und Gurgelprobe von 71 Episoden einer pharyngealen GO zeigte, dass im Gurgeltest einige Infektionen undiagnostiziert blieben. In Zahlen ausgedrückt: Bei 59 Fällen waren beide Proben positiv, in zehn Fällen nur der Abstrich und in zwei Fällen war nur die Gurgelprobe positiv. Allerdings arbeiten wir hier mit sehr kleinen Zahlen. Man müsste sich in größeren Kollektiven anschauen, ob dieser Unterschied bestehen bleibt. Die Patient*innen empfanden den Gurgeltest zumindest als sehr angenehm. Bei Ablehnung des Rachenabstrichs böte sich damit eine Option als alternative Probengewinnung.
Welches Fazit darf man ziehen?
M. Gisinger: Essenziell ist, ein STI-Screening immer als „Kombipaket“ zu verstehen. Einerseits in Bezug auf die Lokalisation: Bei der Gonorrhö z.B. ist es wichtig, nicht nur an eine urethrale Infektion zu denken, wie auch unsere Zahlen zum Auftreten der pharyngealen GO unterstreichen. Und anderseits in Bezug auf andere STI: Besteht der Verdacht auf eine STI, oder ergibt die Anamnese ein potenzielles Risiko, sollten unbedingt auch andere STI (HIV, Hepatitis A, B, C, Chlamydien, Lues und Gonokokken) mit in Betracht gezogen und auch mit getestet werden. Und es sollte die Chance genutzt werden, die Menschen auf Präventionsoptionen anzusprechen, wie z.B. eine HIV-PrEP.
Quelle:
Kitchen M et al.: Asymptomatic gonorrhoea of the pharynx is common and can also be detected in gargle samples. DÖAK 2023, Bonn; P81035
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