
Wie zufrieden sind die jungen HNO-Ärzt*innen?
Autorinnen:
Dr. Anna Essl
Klinik Landstraße, Wien
Dr. Magdalena Kirnbauer
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Wien
E-Mail: younghno@medunigraz.at
Wir, die YoungHNO – die Vertretung der HNO-Assistenzärzt*innen in Österreich, setzen uns für gute Ausbildungsverhältnisse ein. Womit die Jungärzt*innen in Österreich unzufrieden sind, haben wir mittels einer österreichweiten Umfrage eruiert.

Um herauszufinden, wie zufrieden die HNO-Jungärzt*innen (Assistenzärzt*innen und HNO-Fachärzt*innen max. 3 Jahre nach Ausbildungsende) derzeit sind und hier die Punkte mit dem größten Verbesserungspotenzial zu erkennen, initiierten wir, unsere Assisstenzärt*innen-Vertreterin Dr. Magdalena Kirnbauer und die YoungHNO, im Herbst 2022 eine Umfrage. Die Einladung wurde an alle Mitglieder der YoungHNO und über die HNO-Gesellschaft versendet. Die Fragen orientierten sich größtenteils an einer bereits in Deutschland durchgeführten Umfrage zur Ausbildungszufriedenheit in mehreren Fachrichtungen, inklusive der HNO.
Zufriedenheit mit der beruflichen Situation
Etwa ein Drittel beteiligte sich an der Umfrage, gleichmäßig verteilt auf alle Ausbildungsstufen. In absoluten Zahlen liegen Ergebnisse von 68 Teilnehmenden vor (Abb. 1): Je 10% gaben an, sehr zufrieden bzw.sehr unzufrieden zu sein, 33% gaben an, mit der augenblicklichen beruflichen Situation eher zufrieden zu sein, und 27% gaben an, eher unzufrieden zu sein. Für 20% war es teils, teils. Diese Ergebnisse zur Gesamtzufriedenheit decken sich in etwa mit den Umfrageergebnissen der Jungen HNO in Deutschland von 2020. Als Hauptgründe für eine (teilweise) Unzufriedenheit wurden angegeben:
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ein hoher Zeitdruck während der Arbeit (n=37; 54,4%),
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mangelnde Qualität der ärztlichen Ausbildung (n=30; 44,1%),
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fehlende Anleitung und/oder Supervision im Berufsalltag (n=27; 39,7%),
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hoher Anteil arztfremder Tätigkeiten im Berufsalltag (n=26; 38,2%) und
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eine hohe zeitliche Arbeitsbelastung (n=25; 36,8%).
Die Hälfte der Teilnehmenden hatte bereits aus Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen daran gedacht, den Arbeitsplatz (Abteilung oder Krankenhaus) zu wechseln (51,9%).
Organisation der Ausbildung
Wir haben die Umfrageteilnehmenden auch zur Organisation der Facharztausbildungbefragt, hier gaben nur 28,8% an, dass es eine grobe Struktur in ihrer Klinik, z.B. ein Curriculum oder einen Ausbildungsplan, gäbe und sie diesen von ihrem Fortbildungsverantwortlichen auch übergeben bekommen hatten.
Weiters hatten 67,3% der Befragten Bedenken, dass sie die vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte bis zum Ende der Ausbildungszeit überhaupt erlernen können. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen strukturierter Ausbildung und Zufriedenheit, jedoch keine statistisch signifikante Korrelation: In der Gruppe der eher unzufriedenen Personen gab es für die Mehrheit keine grobe Ausbildungsstruktur und unter den sehr Unzufriedenen für niemanden.
Bezüglich der Korrelation zwischen Ausbildungsgesprächen und Zufriedenheit zeigtesich, dass all jene, an deren Abteilungen regelmäßig Ausbildungsgespräche stattfinden,ihre augenblickliche berufliche Situation zumindest neutral oder positiv bewerteten.
Eine fachärztliche Supervision im Rahmen der Tätigkeit in der Ambulanz und auf der Station verneinten nur 5,8%. 40% gaben an, täglich eine gemeinsame Visite zu machen, bei 65% wird die Ambulanz immer von einer*m Fachärzt*in mitbetreut und bei 32,7% ist ein*e Fachärzt*in zumindest telefonisch erreichbar.
Da die HNO-Heilkunde ein chirurgisches Fach ist, haben wir auch die Situation der operativen Ausbildung evaluiert. Hier gabetwa ein Drittel der Teilnehmenden an, durchschnittlich 1–3 Operationen pro Woche durchzuführen. Jeweils etwa ein Sechstel gab an, weniger als einmal beziehungsweise 3–5-mal pro Woche für Operationen eingeteilt zu werden. Nur einzelne Teilnehmende gaben an, im Durchschnitt mehr als 5-mal pro Woche zu operieren.
Eine transparente und faire Verteilung der (Lehr-)Operationen zwischen allen Assisten*innen findet nur bei einem Drittel statt. Die Einteilung erfolgt meist durch eine*n Oberärzt*in (59,2%) beziehungsweise den/die Primar*ia (36,7%).
Als Methode zur Verteilung wird meist der subjektiv geschätzte Operationsbedarf (zu 49%) herangezogen. 19% der Teilnehmenden empfanden, dass die Verteilung durch ein „Günstlingsprinzip“beeinflusst wird. Nur bei einer Minderheit kam eine erhobene Operationsstatistik (n=4; 8,2%) oder Zielvereinbarungen z.B. nach Ausbildungsgesprächen (n=3; 6,1%) zur Anwendung.
Sowohl die absolute Anzahl an Operationen pro Woche als auch die subjektiv faire Verteilung von Operationen korrelieren statistisch signifikant mit der Ausbildungszufriedenheit (Spearman-Korrelation, Korrelationskoeffizient 0,288 [p=0,042] bzw. 0,56 [p<0,001]).
Von circa einem Drittel der Teilnehmenden werden alle Eingriffe des Operationskataloges selbst durchgeführt, von einem weiteren Drittel nicht. 28,6% führen ihre Eingriffe größtenteils selbst durch, einige Eingriffe werden jedoch bescheinigt, ohne dass die Assistent*innen diese selbst operiert haben.
Berufliche Zukunft
Für ihre berufliche Zukunft im Rahmen der Ausbildung zur*m HNO-Fachärzt*in wünschen sich:
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79,2% mehr Zeit im OP,
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56,3% eine komplikationslose Rotationsmöglichkeit in fremde Kliniken für einen begrenzten Zeitraum,
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52,1% mehr Gehalt,
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47,9% mehr Fortbildungsangebote.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen uns, dass die generelle Zufriedenheit unter den HNO-Assistent*innen durchaus noch gesteigert werden kann. Einen wesentlichen Einfluss scheinen eine klare Ausbildungsstruktur, die subjektiv faire Verteilung von (Lehr-)Operationen und die absolute Anzahl an Operationen zu haben.
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