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Evidenz und Innovation

Stimmungsbericht: HNO-Kongress 2023

Ende September fand in den ehrwürdigen Gemäuern der Wiener Hofburg der 67. Österreichische HNO-Kongress statt. Neben hochkarätigen Sprecher:innen aus der HNO-Medizin erwartete die Teilnehmenden ein Festvortrag von Nobelpreisträger Univ.-Prof. Dr. Anton Zeilinger.

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Abb. 1: Die Hofburg in Wien war in diesem Jahr Schauplatz des HNO-Kongresses

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Abb. 2: Der Industrieausstellung diente u.a. der opulente Festsaal als Rahmen

Auch in diesem Jahr war der HNO-Kongress unter dem Motto „Evidenz und Innovationen“ gespickt mit Highlights: Eine Fülle an interessanten Vorträgen (ein Potpourri von Zusammenfassungen verschiedenster Vorträge finden Sie in der aktuellen und in der nächsten Ausgabe von JATROS Pneumologie & HNO), Rundtisch-Gesprächen, Kursen und Symposien aus den Themengebieten Otologie, Rhinologie, Phoniatrie, Onkologie, plastischer Chirurgie sowie Praxismanagement erwartete die Besucher:innen. In den Pausen lud die Industrieausstellung in den royalen Gemäuern Wiens zum Austausch ein (Abb. 2).

Zwischen Streichquartett und Nobelpreis: die Eröffnung

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Abb. 3: Präsident Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner und das 1. Wiener Streichquartett bei der Kongresseröffnung

Diese Veranstaltung sticht aber immer wieder auch mit ihrer kulturell hochwertigen Eröffnung hervor: Heuer wurde das 1. Wiener Streichquartett unter der Leitung von Prof. Rainer Küchl, Erster Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und des Staatsopernorchesters i.R., engagiert, um den anwesenden HNO-Mediziner:innen akustische Genüsse zu bescheren. Anschließend begrüßte Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner, amtierender Präsident der HNO-Gesellschaft, die Anwesenden im Zeremoniensaal der Hofburg (Abb. 3). Er stellte die Vorreiterrolle Österreichs in der HNO-Medizin in den Vordergrund: 2023 feiern wir 150 Jahre HNO-Klinik in Wien. Aber auch ein weiterer Meilenstein wurde vor 150 Jahren gelegt: Am Silvesterabend des Jahres 1873 führte der Chirurg Theodor Billroth im Rahmen einer Notoperation die erste Laryngektomie durch.

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Abb. 4:Nobelpreisträger Univ.-Prof. Dr. Anton Zeilinger, Quantenphysik und HNO-Mediziner:innen

Lobende Worte für Österreichs HNO-Mediziner:innen fand auch der zweite Festredner, Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Das Hauptaugenmerk seiner Rede lag jedoch auf der Betonung der Wichtigkeit der Grundlagenforschung – ein Thema, das in den Eröffnungsreden öfter aufgegriffen wurde. Denn die Finanzierung der Grundlagenforschung ist noch immer schwierig, obwohl sie von außerordentlicher Wichtigkeit ist. Welche wichtigen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung gewonnen werden können, wurde beim Festvortrag deutlich: Univ.-Prof. Dr. Anton Zeilinger, Wien, hat für seine Erkenntnisse, die allesamt auf Grundlagenforschung basieren, im Jahr 2022 den Nobelpreis für Physik erhalten. Der Zeremoniensaal war voll und aufmerksamst wurde Zeilinger gelauscht, als er mit einer „Reise durch die wunderbare Welt der Quanten“ uns allen die Quantenphysik näherzubringen versuchte (Abb. 4). Zeilingers wichtigste Botschaft war jedoch sein Plädoyer einerseitsfür die Stärkung der Grundlagenforschung, in der man verrückte Ideen umsetzen kann und offen sein darf für Überraschungen, andererseits für die Förderung des Nachwuchses: Die Jungen müssen ermutigt werden, ihre eigenen Wege zu verfolgen, die Begeisterung soll weitergegeben werden und vor allem müssen Hochbegabte identifiziert und gefördert werden.

Preise

Im Anschluss wurden wie gewohnt die Preise vergeben: Der Fahl-Wissenschaftspreis der Gesellschaft ging in diesem Jahr an zwei exzellente Wissenschaftler: Dr. Erdem Yildiz, Wien, erhielt ihn für seine Arbeit zur Ergründung der Medikamentengabe ins Innenohr über einen Cochlea-Katheter, wobei ihm Ferkel als repräsentative Modelle für die menschliche Cochlea-Pharmakokinetik dienten. Priv.-Doz. DDr. Sven Schneider, Wien, wurde für seine Untersuchungen zur Steigerung der Aspirintoleranz bei „NSAID-exacerbated respiratory disease“ (N-ERD) durch den Einsatz von Dupilumab geehrt. Der Wissenschaftspreis der Gesellschaft ging an Priv.-Doz. Dr. David Liu, Wien („Item response theory for psychometric properties of the SNOT-22“), Dr. Anette Runge, Innsbruck („Patient-derived head and neck tumor slice cultures: a versatile tool to study oncolytic virus action“) und Priv.-Doz. DDr. Bernhard Jank, Wien („Targeting TGF beta receptor 1 in head and neck squamous cell carcinoma“). Mit der Karl-Stoerck-Josef-Gruber-Medaille, der größten Auszeichnung der Österreichischen HNO-Szene, wurde Univ.-Prof. Dr. Walter Cancura, Wien, für seine jahrzehntelangen Verdienste geehrt. Dr. Mathias Gerlitz, Wien, gewann den 1. Platz beim BESS-Posterpreis mit seiner Arbeit zu den unterschiedlichen Applikationsformen von Dexamethason und deren intracochleärer Verteilungskinetik in einem Großtiermodell mit menschenähnlichen Innenohrdimensionen.

Ausblick 2024

Univ.-Prof. Dr. Georg-Mathias Sprinzl, Leiter der HNO-Abteilung des Universitätsklinikums St. Pölten, wird als Nachfolger Gstöttners im kommenden Jahr die Agenden der Österreichischen HNO-Gesellschaft als deren Präsident betreiben. Und auch der nächste Präsident wurde im Rahmen des Kongresses gewählt: An Univ.-Prof. Dr. Martin Burian aus Linz wird 2025 das Zepter übergeben werden.

Somit bleibt die Vorfreude auf den 68. HNO-Kongress 2024, der von 11. bis 14. September 2024 im Congress Center Baden stattfinden wird.

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