
Herz und Covid-19

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nachwievor die Todesursache Nummer 1 in Österreich. Sinkende Zahlen während der Covid-19-Pandemie lassen sich eher auf eine nichterfolgte Hospitalisierung als auf eine tatsächliche Abnahme der kardiovaskulären Mortalität führen. Die entsprechende Behandlung von Covid-19-Genesenen ist dabei vor allem im Hinblick auf kardiovaskuläre Langzeitfolgen von großer Wichtigkeit.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) stellen die Haupttodesursache bei beiden Geschlechtern in Österreich dar (Abb. 1), wobei Frauen bei der Erstmanifestation im Durchschnitt um zehn Jahre älter sind (Abb. 2).1
Abb. 1: Gestorbene 2019 nach Hauptgruppen und Todesursache sowie Geschlecht (modifiziert nach Statistik Austria)1
2020, zu Beginn der Coronavirus-Pandemie, wurde initial von einer Abnahme der kardiovaskulären Mortalität ausgegangen. Schwarz et al. konnten in einer aktuell publizierten Studie nachweisen, dass im Rahmen der Lockdowns 2020 in Deutschland 40% weniger Zuweisungen von Nicht-ST-Hebungsinfarkt(NSTEMI)-Patienten auf Notfalleinheiten stattfanden.2 Zudem zeigten Nef et al., dass 2020 in Deutschland um 35% weniger Katheterinterventionen durchgeführt wurden, die kardiovaskuläre Mortalität aber um 8% und die kardiale Mortalität um 12% anstieg.3 Laut einer Publikation im Heart Journal 2021von Wu et al. hat die kardiovaskuläre Mortalität in den Spitälern zwar deutlich abgenommen, dafür aber zu Hause deutlich zugenommen.4 Das bedeutet, dass Patienten mit Myokardinfarkt gar nicht mehr ins Spital transferiert wurden, sondern zu Hause verstarben.
Pathophysiologie und kardiale Komplikation nach SARS-CoV-2-Infektion
Das Renin-Agiotensin-Aldosteronsystem ist eng in den Infektionsmechanismus von SARS-CoV-2 involviert. Durch die Bindung des Spike-Proteins an den ACE-2-Rezeptor und anschließende proteolytische Spaltung gelangt das Virus in die Zelle. Die Dysbalance der Effekte, die entweder über den AT-1- oder AT-2-Rezeptor vermittelt werden, beeinflussen v.a. in der Frühphase den Krankheitsverlauf von Covid-19.5
Das metabolische Syndrom, Diabetes mellitus 2 und Covid-19 sind Multisystem-erkrankungen und schädigen die gleichen Organsysteme –Gefäße, die Lunge, das Herz etc. Das ist auch der Grund, weshalb Patienten mit metabolischem Syndrom und Diabetiker ein höheres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion haben bzw. ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf aufweisen.
Kardiovaskuläre Langzeitfolgen nach Covid-19
Kardiovaskuläre Langzeitfolgen nach einer SARS-CoV-2-Infektion sind mit Diabetes- mellitus-2-Langzeitschäden vergleichbar. Das Auftreten eines kardiorenalen Syndroms bedingt durch eine Einschränkung der linksventrikulären Pumpleistung, der Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems, der Aktivität des sympathischen Nervensystems und der neurohumoralen Kaskade kann langfristig zu einer systolischen Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HEFrEF) und eingeschränkter Nierenfunktion führen. Die Behandlung von Covid-19-Patienten bedarf daher eines interdisziplinären, multiprofessionellen Teams.
Rehabilitation nach Covid-Erkrankung
Um die Patienten nach dem Spitalsaufenthalt hinsichtlich Aktivität und Teilhabe am sozialen, gesellschaftlichen und beruflichen Leben besser unterstützen zu können und den Verlust der Arbeitsfähigkeit bzw. die Pflegebedürftigkeit verhindern zu können, empfehlen die aktuellen S3-Leitlinien-Empfehlungen 2021 die Zuweisung zur stationären bzw. ambulanten Rehabilitation:6
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Die Rehabilitation gilt als Teil der wesentlichen Versorgung und soll bereits im Krankenhaus begonnen werden.
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Nach schweren und kritischen Verläufen von Covid-19 sollen rehabilitative Angebote initiiert werden.
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Zudem sollen die rehabilitativen Maßnahmen im Rahmen einer ambulanten bzw. stationären Rehabilitation fortgesetzt werden.
Folgendes ist bei der Rehabilitationsfähigkeit von Patienten zu beachten:
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Die Covid-19-bedingte Akutsymptomatik soll vor Verlegung mindestens zwei Tage abgeklungen sein.
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Die respiratorische und hämodynamische Situation soll stabil sein.
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Rehapotenzial muss vorhanden sein.
Abb. 3: Sterblichkeit aufgrund der häufigsten Todesursachen (altersstandardisierte Sterberaten auf 100 000 Einwohner seit 2015 nach Kalenderwochen) (modifiziert nach Statistik Austria)1
Betreuung kardiologischer Patienten in der allgemeinmedizinischen Praxis
Kardiologische Patienten sind oft multimorbid und indiehöchste Risikokategorie einzustufen. Laut Empfehlungen der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften sind in der Betreuung folgende Punkte zu berücksichtigen:7
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Vermeidung unnötiger Präsenzkontakte (Wege, Warteräume, Personen)
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optimale Kontrolle der Grunderkrankungen und besondere Aufmerksamkeit für neue Problemstellungen (z.B. eine HEFrEF nach Myokardinfarkt, Risiko für Thromboembolien, Kontrolle der KHK, Rhythmusstörungen etc.)
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Nachsorge nach Plan
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Bei hochgradig gefährdeten und telemonitierten Patienten ist eine enge Kooperation mit dem spezialisierten Bereich angezeigt.
Literatur:
Statistik Austria: Todesursachenstatistik. www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/todesursachen/index.html ; zuletzt aufgrufen am 3. 5. 2021
Schwarz V et al.: Decline of emergency admissions for cardiovascular and cerebrovascular events after the outbreak of COVID-19. Clin Res Cardiol 2020; 109: 1500-6
Nef HM et al.: Impact of the COVID-19 pandemic on cardiovascular mortality and catheterization activity during the lockdown in central Germany: an oberservational study. Clin Res Cardiol 2020; 110: 292-301
Wu J et al.: Place and causes of acute cardiovascular mortality during the COVID-19 pandemic. Heart 2021; 107: 113-9
Becker R et al.: Anticipating the long-term cardiovascular effects of COVID-19. J Thromb Thrombolysis 2020; 3: 1-13
S3 Leitlinien: Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/113-001LG.html ; zuletzt aufgerufen am 3. 5. 2021
Rabady S: Betreuung kardiologischer Patient_innen in Zeiten der Pandemie. Karl Landsteiner Universität für Gesundheitswissenschaften. Krems. www.kl.ac.at/sites/default/files/doc/webinar_kardiologie_und_covid_4-20_rabady_1.pdf ; zuletzt aufgerufen am 3. 5. 2021
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