
Hormonfreie Therapiemöglichkeiten
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Die Menopause ist ein erwartetes Ereignis im Leben jeder Frau. Symptome in der Perimenopause können leicht, mittelgradig oder stark ausgeprägt sein. In Abhängigkeit von der Art und der Intensität von Symptomen ist individuell zu entscheiden, ob eine Behandlung indiziert ist. Über viele Jahre waren hormonelle Therapien der Standard in dieser Situation. Wenn eine hormonelle Therapie kontraindiziert oder nicht gewünscht wird, können hormonfreie Therapien eingesetzt werden. Hierzu gehören Phytotherapie, NK3-Rezeptor-Antagonisten und Lasertherapie.
Keypoints
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Pflanzliche Extrakte sind als Nahrungsergänzungsmittel oder als Arzneimittel erhältlich.
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Zur Therapie von Hitzewallungen ist die Traubensilberkerze als pflanzliches Arzneimittel hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit am besten untersucht und dokumentiert.
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Pflanzliche Arzneimittel sollen gegenüber einfachen pflanzlichen Extrakten bevorzugt werden.
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Bei der Anwendung von Fezolinetant werden prätherapeutisch und im Verlauf der Behandlung Laborkontrollen zur Leberfunktion empfohlen.
Zur Behandlung perimenopausaler Beschwerden wurden lange Zeit über-wiegend Hormonpräparate eingesetzt. Durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse wurde dieses Therapiekonzept neu bewertet. Für Frauen, bei denen eine Hormontherapie kontraindiziert ist oder die eine solche ablehnen, stellt sich die Frage nach hormonfreien Möglichkeiten der Behandlung. Was kann Phytotherapie hier leisten, was sollte bei der Behandlung mit Phytotherapeutika beachtet werden? Wann kann eine Lasertherapie sinnvoll eingesetzt werden? Welche Frauen können von neuen Wirkstoffen aus der Gruppe der NK3-Rezeptor-Antagonisten profitieren und was ist bei der Indikationsstellung und im Verlauf der Behandlung zu beachten?
Klimakterische Beschwerden
Das mediane Alter für die Menopause beträgt 51 Jahre. Ein Teil der Frauen leidet in dieser Phase der hormonellen Umstellung unter Beschwerden, die behandlungsbedürftig sind. Die häufigsten Beschwerden in dieser Lebensphase sind Hitzewallungen, nächtliches Schwitzen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, chronische Müdigkeit, vaginale Symptome, Gelenkschmerzen und Kopfschmerzen. Bei Vitamin-D-Mangel sind die Symptome stärker ausgeprägt.1
Phytotherapie: pflanzliches Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel?
Wenn ein Leidensdruck besteht und die Indikation zur Therapie gestellt wird, jedoch eine Hormontherapie kontraindiziert ist oder abgelehnt wird, folgt oft die Frage nach den Möglichkeiten einer pflanzlichen Behandlung. In Abhängigkeit von der individuellen Situation kann eine Phytotherapie hilfreich sein. Pflanzliche Extrakte sind als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich oder als Arzneimittel. Nahrungsergän-zungsmittel gelten als Lebensmittel und unterliegen damit dem Lebensmittelrecht. Hier ist kein Wirksamkeitsnachweis erforderlich. Im Gegensatz dazu unterliegen pflanzliche Arzneimittel dem Arzneimittelgesetz. Ihre Wirksamkeit und Sicherheit sind durch Studien belegt. Diese sind für die Zulassung als Arzneimittel relevant. Pflanzliche Therapieoptionen bei Schlafstörungen sind Extrakte aus Baldrian, Hopfen, Melisse, Passionsblume oder Lavendel. Bei Stimmungsschwankungen haben sich Extrakte aus Passionsblume oder Johanniskraut bewährt. Zur Behandlung von Hitzewallungen stehen Extrakte aus der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa), Rotklee, Salbei, Rhapontik-Rhabarber sowie Soja-Isoflavone zur Verfügung. Nicht alle pflanzlichen Extrakte, die als Nah-rungsergänzungsmittel verfügbar sind, sind auch als pflanzliches Arzneimittel erhältlich.
Cimicifuga gegen Hitzewallungen
Zur Phytotherapie von Hitzewallungen ist die Traubensilberkerze, Cimicifuga racemosa, als pflanzliches Arzneimittel hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit am besten untersucht und dokumentiert. Der Wirkmechanismus von Cimicifuga wurde in mehreren Studien analysiert.2,3 Zum praktischen Einsatz der Substanz gibt es mehrere randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudien.4 Sie belegen eine signifikante Reduktion vasomotorischer Beschwerden, wie Hitzewallungen und Schlafstörungen, über mindestens zwölf Wochen sowie eine gute Verträglichkeit über mindestens ein Jahr. Bei bis zu 80% der Frauen gingen Hitzewallungen unter Cimicifuga-Anwendung zurück.4
Die Behandlung mit Cimicifuga-haltigen Arzneimitteln ist wirksam und sicher.5,6 Auch wurde Cimicifuga als Therapieoption in die „S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Intervention“ aufgenommen.7 Cimicifuga-haltige Arzneimittel können auch bei Patientinnen mit Mammakarzinom eingesetzt werden, da sie keine Phytoöstrogene enthalten. Die Einnahme Cimicifuga-haltiger Arzneimittel führt nicht zu einer Gewichtszunahme.8
Achtung bei der Präparatauswahl
Bei der Auswahl des Präparats sollten pflanzliche Arzneimittel gegenüber einfachen pflanzlichen Extrakten bevorzugt werden. Cimicifuga-haltige Arzneimittel unterliegen dem Arzneimittelgesetz. Grundlage dafür ist der Nachweis der Wirksamkeit und der Unbedenklichkeit. Getrennt davon sind einfache Extrakte aus Cimicifuga zu betrachten. Sie unterliegen nicht dem Arzneimittelgesetz, daher muss nicht ihre Wirksamkeit, sondern nur ihre Unbedenklichkeit nachgewiesen werden. Diese unterschiedliche Kategorisierung ist ein Grund für die unterschiedliche Bewertung der Wirksamkeit von Cimicifuga.
Lasertherapie der Vagina und der Vulva
Bei einem Teil der perimenopausalen Frauen stehen Beschwerden im Intimbereich und sexualmedizinische Aspekte im Vordergrund. Die vulvovaginale Atrophie (VVA) ist ein zentrales Element des genitourinären Syndroms der Menopause. 2014 wurde die Bezeichnung „genitourinary syndrome of menopause“ (GSM) eingeführt, um die verschiedenen Symptome, einschließlich der VVA, zu erfassen. Die Wirksamkeit der Lasertherapie bei VVA ist durch zahlreiche Studien belegt. Für die Lasertherapie stehen verschiedene Technologien zur Verfügung. Am häufigsten werden eingesetzt: CO2-Laser und Erbium:YAG-Laser. Die meisten wissenschaftlichen Daten zur Therapie der VVA liegen zum CO2-Laser vor.9 Folgende Symptome können durch die Lasertherapie der Vagina und der Vulva gebessert werden: Dyspareunie, vaginale Trockenheit, vaginales Brennen, Pruritus. Dies wurde durch die erste Studie mit Real World Data bestätigt.10 Zur Lasertherapie bei perimenopausalen Frauen mit leichter und mittelschwerer Harninkontinenz gibt es vielversprechende Studienresultate. In dieser Situation ist die Lasertherapie bei perimenopausalen Frauen bisher nicht als Standardtherapie etabliert.
Neues Konzept: Therapie vasomotorischer Symptome mit NK3-Rezeptor-Antagonisten
NK3-Rezeptor-Antagonisten sind eine neue Substanzgruppe. Fezolinetant ist, als erster Wirkstoff dieser Substanzgruppe, zur Behandlung moderater bis schwerer vasomotorischer Symptome (VMS) bei postmenopausalen Patientinnen zugelassen. Patientinnen mit Hitzewallungen erfahren zumeist nach 7–10 Tagen eine deutliche Linderung. Aufgrund der noch limitierten Daten zur Arzneimittelsicherheit von Fezolinetant werden prätherapeutisch und im Verlauf der Behandlung Laborkontrollen zur Leberfunktion empfohlen (ALT/GPT, AST/GOT, AP, Bilirubin gesamt und direkt). Eine weitere Limitation für die Anwendung von Fezolinetant ist die Einnahme von CYP1A2-Inhibitoren: Bei gleichzeitiger Anwendung von Fezolinetant zusammen mit CYP1A2-Inhibitoren werden, aufgrund einer Änderung der Pharmakokinetik, Cmax und AUC von Fezolinetant im Plasma erhöht.
Elinzanetant ist ein weiterer Wirkstoff aus der neuen Gruppe der NK3-Rezeptor-Antagonisten. Hierbei handelt es sich um einen Neurokinin-1-und-3-Rezeptor-Antagonisten. Die Marktzulassung für Elinzanetant zur Behandlung von vasomotorischen Symptomen in Zusammenhang mit den Wechseljahren ist bei der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) und ebenso bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) beantragt.
Literatur:
1 Mei Z et al.: The role of vitamin D in menopausal women’s health. Front Physiol 2023; 14: 1211896. doi: 10.3389/fphys.2023.1211896. PMID: 37378077; PMCID: PMC10291614 2 Stute P et al.: Transfer of preclinical study data on the influence of cimicifuga racemosa on functional changes in the hippocampus during menopause. Gynecol Endocrinol 2024; 40(1): 2360066. doi: 10.1080/09513590.2024.2360066. Epub 2024 Jun 4. PMID: 38833172 3 Pavicic E et al.: The influence of black cohosh on hippocampal and hypothalamic gene expression profiles in ovariectomized rats and its potential to treat menopausal decrease in smell discrimination. Arch Gynecol Obstet 2024; 310(5): 2663-71 4 Castelo-Branco C et al.: Review & meta-analysis: isopropanolic black cohosh extract iCR for menopausal symptoms - an update on the evidence. Climacteric 2021; 24(2): 109-19 5 Beer AM et al.: Efficacy of black cohosh (Cimicifuga racemosa) medicines for treatment of menopausal symptoms - comments on major statements of the Cochrane Collaboration report 2012 „black cohosh (Cimicifuga spp.) for menopausal symptoms (review)“. Gynecol Endocrinol 2013; 29(12): 1022-5 6 Henneicke-von Zepelin HH et al.: Isopropanolic black cohosh extract and recurrence-free survival after breast cancer. Int J Clin Pharmacol Ther 2007; 45(3): 143-54 7 S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Intervention. AWMF-Registriernummer 015-062, 20208 Naser B et al.: Weight gain in menopause: systematic review of adverse events in women treated with black cohosh. Climacteric 2022; 25(3): 220-7 9 Meden H: Laserbehandlung der vulvovaginalen Atrophie bei antihormoneller Therapie. Leading Opinions Gynäkologie & Geburtshilfe 2021; 3: 28-9 10 Kiesel M et al.: Treatment of vulvovaginal atrophy with fractional CO2 laser: evaluating real-world data. Photobiomodul Photomed Laser Surg 2021; 39(11): 716-24
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