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Diagnose fetaler Fehlbildungen

Fetale Herzfehler: vier Beispiele

<p class="article-intro">Nach Nierenstörungen stellen Herzfehler die zweithäufigste fetale Fehlbildung mit einer Inzidenz von 8 bis 9 auf 1000 Lebendgeburten dar.<sup>1</sup> Meist besteht kein Vorrisiko, sodass die Raten der pränatalen Entdeckung, mit Ausnahme spezialisierter Zentren, bei 20 bis 50 % liegen. Eine Verbesserung kann nur durch gezieltes Training der fetalen Echokardiografie erzielt werden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Zus&auml;tzlich zum Vierkammerblick sollten die &Uuml;berkreuzung der gro&szlig;en Arterien und die obere Gef&auml;&szlig;ebene in die standardisierte Herzuntersuchung integriert werden, um die Raten der Entdeckung relevanter Herzfehler auch au&szlig;erhalb spezialisierter Zentren zu erh&ouml;hen.</li> <li>Einige Herzfehler, z. B. der AVSD und die Fallot&rsquo;sche Tetralogie, sind h&auml;ufig mit chromosomalen Anomalien assoziiert. Daher sollte zumindest eine Karyotypisierung angeboten werden. In Deutschland werden die Kosten f&uuml;r einen Array-CGH zurzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen &uuml;bernommen.</li> <li>Die Diagnose eines Herzfehlers sollte eine subtile Untersuchung nach weiteren intraund extrakardialen Fehlbildungen nach sich ziehen, da assoziierte Fehlbildungen nicht selten sind.</li> </ul> </div> <p>Verschiedene Fachgesellschaften haben Leitlinien erstellt, wie eine Untersuchung des fetalen Herzens durchgef&uuml;hrt werden sollte.<sup>2, 3</sup> Im Wesentlichen ist man sich einig, dass der Vierkammerblick, die &Uuml;berkreuzung der gro&szlig;en Herzarterien und die obere Gef&auml;&szlig;ebene &uuml;berpr&uuml;ft werden sollen. Die alleinige Darstellung des Vierkammerblicks erm&ouml;glicht die Entdeckung einer gro&szlig;en Anzahl fetaler Herzfehler, aber insbesondere die conotrunkalen Anomalien werden in aller Regel erst durch Untersuchung der kreuzenden Arterien und/ oder der oberen Gef&auml;&szlig;ebene (auch Drei- Gef&auml;&szlig;-Blick genannt) erkannt.<sup>2</sup><br /> Hier werden nun vier Beispiele von Fehlern des fetalen Herzens pr&auml;sentiert. Zwei fallen durch einen abnormalen Vierkammerblick auf, die beiden anderen erfordern die Betrachtung der &Uuml;berkreuzung, respektive der oberen Gef&auml;&szlig;ebene, bei unauff&auml;lligem Vierkammerblick.</p> <h2>Auff&auml;lliger Vierkammerblick</h2> <p><strong>Atrioventrikul&auml;rer Septumdefekt (AVSD)</strong><br /> Es besteht die Kombination eines Septum- primum-Defekts des Vorhofseptums und eines Inlet-Ventrikelseptumdefekts. Hier setzen normalerweise die AV-Klappen (Mitral- und Trikuspidalklappe) an. Da dies aufgrund des &bdquo;Lochs&ldquo; nicht m&ouml;glich ist, entsteht eine gemeinsame AVKlappe, die meistens aus f&uuml;nf Segeln besteht. Eines dieser Segel, das sogenannte Br&uuml;ckensegel, zieht von einer Ventrikelwand zur gegen&uuml;berliegenden und verleiht dem AVSD den typischen Anblick in der Systole. Der normale Anblick der versetzten AV-Klappen (Trikuspidalklappe dem Apex n&auml;her als die Mitralklappe) ist nicht darstellbar. In der Diastole sieht der Vierkammerblick in der Mitte wie ausgestanzt aus (Abb. 1). Eine besondere Bedeutung hat dieser Herzfehler wegen seiner hohen Assoziation mit einer Trisomie 21 (Risiko etwa 50 %).<sup>4</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1904_Weblinks_jatros_gyn_1904_s25_abb1.jpg" alt="" width="250" height="259" /></p> <p><strong>Univentrikul&auml;res Herz: &bdquo;double inlet left ventricle&ldquo; (DILV)</strong><br /> Einige Herzfehler zeigen nur einen vorhandenen Ventrikel, unter anderem das hypoplastische Linksherz oder die Trikuspidalatresie. Auch der &bdquo;double inlet ventricle&ldquo; (DIV) geh&ouml;rt in diese Gruppe. Hierbei handelt es sich um ein Vitium, bei dem zwei normal entwickelte Vorh&ouml;fe sich mit einem singul&auml;ren Ventrikel &uuml;ber zwei normale AV-Klappen verbinden. Eine zweite rudiment&auml;re Kammer ist oft angelegt, allerdings nicht immer im Vierkammerblick darstellbar. Die h&auml;ufigste Form des DIV stellt mit etwa 80 % der &bdquo;double inlet left ventricle&ldquo; (DILV) dar.<sup>5</sup> Der rudiment&auml;re rechte Ventrikel ist &uuml;ber einen VSD (richtiger: Foramen bulboventriculare) verbunden und die gro&szlig;en Gef&auml;&szlig;e entspringen, je nach anatomischer Lage der kleinen rechten Kammer (links oder rechts), in L- oder D-Malposition. Die Pr&auml;valenz ist mit 0,1 auf 1000 Lebendgeborene niedrig und die Prognose ist abh&auml;ngig von assoziierten Fehlern, insbesondere aus der Gruppe der Isomerismen.<sup>6</sup></p> <h2>Auff&auml;llige Gef&auml;&szlig;e oder auff&auml;llige obere Gef&auml;&szlig;ebene</h2> <p><strong>Transposition der gro&szlig;en Arterien (TGA)</strong><br /> Sowohl bei der h&auml;ufigeren d-TGA als auch bei der etwa f&uuml;nffach selteneren cc-TGA (auch l-TGA) kreuzen die Gef&auml;&szlig;e nicht. Der Vierkammerblick ist bei der d-TGA unauff&auml;llig, w&auml;hrend er bei der cc-TGA auff&auml;llig ist.<sup>7, 8</sup><br /> Bei der d-TGA sind die Vorh&ouml;fe und Kammern korrekt miteinander verbunden (atrioventrikul&auml;re Konkordanz), doch die gro&szlig;en Arterien kommen aus den &bdquo;falschen&ldquo; Kammern (ventrikuloarterielle Diskordanz) und die Aorta liegt meistens rechts anterior des Truncus pulmonalis, was dazu f&uuml;hrt, dass die Gef&auml;&szlig;e parallel laufen (Abb. 2) und in der oberen Gef&auml;&szlig;ebene meist nur ein Gef&auml;&szlig; (die Aorta) sichtbar ist (Abb. 3). H&auml;ufig assoziierte Herzfehler (30&ndash;40 %) sind Ventrikelseptumdefekte und eine Pulmonalstenose.<sup>7</sup><br /> Lediglich 15 % der cc-TGA-Herzfehler kommen isoliert vor. Somit sind assoziierte Fehlbildungen h&auml;ufig und der Herzfehler ist oft sehr komplex.<sup>9, 10</sup> Es besteht eine atrioventrikul&auml;re und ventrikuloarterielle Diskordanz (rechter Vorhof <strong>&rarr;</strong> linke Kammer <strong>&rarr;</strong> Truncus pulmonalis und linker Vorhof <strong>&rarr;</strong> rechte Kammer <strong>&rarr;</strong> Aorta). Die Aorta liegt links vor dem Truncus pulmonalis. Da der rechte Ventrikel (somit per definitionem die Trikuspidalklappe) unter dem linken Atrium liegt, ist der Vierkammerblick auff&auml;llig, weil die AV-Klappe linksseitig und nicht wie normal auf der rechten Seite der Herzspitze n&auml;her liegt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1904_Weblinks_jatros_gyn_1904_s25_abb2.jpg" alt="" width="250" height="259" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1904_Weblinks_jatros_gyn_1904_s26_abb3.jpg" alt="" width="250" height="256" /></p> <p><strong>Tetralogie von Fallot (TOF)</strong><br /> Auch hier ist der Vierkammerblick so gut wie immer unauff&auml;llig. Erst wenn man den F&uuml;nfkammerblick (mit Abgang der Aorta) einstellt, fallen zwei Charakteristika der TOF auf. Man sieht 1. einen subaortalen VSD und 2. eine &uuml;berreitende, meist dilatierte Aorta, die &uuml;ber diesem VSD sitzt und somit Blut aus beiden Herzkammern erh&auml;lt (Abb. 4). Schwenkt man weiter nach apikal, zeigt sich 3. die resultierende Pulmonal- stenose, die unterschiedlich schwer sein kann und meist mit dem Schwangerschaftsalter zunimmt. Das vierte Kriterium der Tetralogie, die Rechtsherzhypertrophie, zeigt sich pr&auml;natal typischerweise nicht. Die klassische TOF stellt etwa 80 % dieses Herzfehlers dar.<sup>11</sup> Varianten (Pulmonalatresie mit VSD und &bdquo;absent pulmonary valve syndrome&ldquo;) sind deutlich seltener. Man sollte auf assoziierte Fehler achten, z. B. einen rechtsdrehenden Aortenbogen (Abb. 5), der in etwa 25 % der F&auml;lle auftritt, und eine links persistierende obere Hohlvene, mit einer H&auml;ufigkeit von etwa 10 %. Atriale Septumdefekte und ein persistierendes Foramen ovale sind sehr h&auml;ufig, allerdings pr&auml;natal schwer oder gar nicht diagnostizierbar.<sup>12</sup> In der Beratung zu beachten ist die mit etwa 30 % recht hohe Rate an chromosomalen Anomalien. In ebenso vielen F&auml;llen findet sich eine Mikrodeletion 22q.11, die in der konventionellen Karyotypisierung nicht entdeckt wird.<sup>13&ndash;15</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1904_Weblinks_jatros_gyn_1904_s26_abb4.jpg" alt="" width="250" height="256" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1904_Weblinks_jatros_gyn_1904_s26_abb5.jpg" alt="" width="250" height="256" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Hoffmann JI, Christianson R: Am J Cardiology 1978; 41: 641-7 <strong>2</strong> International Society of Ultrasound in Obstetrics and Gynecology, Carvalho JS et al.: Ultrasound Obstet Gynecol 2013; 41: 348-59 <strong>3</strong> American Institute of Ultrasound in Medicine: J Ultrasound Med 2013; 32: 1067-82 <strong>4</strong> Cetta F et al.: In: Moss and Adams Heart disease in Infants, Children and Adolescents. 8<sup>th</sup> ed. 2012, Williams &amp; Wilkins, Baltimore: 691-712 <strong>5</strong> Van Praagh R et al.: Am J Cardiol 1965; 15: 345-66 <strong>6</strong> Hoffman JI, Kaplan S: J Am Coll Cardiol 2002; 39: 1890-900 <strong>7</strong> Wernovsky G: In: Moss and Adams΄ Heart disease in Infants, Children and Adolescents. 8<sup>th</sup> ed. 2012, Williams &amp; Wilkins, Baltimore: 1097-146 <strong>8</strong> Atallah J et al.: In: Moss and Adams Heart disease in Infants, Children and Adolescents. 8<sup>th</sup> ed. 2012, Williams &amp; Wilkins, Baltimore: 1147-60 <strong>9</strong> Paladini D et al.: Ultrasound Obstet Gynecol 2006; 27: 281-5 <strong>10</strong> Sharland G et al.: Heart 2005; 91: 1453-8 <strong>11</strong> Mitchell SC et al.: Circulation 1971; 43: 323-32 <strong>12</strong> Rao BN et al.: Am Heart J 1971; 81: 361-71 <strong>13</strong> Poon LC et al.: Ultrasound Obstet Gynecol 2007; 29: 625-7 <strong>14</strong> Boudjemline Y et al.: J Pediatr 2001; 138: 520-4 <strong>15</strong> Goldmuntz E et al.: J Am Coll Cardiol 1998; 32: 492-8</p> </div> </p>
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