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Transparenz zum Wohle des Patienten

<p class="article-intro">Ein freiwilliger Verhaltenskodex regelt in Österreich seit dem Jahr 2014 die Offenlegung von Geldflüssen zwischen Ärzteschaft und Industrie. Unter dem Motto „Transparenz schafft Vertrauen“ sind seitdem von der pharmazeutischen Industrie im Einvernehmen mit der Ärztekammer zahlreiche Aktivitäten gesetzt worden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Auch aufgrund der Versorgungssicherheit ist es nicht gleichg&uuml;ltig, welche M&ouml;glichkeiten uns die Pharmaindustrie bietet&ldquo;, erkl&auml;rte Dr. Otto Pjeta, Arzt f&uuml;r Allgemeinmedizin und ehemaliger Pr&auml;sident der &Auml;rztekammer f&uuml;r O&Ouml; und der &Ouml;sterreichischen &Auml;rztekammer, in seinem Impulsreferat bei einer Podiumsdiskussion in Linz. Im Gegensatz zum angloamerikanischen Raum werde hierzulande ein guter Verdienst nicht immer als Positivum gesehen. Daten w&uuml;rden in der Presse mitunter ausgeschlachtet, womit eine vermehrte Transparenz in der Medizin gleichzeitig die Neidgesellschaft sch&uuml;re. &bdquo;Zus&auml;tzlich werden &Auml;rzten, die Zahlungen von Pharmafirmen erhalten, Befangenheit und Korruption unterstellt&ldquo;, klagte Pjeta.<br /> Generell steht das Verh&auml;ltnis zwischen den pharmazeutischen Unternehmen und den medizinischen Institutionen und Forschungseinrichtungen, Krankenh&auml;usern, &Auml;rzten und Apothekern zunehmend im Interesse der &Ouml;ffentlichkeit. &bdquo;Erfolgreiche Unternehmen haben auch erfolgreiche Kunden&ldquo;, unterstrich Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekret&auml;r des Dachverbandes der pharmazeutischen Industrie (Pharmig), seinen marktwirtschaftlichen Standpunkt. &bdquo;Wirklich erfolgreich sind wir aber nur dann, wenn die Patienten auch von unseren Produkten profitieren.&ldquo;</p> <h2>Kostentransparenz</h2> <p>Die Industrie hat in Zusammenarbeit mit &Auml;rztinnen und &Auml;rzten im Jahr 2015 etwa 104 Millionen Euro ausgegeben, 54 Millionen davon allein f&uuml;r die klinische Forschung. &bdquo;Da wir unsere Ums&auml;tze zum Teil aus Steuergeldern und Krankenkassenbeitr&auml;gen lukrieren, haben wir auch die Verpflichtung zu gr&ouml;&szlig;erer Transparenz&ldquo;, so Huber. Die Umstellung im Bereich der Rheuma- und Hypertonietherapie, aber auch die Einf&uuml;hrung neuartiger, kostenintensiver Medikamente, wie etwa der Biologicals, hat in den letzten Jahren zu einem Anstieg der Arzneimittelausgaben gef&uuml;hrt. Wegen des in vielen Bereichen verst&auml;rkten Einsatzes billiger Generika verlief dieser Anstieg ungleichm&auml;&szlig;ig. Auf der Pharmig- Homepage (www.pharmig.at) werden (zusammenfassend und nicht individuell) die Ausgaben f&uuml;r Forschung und Entwicklung ver&ouml;ffentlicht. Des Weiteren werden die Honorare f&uuml;r Dienst- und Beratungsleistungen, etwa f&uuml;r Einladungen von &Auml;rzten zu Fachvortr&auml;gen (Vorbereitung, Reisekosten, Aufenthaltskosten), aufgelistet. Ver&ouml;ffentlicht werden auch Spenden und F&ouml;rderungen, die es nicht f&uuml;r Personen, sondern nur f&uuml;r Institutionen gibt, genauso wie die Ausgaben f&uuml;r Fortbildungsveranstaltungen. &bdquo;Mit Letzterem werden die Entwicklung neuer Medikamente und der Fortschritt in der Medizin vorangetrieben, denn es geht nicht allein um Forschung, sondern letztendlich um die breite Anwendung in der gesamten Patientenpopulation&ldquo;, so der Generalsekret&auml;r der Pharmig.</p> <h2>Kulturwandel findet statt</h2> <p>In den letzten Jahren sei in &Ouml;sterreich ein Kulturwandel zu beobachten, der vor allem von j&uuml;ngeren &Auml;rzten getragen werde. Diese w&uuml;rden auch Studien und ver&ouml;ffentlichte Zahlen vermehrt kritisch hinterfragen, so die Sicht von Dr. Maria Wendler, &Auml;rztin f&uuml;r Allgemeinmedizin und ehemalige Obfrau der Jungen Allgemeinmedizin &Ouml;sterreich (JAM&Ouml;). &bdquo;Wenn Pharmafirmen Fortbildungsveranstaltungen organisieren, d&uuml;rfen sie keinen Einfluss auf den Inhalt nehmen&ldquo;, forderte Wendler.<br /> Kritisiert wird oft auch, dass medizinische Studien haupts&auml;chlich von den Pharmafirmen durchgef&uuml;hrt werden. Das hat etwas mit den Kosten zu tun &ndash; und mit der wichtigsten H&uuml;rde f&uuml;r den Eintritt in den Arzneimittelmarkt, n&auml;mlich der Zulassung durch FDA oder EMA. &bdquo;Zulassungskriterien fokussieren nahezu ausschlie&szlig;lich auf den Sicherheitsaspekt, weshalb sogar die kleinsten Studien nicht unter einer Million Euro zu machen sind&ldquo;, erkl&auml;rte Mag. Martin Peithner, Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer der Firma Austroplant und Vorstandsmitglied der Pharmig.<br /> Der Ruf nach neutralen und objektiven Fortbildungsma&szlig;nahmen und Informationen d&uuml;rfe aber auch nicht in einem zentralistischen System &agrave; la Nordkorea enden. &bdquo;Am besten sind breit gestreute Informationen. Je mehr sich alle Meinungsbildner am Diskurs beteiligen, desto mehr Objektivit&auml;t ist gew&auml;hrleistet&ldquo;, so Peithner.</p> <p>Weblinks:<br /> <a href="https://transparenz-schafft-vertrauen.at">www.transparenz-schafft-vertrauen.at</a><br /> <a href="https://pharmig.at">www.pharmig.at</a></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltung „Demenz 2020 – zwischen Patient, Arzt und Industrie“, 12. Mai 2017, Linz </p>
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