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Eine Kammer genügt

<p class="article-intro">Ein Bundesländer-Wirrwarr ließ den Aktionstag der Österreichischen Ärztekammer im vergangenen Dezember zur Lachnummer verkommen. Eine logische Konsequenz wäre die Fusion der Kammern. Nur so kann die Ärzteschaft künftig mit einer klaren Stimme auftreten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>W&auml;hrend diese Ausgabe der DAM zur Aussendung kommt, wird die &Ouml;sterreichische &Auml;rzteschaft zu den Wahlurnen gerufen. Die Wahltermine der diversen Bun&shy;desl&auml;nderkammern unterliegen einer Streuung von Februar (Tirol) bis in den April (Steiermark) hinein. Damit beginnt der &ndash; die Solidarit&auml;t heimischer &Auml;rzte zerst&ouml;rende &ndash; F&ouml;&shy;&shy;de&shy;&shy;ra&shy;&shy;lismus schon bei Festsetzung di-verser Wahltage.<br />Den wenigs&shy;-ten Kollegen in &Ouml;sterreich ist be&shy;-wusst, dass sie derzeit bundesweit von einer Kammer vertreten werden, die kein einziges Mitglied hat und der ein Pr&auml;sident vorsteht, welcher sich niemals einer Wahl durch das Fu&szlig;volk stellen muss. Die &Ouml;ster&shy;reichische &Auml;rztekammer (&Ouml;&Auml;K) ist in vielerlei Hinsicht ein kost&shy;spieliger und in&shy;trans&shy;pa&shy;ren-&shy;&shy;&shy;ter Apparat. Heimische Kam&shy;mer&shy;mitglieder k&ouml;nnen le-dig&shy;lich alle f&uuml;nf Jahre darauf Einfluss nehmen, welche Mandatare in die zust&auml;ndige L&auml;nderkammer einziehen. Es besteht aber keine M&ouml;glichkeit zur Mitbestimmung dar&uuml;ber, wer auf dem Pr&auml;sidentensessel der &Ouml;&Auml;K Platz nimmt. In der abgelaufenen Kammerperiode konnten daher die Kollegen aus acht Bundesl&auml;ndern rechtens behaupten, Dr. Artur Wechselberger nie gew&auml;hlt zu haben. Die Tiroler &Auml;rzte verhalfen dem Standespolitiker vor f&uuml;nf Jahren mit ihrem Votum zur Pr&auml;sidentenfunktion in ihrem Bundesland. Bei seiner Wahl zum &Ouml;&Auml;K-Pr&auml;sidenten hingegen waren alle Zwangsmitglieder &Ouml;sterreichs nur Zaung&auml;ste. Dies sei ganz unabh&auml;ngig von jeder Beurteilung von Dr. Wechselbergers Qualifikation oder seiner Leistung f&uuml;r die &auml;rztliche Standesvertretung gesagt &ndash; bei s&auml;mtlichen &Ouml;&Auml;K-Pr&auml;&shy;sidenten vor ihm war das geschilderte Procedere nicht anders.</p> <h2>&bdquo;Mini-Kammern&ldquo; nehmen Mehrheit der &Auml;rzte in Geiselhaft</h2> <p>&Ouml;sterreichs &Auml;rzteschaft ver&shy;-dient eine Standesvertretung, welche mit einer bundesweit einheitlichen Stim&shy;-me spricht. Die aktuellen Herausforderungen machen an den Bundesl&auml;ndergrenzen nicht halt. Die vergangene Kammerperiode hat uns schmerzlich vor Augen gef&uuml;hrt, dass die Aufsplitterung der &Auml;rztevertretung auf zehn Kammern keine Zukunft hat. Zahlreiche die Solidarit&auml;t der &Auml;rztemehrheit unterlaufende L&ouml;sungen, zugeschnitten auf einzelne Bundesl&auml;nder, haben speziell die Kassen&auml;rzte zu reinen Befehlsempf&auml;ngern der Regierung und des Hauptverbandes verkommen lassen. Vom ELGA-Gesetz inklusive der E-Medikation bis zu den PHC-Zentren. Trotz alldem sind einige Bundesl&auml;ndervertretungen noch immer der irrigen Ansicht, Gesetzesbeschl&uuml;sse in ihrem lokalen Einflussbereich unterlaufen oder abschw&auml;chen zu k&ouml;nnen. F&uuml;r das kl&auml;gliche Scheitern des bundesweiten Protestes gegen die Art.-15a-Vereinbarung kann die &Auml;rztekammer f&uuml;r Vorarlberg als Paradebeispiel einer quertreibenden &bdquo;Mini-Kammer&ldquo; herhalten. In einer Aussendung zum 14. Dezember 2016 hie&szlig; es: &bdquo;Statt gestreikt und protestiert, wird informiert!&ldquo; In kompletter Fehleinsch&auml;tzung der bedrohlichen Lage wird eine absolut notwendige Protestaktion zu einem Informationstag abgewertet: &bdquo;Die &Auml;rztekammer f&uuml;r Vorarlberg hat daher auf Streikma&szlig;nahmen verzichtet und vertraut, auch im Interesse der Patienten, auf eine weiterhin konstruktive Zusammenarbeit mit dem Land und der Vorarlberger Gebietskrankenkasse.&ldquo; Als Alibiaktion streifen ein paar Funktion&auml;re im wei&szlig;en Mantel durch ein Dornbirner Kaufhaus, verteilen Flugzettel und f&uuml;hren Smalltalk.<br />Berufsvertreter, welche von einem Gesetzesbeschluss betroffen sind, der unter anderem die Abschaffung des klassischen Hausarztes einleitet, m&uuml;ssten weit kraftvoller auftreten. Das gemeinsame Motto aller Bundesl&auml;nder-Quertreiber d&uuml;rfte hingegen lauten: &bdquo;Was die in Wien machen, ist uns egal. Wir l&ouml;sen das mit unseren Vertragspartnern in Eigenregie.&ldquo;</p> <h2>Mit Scheren f&uuml;r den Fasching gegen die Art.-15a-Vereinbarung</h2> <p>Um dem vorweihnachtlichen PR-Wirrwarr der Bundesl&auml;nderkammern auch eine heitere Seite abzuringen, empfiehlt sich ein Blick auf die Homepage der burgenl&auml;ndischen Standesvertretung. Zur Medieninformation &uuml;ber den Aktions- und Schlie&szlig;tag wird ein Foto mit drei elegant gekleideten Herrschaften geliefert. Zwei M&auml;nner, vermutlich in Ma&szlig;anz&uuml;gen, nehmen eine Dame in die Mitte. Gemeinsam halten sie eine riesige Schere in die Kamera. Au&szlig;enstehende, denen die Top-Leute der &Auml;rztekammer Burgenland kein Begriff sind, m&uuml;ssen bei Betrachtung des Fotos annehmen, Exponenten des &bdquo;Bundesverbandes der Ma&szlig;schneider&ldquo; abgebildet zu sehen. Nur bei der materiellen Ausf&uuml;hrung der Scheren zeigt sich ein Unterschied. Schneidermeister des deutschen Berufsverbandes halten nach Auszeichnung stolz vergoldete Scheren in die Kamera, den burgenl&auml;ndischen Kollegen standen hingegen nur Megaausf&uuml;hrungen in Karton zur Verf&uuml;gung. Der Aufdruck auf einer der Pappscheren l&auml;sst sich leicht entziffern: &bdquo;Kostenschere&ldquo;. &bdquo;Kein Wunder&ldquo;, denkt sich dabei der ahnungslose Betrachter, &bdquo;Ma&szlig;anz&uuml;ge werden immer teurer!&ldquo; Die Megascheren kamen auch bei PR-Auftritten anderer Kammern zum Einsatz. Wer auch immer diesen Pappkarton-Wahnsinn ersonnen hat, sei gebeten, die PR-Beratung niederzulegen.<br />Um der Notwendigkeit einer Fusion aller zehn &Auml;rztekammern zu einer einzigen Kammer Nachdruck zu verleihen, muss ein Blick &uuml;ber die Staatsgrenzen geworfen werden. Der Freistaat Bayern ist zwar fl&auml;chenm&auml;&szlig;ig um einiges kleiner als &Ouml;sterreich, in Sachen Einwohnerzahl hingegen &uuml;berfl&uuml;gelt er unsere Alpenrepublik: 13 Millionen Bayern gibt es. Trotzdem kommen die rund 80 000 &Auml;rzte gut mit einer Kammer &ndash; ihrer Bayerischen Landes&auml;rztekammer &ndash; aus. Auch im Bundesland Baden-W&uuml;rttemberg werden 64 100 Kollegen durch eine Kammer vertreten. In diese Dimension w&uuml;rden die 44 000 heimischen &Auml;rzte gut hineinpassen. Im Vergleich dazu imponieren unsere L&auml;nderkammern, wie etwa die f&uuml;r das Burgenland (1163 Mitglieder) oder die f&uuml;r Vorarlberg (1914 Mitglieder), wie Objekte eines Mikrokosmos.</p> <h2>&Ouml;sterreichweit eine Kammer mit einem Pr&auml;sidenten</h2> <p>Zuk&uuml;nftig sollten alle stimmberechtigten &Auml;rzte &Ouml;sterreichs gemeinsam die Zusammensetzung einer &Ouml;&Auml;K-Vollversammlung bestimmen k&ouml;nnen, und das an einem einheitlichen Wahltag mit bundesweit agierenden Fraktionen. Die gew&auml;hlten Mandatare dieses Gremiums w&uuml;rden das Pr&auml;sidium ernennen. Schlussendlich g&auml;be es f&uuml;r alle &Auml;rzte nur einen Pr&auml;sidenten. Er sollte mit seinen PR-Auftritten an die Beschl&uuml;sse der Vollversammlung und die des Vorstandes gebunden sein. F&uuml;r jedes Thema w&uuml;rde auf Basis von Mehrheitsbildung eine klare Kammerlinie vorgegeben werden. Diese und keine andere hat der &Ouml;&Auml;K-Pr&auml;sident nach au&szlig;en zu tragen. Das gilt gleichlautend auch f&uuml;r Protestaktionen. Damit w&uuml;rde dem untragbaren Zustand, dass kleine Bundesl&auml;nder mit ihrem unsolidarischen Verhalten den gro&szlig;en Kammern auf der Nase herumtanzen, ein Ende gesetzt. Die selbst ernannten Reformer in ihrer gesundheitspolitischen Geisterfahrt konnten nur deshalb die &Auml;rzteschaft niederringen, weil sie einem Durcheinander von uneinigen L&auml;nderkammern gegen&uuml;berstanden.<br />&bdquo;Pilotprojekt&ldquo; hei&szlig;t die Wunderwaffe unserer Gegner. Damit l&auml;sst sich am leichtesten ein Keil in die &Auml;rzteschaft treiben. Paradebeispiel Steiermark: Gutgl&auml;ubig gingen die Kollegen im Bezirk Deutschlandsberg als einsame Vorreiter an die Umsetzung der E-Medikation. Schon nach wenigen Wochen gab es f&uuml;r sie das von allen Realisten erwartete b&ouml;se Erwachen: eine Stunde Mehrarbeit pro Ordinationstag. Nach Schaffung einer bundesweit einheitlichen &Auml;rztevertretung ersparen wir uns nicht nur PR-Blamagen, sondern auch eine Menge an Kammerbeitr&auml;gen. Die derzeit bestehenden R&auml;umlichkeiten der L&auml;nderkammern k&ouml;nnten k&uuml;nftig als Servicestellen f&uuml;r die Mitglieder des jeweiligen Bundeslandes gen&uuml;tzt werden, um Beratung in verschiedensten Belangen &ndash; vom Ausstellen der &Auml;rzteausweise bis zur Verwaltung des Wohlfahrtsfonds &ndash; anzubieten. Aus zehn verschiedenen Pressestellen mit jeweils aufwendig formulierten Aussendungen w&uuml;rde eine einzige, schlagkr&auml;ftige PR-Abteilung in der dereinst aufgewerteten &Ouml;&Auml;K.</p></p>
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