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Nun offizielle Arbeitsgruppe der ÖGGH

Young ÖGGH: von den Jungen für die Jungen

Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) ist eine der Gesellschaften, denen die Nachwuchsförderung ganz besonders am Herzen liegt. Seit diesem Jahr ist die young ÖGGH nun offiziell in die Gesellschaft eingegliedert. Wir durften mit Dr. Florian Rainer, Graz, und Dr. Georg Semmler, Wien, Arbeitsgruppenleiter der young ÖGGH, über die Pläne für die Zukunft der neuen Arbeitsgruppe sprechen.

Heuer gab es zum ersten Mal im Rahmen der Jahrestagung das Pre-Symposium der young ÖGGH. Was hat die Teilnehmenden erwartet?
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Abb. 1: Unsere Gesprächspartner Dr. Florian Rainer, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Medizinische Universität Graz, und Dr. Georg Semmler, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Medizinische Universität Wien und Arbeitsgruppenleiter der young ÖGGH, bei der diesjährigen Jahrestagung der ÖGGH in Graz

F. Rainer: Die young ÖGGH gibt es schon längere Zeit, bislang haben wir jedes Jahr ein „Young ÖGGH“-Frühstück organisiert und einen Stand bei der Jahrestagung betreut. Da es bei der ÖGGH-Jahrestagung keine parallel laufenden Sessions gibt, haben wir darüber hinaus im Programm schlecht Platz gefunden. Prof. Fickert war durch sein Engagement in seiner Funktion als ÖGGH-Präsident maßgeblich daran beteiligt, dass wir die Mittel und Ressourcen zur Umsetzung dieses Pre-Symposiums zur Verfügung gestellt bekommen haben. Die Planung und inhaltliche Organisation des Symposiums einen Tag vor Beginn der Jahrestagung lag vollständig bei uns jungen Kolleg:innen.

Die Vorgabe war: Ihr habt einen Tag, daraus könnt ihr machen, was ihr wollt. Daraufhin haben wir uns in Gruppen zusammengesetzt, viel gemeinsam diskutiert und sind so auf das jetzige Format gekommen.

Die Pre-Symposien mit ihren vier jährlich wechselnden Schwerpunkten sind für unsere jungen Kolleg:innen gedacht, die in Ausbildung zum Facharzt bzw. zur Fachärztin für Gastroenterologie & Hepatologie stehen. Heuer lag der Schwerpunkt auf dem oberen GI-Trakt, in den nächsten drei Jahren werden wir den unteren GI-Trakt, Pankreas & Galle sowie die Hepatologie abdecken.

Das heißt, diese Veranstaltung wird in Zukunft ein Fixpunkt sein?

F. Rainer: So ist es geplant und ich denke, dass es funktionieren wird. Das Pre-Symposium war heuer sehr gut besucht. Wir sind begeistert, dass so viele Kolleg:innen vor Ort dabei waren.

G. Semmler: Wir hatten mehr als 75 Anmeldungen, das ist für das erste Mal ein toller Erfolg!

Wie war das Pre-Symposium konzipiert?

F. Rainer: Am Vormittag gab es vier Hands-on-Workshops in Kleingruppen mit einer maximalen Gruppengröße von 8 Personen. In diesen Workshops ging es um das Erlernen praktischer Fertigkeiten. Wir hatten einen Workshop „Gastroskopie Basics“, der für Anfänger:innen ausgelegt war, die zum ersten Mal Hand an ein Endoskop legen konnten. Dazu gab es einen Gastroskopiekurs für Fortgeschrittene zum Thema Blutungsmanagement, einen Funktionsdiagnostikkurs, bei dem man manometrierenlernte, sowie ein Endoskopie-Bilder-Quiz, bei dem die Teilnehmenden in Blickdiagnosen geschult wurden. Am Nachmittag fanden dann fallbasierte Vorträge statt – gehalten von jeweils Tandems aus einem jungen Kollegen bzw. einer jungen Kollegin zusammen mit einem bzw. einer Erfahrenen, der bzw. die als Backup dabei war bzw. die Theorie hinter den Fällen erklärte.

G. Semmler: Was das Ganze besonders gemacht hat, ist, dass so viele junge Kolleg:innen sich aktiv als Tutor:innen beteiligt haben. Florian Rainer und Luisa Fürschuß haben beispielsweise die „Gastro Basics“ abgehalten, Julian Prosenz aus St. Pölten hat das Endoskopie-Quiz selbst gestaltet. Dieses Konzept ist für die Teilnehmenden sehr inspirierend, weil man quasi unter lauter motivierten, engagierten Kolleg:innen ist. Man spürt, dass sie für die Sache brennen – von den Jungen für die Jungen!

Gibt es darüber hinaus Neues von der young ÖGGH zu berichten?

G. Semmler: Durch die Initiative vom Vorstand und von Prof. Fickert, die das schon die letzten zwei Jahre auf den Weg gebracht haben, ist die young ÖGGH seit diesem Jahr nun offiziell als Arbeitsgruppe der ÖGGH „institutionalisiert“. Ziel dabei ist, das Ganze durch regelmäßige Treffen breiter und größer zu machen, die Kolleg:innen zusammenzubringen und genau solche Initiativen wie das Pre-Symposium auf den Weg zu bringen.

F. Rainer: Auf der ÖGGH-Homepage gibt es schon länger die Möglichkeit zum Austausch: einerseits beispielsweise durch die Hospitationsbörse für Ärzt:innen in Ausbildung, die eine Fertigkeit lernen möchten, die in ihrem Krankenhaus nicht angeboten wird. Hier finden Interessierte die Kontaktdaten von Ansprechpersonen, entsprechende Formulare für einen Antrag etc. Andererseits gibt es eine Studienbörse – offiziell heißt sie „Kohortenbörse“ –, wo man sich über Studienideen austauschen kann. Dieses Angebot war auf der Homepage bislang ein wenig versteckt. Mit der neuen Homepage bekommt dieses Projekt nun hoffentlich auch mehr Aufmerksamkeit. Gerade dieser Austausch unter den Jungen ist meiner Meinung nach sehr wichtig.

Nun gibt es erstmals einen Arbeitsgruppenleiter der young ÖGGH – wie wird bzw. wurde dieser bestimmt?

F. Rainer: So wie der Vorstand im Rahmen der Jahrestagung gewählt wird, verhält es sich auch mit unserem Arbeitsgruppenleiter. Die Arbeitsgruppe young ÖGGH ist mittlerweile auch offiziell im Vorstand repräsentiert. Es gab im Vorfeld die Möglichkeit, sich für die Leitungsfunktion zu melden, und es gab einen Vorschlag vom Vorstand. Nun wurde im Rahmen der Jahrestagung abgestimmt: Dr. Semmler wurde zum ersten Arbeitsgruppenleiter gewählt.

Gibt es eine Altersbeschränkung für eine Mitgliedschaft bei der young ÖGGH? Woran orientiert sie sich?

F. Rainer: Wir sind ja jetzt erst im Entstehen, und natürlich gab es Diskussionen, wie wir uns definieren wollen. Auch eine Altersbeschränkung (beispielsweise 35 Jahre) wurde diskutiert, wobei Elternteilzeit oder Kinderbetreuungszeiten natürlich anrechenbar sein sollen. Derzeit gibt es noch keine definitive Regelung: Alle Jungen und jung Gebliebenen, alle Ärzt:innen in Ausbildung, Fachärzt:innen und generell alle, die sich speziell in der Ausbildung und „Jugendförderung“ einbringen wollen, sind willkommen!

Das heißt, Sie, Dr. Semmler, werden sich in Zukunft um alles kümmern müssen?

G. Semmler: Ich hoffe nicht! Ich sehe meine Aufgabe eher als Vermittlerrolle, als Koordinator. Wir haben so viele motivierte Kolleg:innen mit an Bord, alle mit Talenten in diesem und jenem Bereich. Ich hoffe, dass wir möglichst viele mitnehmen, begeistern und aktiv involvieren können!

Wie läuft es mit der Summer School?

F. Rainer: Die Summer School ist wieder ein anderes Kapitel: Wir sind ja primär für Kolleg:innen da, die in Ausbildung sind. Die Summer School ist prinzipiell für Student:innen gedacht, die in das Fachgebiet reinschnuppern wollen. Sie wird nicht offiziell von der young ÖGGH organisiert. Aber es wäre tatsächlich nicht schlecht, wenn wir uns von der young ÖGGH auch hier stärker involvieren.

G. Semmler: Es wäre eine gute Idee, diese Schnittstelle zu nutzen, um den Nachwuchs besser kennenzulernen. Das ist genau die Gelegenheit, wo wir die jungen Gastroenterolog:innen von übermorgen abholen und begeistern können. Je nachdem, wie die Summer School in Zukunft ablaufen wird, kann ich mir gut vorstellen, dass die young ÖGGH bei Vorträgen oder Workshops aktiver dabei ist – natürlich auch bei den Abendveranstaltungen.

Haben Sie sich Ziele für die Zukunft gesetzt?

G. Semmler: Wie Prof. Fickert es auf den Punkt gebracht hat: Wir sollen und wollen das Konkurrenzdenken in Österreich reduzieren und das Gemeinsame hervorkehren: gemeinsam versuchen, das fachliche Niveau, insbesondere der Ausbildung, zu heben.

F. Rainer: Wir wollen uns vernetzen, aber auch selbst mitbestimmen, wie sich der Ausbildungskatalog gestalten wird, was wir lernen müssen – das ist jetzt ja alles im Wandel. Was muss man am Ende seiner Ausbildung können? Muss jeder interventionelle Endoskopie machen? Was braucht man? Das alles soll vereinheitlicht werden, weil jedes Krankenhaus derzeit sein eigenes Ausbildungskonzept hat. Nun sind wir mit eingebunden und können mitbestimmen.

Vielen Dank für das Gespräch!
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