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“On the Happy Road to PASI 100”!
Jatros
30
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07.09.2017
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<p class="article-intro">Anlässlich der heurigen OEADF waren Psoriasis und innovative Therapiemodalitäten das Thema. <em>JATROS Dermatologie & Plastische</em> <em>Chirurgie</em> hatte Gelegenheit, einen internationalen Opinion Leader, Priv.-Doz. DDr. Ahmad Jalili, Zürich, für ein Gespräch zu gewinnen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p><em><strong>Konnten Sie schon Erfahrungen in der Praxis mit den neuen IL-17A-Blockern sammeln?</strong></em><br /><em><strong> A. Jalili:</strong></em> Ich habe noch an der Universitätsklinik für Dermatologie Wien Ixekizumab (Taltz®) im Rahmen klinischer Prüfungen kennengelernt. In der Schweiz ist Taltz® seit Februar 2017 für die Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis zugelassen und ich habe sofort begonnen, Patienten darauf einzustellen. Es ist in der Schweiz als Second-Line-Medikament für Patienten indiziert, die auf andere systemische Therapien (einschließlich Ciclosporin, Methotrexat oder PUVA) nicht angesprochen haben, bei denen diese Therapien kontraindiziert sind oder die diese Therapien nicht tolerieren. In Österreich sind die beiden IL-17A-Inhibitoren als First-Line-Therapeutikum zugelassen.<br /> TNF-alpha-Blocker haben bekanntlich einige Limitationen, bei anderen Biologika kommt es über die Dauer der Anwendung zum Verlust der klinischen Wirksamkeit. Psoriasis-Patienten möchten oft einen rascheren Wirkungseintritt sehen oder beschweren sich, dass sie zu lange auf eine effektive Behandlung warten müssen. Also, es gibt eine Reihe von sogenannten Re-Treatment-Schwierigkeiten nach einer Therapiepause. Die UNCOVER-Studien untersuchten unter anderem das PASI-Ansprechen von Biologika-naiven und Biologika-vorbehandelten Patienten im Vergleich. Hier zeigte sich, dass Ixekizumab mindestens genauso gut bei Biologika-naiven wie bei Patienten mit Biologika in vorangegangenen Therapien wirkt. Mit den beiden neuen IL-17A-Blockern Secukinumab und Ixekizumab haben wir neue Therapieoptionen zur Verfügung; ein IL-17RA-Blocker, Brodalumab, ursprünglich von Amgen entwickelt, demnächst von LEO Pharma vermarktet, ist im Kommen.</p> <p><br /> <em><strong>Wie gehen Sie in der Praxis bei der Umstellung von einem Basistherapeutikum auf ein Biologikum vor?<br /> A. Jalili:</strong></em> Zuerst muss ich 3–4 Monate beispielsweise Methotrexat (MTX) verschreiben, um die Wirkung zu sehen. Patienten können unter diesem Basistherapeutikum aber Nebenwirkungen entwickeln oder die Wirkung ist nicht ausreichend. Zum Beispiel bessert sich die Psoriasis an den Nägeln oder am Kapillitium nicht zufriedenstellend. Dann ist es sinnvoll und auch erst dann gemäß der Zulassung in der Schweiz möglich, auf einen IL-17A-Inhibitor umzusteigen. Die Patienten sprechen sehr schnell, meist innerhalb von 2 Wochen auf den IL-17A-Inhibitor an.</p> <p><br /> <em><strong>Könnte man annehmen, dass Therapieversager oder Patienten mit sekundärem Wirksamkeitsverlust unter einem Biologikum von einer Umstellung auf Ixekizumab profitieren können? <br /> A. Jalili:</strong></em> 2004 waren wir mit PASI 50 zufrieden, heute streben wir PASI 100 an. Wir befinden uns auf einer unglaublichen Happy Road. Ja natürlich, es gibt immer einen Teil von schlechten Respondern, oder jene, die eine Anti-Drug-Antibody-Entwicklung aufzeigen. Patienten unter Ixekizumab entwickelten nur in 1,7 % Anti-Drug-Antikörper, die zu einem verringerten Ansprechen (PASI <50) führten.</p> <p><br /> <em><strong>In den Langzeitstudien über 108 Wochen wurde neben dem relativen PASI auch der absolute PASI bei Ixekizumab untersucht. Welche Relevanz messen Sie dem absoluten PASI bei? <br /> A. Jalili:</strong></em> Die 108-Wochen-Daten, die auf der DDG in Berlin und dem AAD in Orlando gezeigt wurden, belegen die stabile Ansprechrate von Ixekizumab über einen Zeitraum von 2 Jahren. Der absolute PASI kann neben dem relativen PASI als nützliches Messkriterium für die Dokumentation des Schweregrades der Psoriasis dienen, vor allem für den niedergelassenen Bereich. Denn die prozentualen Verbesserungen bilden den Schweregrad der Psoriasis nur unzureichend ab. Der absolute PASI ist eine elegante Methode, um die klinische Response zu zeigen. In jeder klinischen Studie untersuchen wir PASI 75, 90 100, aber die Frage ist: Wie ist der aktuelle Zustand des Patienten jetzt?, denn das interessiert den niedergelassenen Kollegen oder diejenigen, die sich nicht regelmäßig mit klinischen Studien beschäftigen. Der relative PASI ist ein Messparameter für klinische Prüfungen, der absolute PASI ist eher mehr für die niedergelassene Praxis geeignet und besser verständlich.</p> <p><br /> <em><strong>Verwenden Sie den absoluten PASI auch in der Kommunikation mit dem Patienten?<br /> A. Jalili:</strong></em> Ja, warum nicht? Das kann sich als brauchbarer objektivierbarer Parameter im Patientengespräch und in der Kommunikation über den Verlauf der Erkrankung durchaus als nützlich erweisen. Es hängt aber natürlich vom Verständnis des einzelnen Patienten ab. Für die Niedergelassenen wie auch den Patienten selbst ist es sicherlich auch interessant, zu zeigen, dass man innerhalb von 12 Wochen bei einem Ausgangswert von absolutem PASI 21 einen PASI 0 erreichen kann.</p> <p><br /> <em><strong>Wie sieht es mit Nebenwirkungen bei Ixekizumab aus?<br /> A. Jalili:</strong></em> Es schaut sehr gut aus, ähnlich wie bei Etanercept (Enbrel®), dem ersten Biologikum, das wir kennen gelernt haben. Man kann jetzt behaupten, dass Taltz ein ähnliches Sicherheitsprofil wie Enbrel aufweist, wenn es um Infektionen und kardiovaskuläre Nebenwirkungen geht. IL-17A wirkt antimykotisch, man hat bei IL-17-Blockern mit dem Auftreten von Candidosen gerechnet, es gibt aber keine systemischen, invasiven Candidosen. Das Thema Candida ist einer der Punkte, auf die man achten muss. Candidainfektionen sind unter Taltz häufiger: Mundsoor und vaginale Candidosen sind möglich, es ist aber keine systemische Therapie erforderlich, eine lokale Behandlung ist ausreichend. Candida-Infektionen waren nicht invasiv und führten nicht zum Studienabbruch.<br /> <br /> <em><strong>Welche weiteren Parameter zählen am Ende, um zu prüfen, ob die Therapieziele erreicht wurden?<br /> A. Jalili:</strong></em> Es gibt verschiedene numerische Beurteilungsskalen wie beispielsweise die Juckreiz-Skalen. Viele Patienten leiden unter Pruritus, auf Altgriechisch bedeutet Psoriasis Juckreiz, das heißt, man wusste da schon sehr früh um den Zusammenhang von Psoriasis und Pruritus, nur hat man Juckreiz in letzter Zeit eher mehr mit Neurodermitis assoziiert. Juckreiz ist ein wichtiger Punkt, der die Lebensqualität der Patienten massiv beeinträchtigen kann wie auch die Nagelpsoriasis. Bei den UNCOVER-Studien wurde die numerische Analogskala (Itch Numeric Rating Scale) verwendet, um Juckreiz zu messen, und die Patienten erreichten schon in der ersten Woche eine klinisch relevante Verbesserung des Juckreizes um 4 oder mehr Punkte. <br /> Auch bei schwer behandelbaren Arealen wie dem Kapillitium oder den Nägeln, gemessen anhand des Psoriasis Scalp Severity Index (PSSI) und Nail Psoriasis Severity Index (NAPSI) Score, ist Ixekizumab wirksam. Alle diese Skalen geben uns über die Wirksamkeit Aufschluss.</p> <p><br /> <em><strong>Psoriasis und Depressionen sind nicht so seltene Komorbiditäten. Gibt es einen Zusammenhang mit IL-17A-Inhibitoren?<br /> A. Jalili:</strong></em> Nein, Depression ist per se eine Begleiterkrankung der Psoriasis. Es ist problematisch, die Depression in einen Zusammenhang mit der Psoriasis zu setzen. Lilly kommt aus der Neurologie und hat viel Erfahrung mit Antidepressiva und Antipsychotika. Man hat im Studienprogramm unter anderem auch verschiedene psychische Parameter untersucht. Hier gibt es keine mir bekannten Zusammenhänge. Und die bestehende Depression wird üblicherweise besser, da Patienten nicht mehr so sehr unter der Stigmatisierung leiden, die Plaques verschwinden oder sich verbessern und die Lebensfreude zurückkommt.</p> <p><br /><em><strong> Danke für das Gespräch!</strong></em></p></p>
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