Maskenpflicht im Gesundheitsbereich bis 30. April?
Autor
Dr. Manfred Fiebiger
Obmann des Berufsverbandes österreichischer Dermatologen (BVÖD)
Als letztes Jahr die Maskenpflicht aufgehoben wurde, war die Erleichterung in der Bevölkerung und bei allen Arbeitnehmern groß. Ausgenommen von der Aufhebung der Maskenpflicht ist nach wie vor der Gesundheitsbereich. Obwohl von vielen Experten die Aufhebung der Maskenpflicht auch für den Gesundheitsbereich gefordert wird, bleibt dort die Maskenpflicht aufrecht. Auch eine Aussendung der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie vom 26. Jänner 2023, die eine Aufhebung für den Gesundheitsbereich fordert, wird ignoriert.
Der Alltag in der Praxis sieht derzeit so aus: 80% der Patienten wissen nichts von der Maskenpflicht und beschweren sich bei den Assistentinnen, als wären diese Bestimmungen unsere Idee. Im Wartezimmer ist genug Platz für einen Abstand von 2 Metern und die Patienten sitzen mit der Maske da. Nach Hause fahren die Patienten mit dem Bus, wo keine Maskenpflicht ist, gehen danach ins Kino ohne Maske und danach vielleicht in eine Bar, wo man 10cm Abstand hat. Selbstverständlich auch ohne Maske. Das ist einfach nur absurd!
In Zeiten einer beginnenden Pandemie, deren Entwicklung am Anfang unklar ist, sind Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verständlich. Völlig unverständlich ist, dass diese Zwangsmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit in weiterer Folge nicht mehr überprüft werden, sodass durch die gesetzlichen Regelungen solch skurrile Situationen entstehen.
Es wäre auch sicherlich kein Problem, die Maske bei Bedarf zu tragen. Den Wunsch von Patienten, eine Maske zu tragen, können wir Ärzte selbstverständlich respektieren. Für die derzeitige Regelung fehlt den meisten Patienten und Ärzten das Verständnis. Politikern und Labormedizinern fällt die Beibehaltung der Maßnahme nicht schwer, da sie selbst nicht davon betroffen sind. Sie müssen nicht den ganzen Tag mit der Maske am Patienten arbeiten.
Ich würde gerne wieder während der Arbeit frei atmen. Die Mimik, die in der Kommunikation sehr wichtig ist, sollte auch wieder Teil des Arzt-Patienten-Gespräches werden. Unser Beruf wird immer anspruchsvoller, sinnlos erschwerende Regelungen macht es uns noch mühsamer.
Es ist mittlerweile klar, dass diese Bestimmung außer Schikanen nichts bringt. Trotzdem wird die Maskenpflicht noch bis 30. April aufrechterhalten. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis. Die Maskenpflicht wurde sehr schnell eingeführt, genauso schnell sollte man sie wieder abschaffen.
Meine Forderung an die Gesundheitspolitik ist, jetzt und in Zukunft auf Experten zu hören und eigene Befindlichkeiten hintanzustellen.
Herzlichst,
Ihr
Dr. Manfred Fiebiger
Obmann des Berufsverbandes österreichischer Dermatologen (BVÖD)
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