Regeneration nach Herzinfarkt
Nach einem Herzinfarkt kann der menschliche Körper nekrotisches Gewebe nicht eigenständig reparieren. Ein experimenteller Ansatz, um dieses zerstörte Herzmuskelgewebe wiederherzustellen, sind Stammzelltherapien. In früheren Studien wurden unter anderem mit aus Stammzellen entwickelten Kardiomyozyten experimentiert. Hierbei kam es aber häufig zu Nebenwirkungen wie unregelmäßigem Herzschlag und tödlichen Herzrhythmusstörungen. Das Team um Univ.-Prof. Dr. Karl-Ludwig Laugwitz, Technische Universität München (TUM), setzt hingegen auf kardiale Vorläuferzellen – die HVPs. Aus ihnen differenzieren sich unterschiedliche Zelltypen des Herzmuskels, darunter auch Kardiomyozyten. Dem Forschungsteam ist es gelungen, große Mengen solcher kardialen Vorläuferzellen aus embryonalen Stammzellen herzustellen. „Wir konnten in Laborversuchen zeigen, wie kardiale Vorläuferzellen die geschädigten Areale im Herz gewissermaßen aufspüren können, gezielt dorthin wandern und sich in funktionsfähige Herzzellen ausdifferenzieren. Darüber hinaus verhindern sie aktiv die Bildung von Narbengewebe, indem sie Fibroblasten abwehren.“ Eine Studie an Schweinen zeigte, dass Schäden am Herz zuverlässig und ohne schwerwiegende Nebenwirkungen repariert werden können. Die Forscher wiesen nach der Behandlung die Bildung von neuem Herzgewebe, eine verbesserte Herzfunktion und die Reduktion von Narbengewebe nach. Nächster Schritt der Wissenschaftler ist, ihre Forschungsergebnisse zu einer Therapie für Herzpatienten weiterzuentwickeln und innerhalb der nächsten zwei Jahre mit klinischen Studien zum therapeutischen Einsatz von HVPs zu beginnen. Ein wichtiges Zwischenziel dafür ist die Entwicklung von hypoimmunogenen Linien von HVPs. Durch hypoimmunogene Zellen könnte die bisher notwendige Immunsuppression beim Eingriff überflüssig werden. (red)
Quelle
Presseaussendung der Technischen Universität München vom 12. Mai 2022
Literatur
Laugwitz KL et al.: Migrations- und antifibrotische Programme definieren das Regenerationspotenzial menschlicher kardialer Vorläufer. Naturzellbiologie 2022; 24: 659–61
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