
Was auf Gesundheitsminister Rauch wartet …
Wien - Der Job des Gesundheitsministers entwickelt sich in Österreich zunehmend zum Schleudersitz. Der bisherige Vorarlberger Landesrat Johannes Rauch nimmt nun dennoch Platz. Er folgt damit Wolfgang Mückstein, der nach einem knappen Jahr das Handtuch geworfen hat. Die Gesundheitsexpertin Maria Hofmarcher skizziert im Gespräch mit universimed.com, was den neuen Ressortchef in seinen ersten Tagen erwartet.
Das Management der Corona-Pandemie bleibt für die Expertin eines der Top-Themen. Hier vermisst Hofmarcher den fachlich orientierten Zugang bei der Problembewältigung. „Die Entscheidungen sind zu stark politisiert. Es wird ärgerlich viel herumtaktiert, ohne dass klar wird, wer hier wirklich welche Verantwortung hat“, so Hofmarcher in Anspielung auf die Bildung immer wieder neuer Kommissionen und das Heranziehen immer neuer externer Experten.
Hier eine klarere Linie hereinzubringen werde eine der ersten Aufgaben von Johannes Rauch sein. Erst recht in Anbetracht der geplanten und umfangreichen Lockerungen der Corona-Maßnahmen, die mit 5. März bevorstehen. Ein Schritt, den die Gesundheitsexpertin im Übrigen nicht ganz nachvollziehen kann: „Ich halte das für zu früh. Es war vereinbart, abzuwarten, bis es einen stabilen Trend gibt und die Wachstumsraten bei den Neuinfektionen gedämpft sind.“
Kriegsflüchtlinge werden Herausforderung
Grundsätzlich wird es dem neuen Gesundheitsminister an großen Brocken nicht fehlen – Stichwort: Pflegereform. Dennoch gibt es neben der Pandemie Themen, die quasi über Nacht zu bewältigen sind. Hofmarcher: „Bei der Versorgung der Flüchtlinge aus der Ukraine sehe ich ziemliche Herausforderungen auf das Gesundheitssystem zukommen.“ Denn: Es handle sich in vielen Fällen um junge Frauen, die oftmals mit kleinen Kindern kommen. Und gerade im Bereich der kassenärztlichen Kinderversorgung sei die Situation in Österreich schon jetzt nicht optimal.
Dazu komme, dass nicht nur ärztliche Versorgung vonnöten sei. Der Bogen würde sich von sozialarbeiterischer bis hin zu psychologischer Betreuung spannen. Vor diesem Hintergrund formuliert die Ökonomin denn auch eine erste Empfehlung an den Minister: „Man könnte eine Konferenz der Gesundheitsberufe andenken, um eine effektive Versorgung aufzusetzen.“ Am Tisch sitzen müssten alle Professionen, die mit dem Patienten arbeiten.
Autor:
Evelyn Holley-Spieß