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Gesundheit und Medizin

Vision Zero: Experten diskutieren die Möglichkeit, künftig alle Krebstodesfälle zu vermeiden

Wien/Berlin - In Zukunft soll möglichst kein Mensch mehr an Krebs sterben. Ein von deutschen Experten und Organisationen erstelltes „Vision Zero“- Konzept“ setzt auf die effektive Kombination aller verfügbaren Ressourcen, um dieses Ziel zu erreichen. Montag und Dienstag findet dazu in Berlin ein internationaler Kongress statt. Die Initiative soll auch auf Österreich und die Schweiz ausstrahlen.

„Krebs ist eine Pandemie – die nicht enden will. Wie können wir unser Gesundheitssystem nachhaltiger und resilienter gestalten, um auf diese permanente Herausforderung besser vorbereitet zu sein?“ Dies haben die Organisatoren des „Vision Zero Summits“ unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie als Generalthema formuliert.

Der Wiener Onkologe Christoph Zielinski, der als österreichischer Vertreter anwesend ist, äußerte sich zu Beginn wie folgt: „Erstmals sollen alle Werkzeuge, die zur Reduktion der Krebsmortalität vorhanden sind und auch noch entwickelt werden, in einem Projekt kombiniert werden.“ Der Experte, viele Jahre lang Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie von MedUni Wien/AKH, nach wie vor in Funktionen in der Europäischen Gesellschaft Medizinische Onkologie (ESMO) tätig und Präsident der CECOG (Zentraleuropäische Kooperationsgruppe für Onkologie), sieht wie seine Vision-Zero-Mitstreiter vor allem im Bündeln aller Kräfte eine Chance, das Ziel zu erreichen: „Wir brauchen Maßnahmen zum Verhüten von Krebserkrankungen. Da geht es zum Beispiel um das Rauchen, die Ernährung, den Alkoholkonsum. Wir müssen alle Möglichkeiten zur Früherkennung und zum Screening auf Krebsleiden nutzen.“ Zudem müssten alle Betroffenen den gleichen Zugang zu den modernsten Therapiemöglichkeiten haben.

Die Herausforderung ist jedenfalls gewaltig: Allein in Österreich sind rund 22 Prozent aller Sterbefälle auf bösartige Erkrankungen zurückzuführen. Im Jahr 2019 wurden in Österreich 41.775 Krebsneuerkrankungen festgestellt. Bei rund 20.300 Personen führte eine Krebserkrankung zum Tod. Die relative Fünf-Jahres-Überlebens-Rate bei einer Krebserkrankung liegt in Österreich derzeit bei 61 Prozent. In der EU starben im Jahr 2021 allein durch die zehn häufigsten Krebserkrankungen rund 1,27 Millionen Menschen.

Konsequente Nutzung von Prävention

Wie schnell das Ziel erreicht werden kann, wird davon abhängen, wie konsequent präzisere, individuell zugeschnittene und innovative Prävention, Diagnostik und Therapiekonzepte umgesetzt werden können, sind sich die Initiatoren einig. „Allein durch konsequente Nutzung aller Möglichkeiten der Primär- und Sekundärprävention ließen sich bis zu 75 Prozent aller krebsbedingten Todesfälle vermeiden“, sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums.

„Wie schnell wir beim Kampf gegen den Krebs vorankommen, hängt im hohen Maße davon ab, dass wir Patientendaten frühzeitig erheben und zwischen den behandelnden Ärzten und Wissenschaftern austauschen“, formulierte Christoph Kalle, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Initiative. So könne die Behandlungsqualität der Betroffenen deutlich verbessert werden – zudem wäre man in der Lage, durch die wissenschaftliche Analyse und Auswertung der Daten wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, die zur Verbesserung der Therapieergebnisse führen.

Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Berliner Universitätsklinik Charité, sieht in der modernen Datenverarbeitung ebenfalls einen Schlüssel zum Erfolg: „Die Digitalisierung ist der Motor für Fortschritt. Ich habe den Eindruck, dass es jetzt den politischen Willen dazu gibt, und auch die Gesellschaft ist für die Digitalisierung des Gesundheitswesens bereit.“

Apropos Politik: An diese richten die Mediziner konkrete Forderungen – darunter ein konsequentes Verbot von Tabakwerbung in Verbindung mit einer signifikanten Erhöhung der Tabaksteuer zugunsten von gezielten Präventionsprogrammen, etwa für Jugendliche. (APA/red)

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