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Gesundheit und Forschung

Uni-übergreifende Studie: Gezielte Mikroernährung lindert Symptome bei Allergien

Wien - Mikronährstoffmängel können Entzündungen fördern und das Immunsystem besonders empfindlich gegenüber allergenen Stoffen machen. Vor allem Eisenmangel signalisiert den Abwehrzellen Gefahr und führt zu einer erhöhten, übertriebenen Immunreaktion. Eine aktuelle Studie von Wissenschaftler*innen des Messerli Forschungsinstituts der MedUni Wien, der Vetmeduni Wien und der Uni Wien zeigt erstmals, dass eine gezielte diätische Maßnahme die Symptomlast bei allergischen Reaktionen verringern kann. Die Arbeit wurde kürzlich in „The Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice“ publiziert.

Hintergrund der Untersuchungen des interuniversitären Messerli Forschungsinstituts in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni Wien ist der Teufelskreis der Allergie: Ein hyperaktives Immunsystem versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und hemmt die Aufnahme von Eisen – obwohl genau dieser Mikronährstoff zur Beruhigung der Überreaktion vermehrt gebraucht würde. Um diesen Mangel der Abwehrzellen auszugleichen, entwickelte das Team eine Lutschtablette, die im Rahmen der Studie erstmals doppelblind und placebokontrolliert getestet wurde.

Hemmung der Eisenaufnahme umgehen

Die Tablette basiert auf dem Molkenprotein Betalactoglobulin von Kühen, das als Träger für zahlreiche Mikronährstoffe fungiert. Die Aufnahme erfolgt durch diesen Träger anstatt „über Blutgefäße über die Lymphe – also genau dort, wo Abwehrzellen vermehrt anzutreffen sind und die Mikronährstoffe gezielt aufnehmen können“, erläutert Studienleiterin Franziska Roth-Walter vom Messerli Forschungsinstitut. Da eine Tablette mit weniger als einem Milligramm eine sehr kleine Eisenmenge beinhaltet, gilt sie nicht als Eisenpräparat. Vielmehr ist der Mikronährstoff darin in einer Form enthalten, mit der die allergiebedingte Hemmung der Eisenaufnahme umgangen werden kann.

Laut Studienergebnissen verringerte sich mit der Einnahme der Lutschtablette die Symptomlast bei Birken- und Gräserpollenallergikern deutlich, teilte die MedUni Wien am Dienstag mit. Darüber hinaus verbesserten sich der Eisenstatus in den zirkulierenden Monozyten sowie die Werte der roten Blutzellen. Nach sechsmonatiger Einnahme in Kombination mit den notwendigen Medikamenten („Combined Symptom Medication Score“) konnte in der Hauptsaison der Birkenpollen bei den Patienten eine 45-prozentige Reduktion der Symptome erreicht werden.

Bisher gilt die spezifische Allergen-Immuntherapie als einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit zur Linderung allergischer Erkrankungen. Die Versorgung der Abwehrzellen mit Mikronährstoffen über die Lutschtablette habe eine ähnlich starke Wirksamkeit gezeigt – und zwar auf komplett Allergen-unabhängige und daher universelle Weise, resümiert Roth-Walter. Die Studie zeige daher einen neuen Ansatz in der Betreuung von Allergikern auf. (red)

Weitere Infos: Originalpublikation

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