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Gesundheit und Medizin

STADA Health Report 2022: Zufriedenheit mit Gesundheitswesen nimmt europaweit stark ab

Berlin/Wien - Wie (un)zufrieden sind die Europäer*innen mit ihrem Gesundheitssystem? Wem wird Vertrauen geschenkt? Wie steht es nach Jahren der Pandemie um die psychische Gesundheit? Und: An wen wenden sich die Patienten, wenn sie Hilfe brauchen? Diese und einige andere Fragen wurden im Zuge des vierten STADA Health Report 2022 europaweit unter 30000 Menschen aus 15 Ländern erhoben. Die Ergebnisse, die am Freitag präsentiert wurden, zeigen: Die Pandemie hinterlässt zum Teil tiefe Spuren – sowohl was die Zufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung im eigenen Land als auch was die persönliche Betroffenheit angeht.

Das Vertrauen in die Schulmedizin bleibt mit einem Wert von 65 Prozent der Befragten grundsätzlich stabil. Wenn es um die einzelnen Akteure im Gesundheitswesen geht, zeichnet sich folgendes Bild: 65 Prozent der Menschen geben an, sich auf ihren Arzt zu verlassen, 61 Prozent setzen auf Wissenschaftler – so weit die Toppositionen. Am unteren Ende finden sich Pharmaunternehmen und (Gesundheits)medien, denen 24 Prozent der Befragten ihr Vertrauen in Gesundheitsfragen schenken würden, gefolgt von den klassischen Medien (12 Prozent) und – an letzter Stelle – den Politikern (9 Prozent). Alles in allem Werte, die da wie dort ein Auftrag für die Verantwortlichen sind, sich zu verbessern, resümiert Peter Goldschmidt, CEO von STADA.

Als alarmierend erweist sich vor diesem Hintergrund die generelle (Un)zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem im eigenen Land: Dieser Wert ist europaweit von 71 Prozent im Jahr 2021 auf nunmehr 64 Prozent gefallen. „Ein signifikanter Rückgang“, analysiert Magali Geens von InSites Consulting bei der Ergebnispräsentation. Wobei jüngere Bevölkerungsgruppen sowie Menschen im urbanen Raum tendenziell unzufriedener sind als ältere Personen.

Allerdings: Die Ländertrends sind in dieser Frage mitunter sehr unterschiedlich: So liegt Österreich deutlich besser – hier geben 76 Prozent an, mit dem Gesundheitssystem sehr oder ziemlich zufrieden zu sein.

Warten auf Arzttermin

Vor diesem Hintergrund auffallend ist die Problematik von Patienten, einen Termin beim Arzt zu bekommen: 22 Prozent der Befragten beklagten laut Report während der Pandemie Terminprobleme, 24 Prozent berichteten über Terminstornierungen aus Angst vor einer Covid-Infektion. Wobei auch in diesem Punkt die Einschätzung in den einzelnen Ländern deutliche Unterschiede aufweist: Während etwa in Serbien oder Polen jeweils über 40 Prozent der Bevölkerung mit mangelndem Zugang zur medizinischen Versorgung zu kämpfen hatten, waren es in Österreich und Deutschland vergleichsweise nur zehn Prozent, in der Schweiz sechs Prozent.

Wenig überraschend haben in den vergangenen Jahren besonders die psychischen Belastungen zugenommen: Die selbstgeschätzte Burnoutrate – also die Anzahl derer, die solche Gefühle bereits erlebt haben oder meinen, kurz vor dem Ausbrennen zu stehen – hat mit 59 Prozent den bisherigen Höchststand erreicht. In Deutschland hadert jeder Zweite mit Burnoutsorgen oder Symptomen, in Österreich sind es 55 Prozent. Besonders betroffen davon sind Frauen – vor allem jüngere unter 35 Jahren.

Ein Auslöser für diese Entwicklung ist der empfundene, stetig steigende Stress: Europaweit hat sich das Stresslevel bei 37 Prozent der Befragten spürbar erhöht – im Jahr 2021 lag der Wert noch bei 25 Prozent. Österreich liegt mit 35 Prozent knapp unter dem Durchschnitt, Deutschland mit 27 Prozent ebenso.

Apotheken als wichtige Versorger

Als wichtiger und beliebter Player im Gesundheitssystem erweisen sich laut dem jüngsten Health Report die Apotheken: Knapp jeder zweite Deutsche (47 Prozent) gibt an, mindestens einmal pro Monat in die Apotheke zu gehen. Dabei erhofft man sich vor allem Beratung, aber auch die Möglichkeit von Corona-Tests. Außerdem kommt das Angebot an, sich seine Medikamente aus der Apotheke nach Hause liefern zu lassen (36 Prozent).

Auch in Österreich schneiden die Apotheken gut ab: Die Bevölkerung legt dabei europaweit am meisten Wert auf die individuelle Beratung. Ganze 89 Prozent halten diese für wünschenswert, mehr als die Hälfte erachtet sie als ein „Muss“ – mehr als in jedem anderen der 15 Teilnehmerländer. Auch Kartenzahlung und Covid-Tests in der Apotheke werden in Österreich stärker gewünscht als in Europa insgesamt.

Spiegel des Gesundheitswesens

Der Report sei „ein Spiegel der aktuellen Situation, mit wesentlichen Ergebnissen für die Entscheidungsträger“, so Goldschmidt abschließend. Konkret befragt wurden Menschen im Alter zwischen 18 und 99 Jahren in den Ländern Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kasachstan, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweiz, Serbien, Spanien, Tschechische Republik und Vereinigtes Königreich.


Autor:
Evelyn Holley-Spieß

Weitere Infos: Details zum Health Report

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