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Gesundheit und Forschung

Schizophrenie-Mittel wirkt auch gegen chronische Schmerzen

Wien - Ein Arzneistoff gegen Schizophrenie wirkt auch gegen Schmerzen, fand nun ein österreichisch-amerikanisches Forscherteam bei Laborversuchen mit Mäusen heraus. Er mindert die Herstellung eines Schmerztreibers (BH4), der in verletzten sensorischen Nerven, also solchen für Sinnesempfindungen, hergestellt wird, berichten die Forscher*innen um den Wiener Molekularbiologen Shane Cronin im Fachjournal „Science Translational Medicine“.

Ein Team um Shane Cronin vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien, den früheren IMBA-Chef Josef Penninger vom Life Sciences Institute in Vancouver (Kanada) und Clifford Woolf von der Harvard Medical School in Boston (USA) testete 1000 zumeist schon für bestimmte medizinische Anwendungen zugelassene Wirkstoffe auf schmerzlindernde Effekte. Dabei entpuppte sich ein Schizophrenie-Medikament namens „Fluphenazin“ als mögliches Schmerzmittel.

Effekte bei chronischen Schmerzen

„Wir stellten fest, dass Fluphenazin die Produktionskette von BH4 in verletzten Nerven blockiert“, so Cronin in einer Aussendung des IMBA. Je höher die Menge an von verletzten sensorischen Nerven hergestelltem BH4 ist, umso stärker sind die Schmerzanfälligkeit und -dauer. „Wir konnten auch direkt zeigen, dass es Effekte bei chronischen Schmerzen nach Nervenverletzungen zeigt“, so der Forscher. Die nötige Dosis bei Mäusen zur Schmerzreduktion sei ähnlich hoch wie bei Menschen gegen schizophrene Psychosen.

Zu den stärksten „Bremsern“ der BH4-Produktion zählten außerdem Wirkstoffe gegen bestimmte Krebstreiber (EGFR/KRAS-Signale). Die Forscher untersuchten deshalb, ob BH4 auch bei Krebs eine Rolle spielt. Sie fanden heraus, dass KRAS-bedingter Lungenkrebs seltener auftrat, wenn man ein wichtiges Glied der BH4-Herstellungskette (GCH1) entfernte. „Die Auslöser für das Tumorwachstum beteiligen sich also offensichtlich auch daran, den Weg zum chronischen Schmerz festzulegen, den Krebspatienten oft durchmachen“, erklärt Penninger.

Mit dem Wissen um die gemeinsamen Ursachen von Krebs und Schmerzen könne man möglicherweise Behandlungen gegen beide entwickeln, zeigten sich die Forscher optimistisch. (APA/red)

Weitere Infos: Originalpublikation

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