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Gesundheit und Politik

RH weist auf Medikamentenengpass in Österreich hin

Wien - Schon vor der Corona-Krise bestanden in Österreich Engpässe bei Medikamenten, die zu hohen Kosten im Spitalsbereich überbrückt wurden. Das ergab eine Rechnungshofprüfung über Arzneimittellieferungen aus dem Jahr 2018, mit der sich der Rechnungshofausschuss des Nationalrats am Dienstag befasste. Der diesbezügliche Bericht wurde von den Ausschussmitgliedern einstimmig angenommen. Zu den Empfehlungen, die die Präsidentin des Rechnungshofs (RH) Margit Kraker dem Ausschuss in der Sitzung gab, gehört die Einrichtung einer Bewertungsinstanz des Bundes für kostenintensive Krankenhausmedikamente. Diese Stelle sollte neben der Preisregulierung auch dafür sorgen, dass es in Österreich keinen „Spitalstourismus“ gibt, so Kraker mit Hinweis auf die je nach Bundesland unterschiedlichen Beschaffungsformen.

Das von Kraker angesprochene Bewertungsboard für den Einsatz von Medikamenten im stationären Bereich gibt es laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein bereits als Pilotprojekt der Bundesländer. Aufgrund positiver Erfahrungen damit sei eine Überführung in den Regelbetrieb geplant. Zur Lieferproblematik bei Arzneimitteln meinte Mückstein, sie sei eine Folge der Globalisierung: „Die Verlagerung der Produktion nach Asien ist ein Trend nicht nur in der Pharmabranche“. Österreich sei aber mit seinen EU-Partnern dabei, die Medikamentenforschung und -produktion wieder zurück nach Europa zu holen beziehungsweise hier zu halten. So ziele die Arzneimittelstrategie für Europa darauf ab, den Zugang und die Verfügbarkeit erschwinglicher Medikamente in der Europäischen Union ebenso sicherzustellen wie die finanzielle Tragfähigkeit der Gesundheitssysteme.

Lieferengpässe in allen Indikationsgruppen

In seinem Bericht über die „Arzneimittelbeschaffung für ausgewählte Krankenanstalten in Salzburg und Tirol“ weist der RH auf 870 Meldungen von Krankenanstalten zu Lieferengpässen in allen Indikationsgruppen hin, die zwischen 2014 und 2017 in der Salzburger Landesapotheke eingingen. Der Anstaltsapotheke des Landeskrankenhauses Innsbruck wurden im gleichen Zeitraum 600 Engpässe bei Medikamentenlieferungen gemeldet, unter anderem bei Immunglobulinen, Antibiotika, Zytostatika und Impfstoffen. Beide Apotheken fungieren als Arzneimittelbeschaffer für die jeweiligen Landeskrankenhäuser (LKH), die in Betriebsgemeinschaften der öffentlichen Hand zusammengefasst sind.

Wirkstoffverschreibungen: Österreich hinkt nach

Wirkstoffverschreibungen würden helfen, Medikamentenengpässe leichter und kostengünstiger zu überwinden, waren sich die Experten einig. Könnten statt bestimmter Handelsmarken die Wirkstoffe durch den Arzt verschrieben werden, würde die Austauschbarkeit von Arzneimitteln erleichtert. „In zehn EU-Ländern ist das bereits verpflichtend“, in den meisten anderen bestehe zumindest diese Möglichkeit, so Gesundheitsminister Mückstein. Er kann sich in diesem Zusammenhang auch die Arzneimittelsubstitution - also die Herausgabe äquivalenter Medikamente auf Apothekenebene - vorstellen und hat dazu eine Änderung im Rezeptpflichtgesetz in Aussicht gestellt. Entsprechende Vorarbeiten durch die Bundeszielsteuerungsagentur seien schon seit Ende 2019 im Gange, coronabedingt verschiebe sich aber die für heuer geplante Beschlussfassung im Parlament.

Schon seit Jahren nähmen Lieferprobleme bei Arzneimitteln weltweit zu, erläutert der RH in seinem Bericht. Nicht nur die daraus resultierenden höheren Kosten für heimische Krankenhäuser machen den Prüfern dabei Sorgen, sondern auch die Versorgungssicherheit der Patienten. Dem Gesundheitsminister legen sie daher ans Herz, die Lieferproblematik von Arzneimitteln in Österreich gesamthaft zu evaluieren und mit einer entsprechenden Strategie auf deren Lösung hinzuarbeiten. (red)

Weitere Infos: RH-Bericht

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