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Gesundheit und Politik

Sepsis: Früherkennung rettet Leben

Wien/Zams - Am 13. September wird auch heuer wieder der Welt-Sepsis-Tag begangen. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für den häufig unterschätzten Notfall Sepsis zu schärfen. Außerdem sollen die Themen Früherkennung und bestmögliches Sepsis-Management in den Fokus gerückt werden. In Österreich starten dazu die Arbeiten an einem Nationalen Aktionsplan, der die Rahmenbedingungen für die gesamte Betreuungskette optimieren soll.

Als Ursache Nummer eins für Todesfälle im Krankenhaus, für Wiederaufnahmen im Spital und für hohe Gesundheitskosten gehört die Sepsis zu den weltweit größten Gesundheitsproblemen. Rund 50 Millionen Sepsisfälle treten weltweit pro Jahr auf, elf Millionen Menschen sterben daran, darunter drei Millionen Kinder und Jugendliche. Damit ist diese Erkrankung für einen von fünf Todesfällen verantwortlich. Anlässlich des Welt-Sepsis-Tages am 13. September machen daher die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) ebenso wie zahlreiche internationale Organisationen, die in der Global Sepsis Alliance zusammengeschlossen sind, auf die Problematik aufmerksam.

Im Zuge der Corona-Pandemie seien mehr Menschen denn je auf kritische Infektionserkrankungen, die eine intensivmedizinische Therapie erforderlich machen, aufmerksam geworden, sagt ÖGARI-Präsident Dr. Walter Hasibeder, Leiter der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin am Krankenhaus St. Vinzenz Zams. „Diese Sensibilisierung ist wichtig, denn die Sepsis ist nichts anderes als die dramatische Konsequenz einer Infektion, bei der Früherkennung besonders wichtig ist.“ Nahezu alle akuten Infektionserkrankungen, einschließlich Viren wie SARS-CoV-2, können zu einer gefährlichen Sepsis führen. Diese entsteht dann, wenn die körpereigene Abwehrreaktion gegen eine Infektion sich gegen den eigenen Organismus wendet. Das kann zum septischen Schock, zum Multiorganversagen und zum Tod führen – insbesondere dann, wenn das Problem nicht frühzeitig erkannt und akut behandelt wird.

Nationaler Aktionsplan Sepsis

„Österreich setzt dazu jetzt eine wichtige Initiative. Expertinnen und Experten entwickeln gemeinsam mit der Gesundheitspolitik einen Nationalen Aktionsplan Sepsis, um für Prävention, Früherkennung, Diagnose, Behandlung und langfristige Nachbetreuung in der Gesundheitsplanung optimale Rahmenbedingungen zu entwickeln“, sagt Dr. Eva Schaden, Stellvertreterin für den Bereich Intensivmedizin der ÖGARI und Leiterin einer Intensivstation an der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, MedUni Wien und AKH. Ein wichtiges Element sei dabei die Erhebung valider Daten über Häufigkeit und Sterblichkeitsrate bei Sepsis in Österreich, so Schaden. „Wir müssen im Moment mit Hochrechnungen und Näherungswerten von internationalen Zahlen arbeiten, weil uns entsprechende Datengrundlagen auf nationaler Ebene fehlen.“ Auf Basis der Hochrechnung deutscher Zahlen ist hierzulande von etwa 28000 Sepsis-Erkrankten und rund 6700 Sepsis-bedingten Todesfällen pro Jahr auszugehen.

Die ÖGARI ist aktuell in Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium über die Etablierung eines Intensivregisters, das über die Demographie der Patienten auf den österreichischen Intensivstationen ebenso Aufschluss geben soll wie über ihre Diagnosen, Komplikationen oder Therapien. „Solche Daten hätten uns seit dem Pandemiebeginn nützliche Informationen geliefert - und sie werden es auch in Bezug auf die Sepsis tun können“, ist Schaden überzeugt.

Erste Alarmsignale beachten

Eine besondere Bedeutung kommt beim Sepsis-Management der Früherkennung zu, die sprichwörtlich Leben retten kann. Entgegen der verbreiteten Vorstellung ist die Sepsis keine Erkrankung, die im Spital entsteht: 80 Prozent der Fälle treten außerhalb eines Krankenhauses auf. ÖGARI-Präsident Hasibeder: „Je später die Diagnose und eine angemessene Therapie erfolgen, desto schlechter sind Heilungs- und Überlebenschancen.“ Erste Alarmsignale seien zunächst eher allgemeine Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, eine erschwerte, schnelle Atmung sowie eine verwaschene Sprache oder Verwirrtheit, die im Zusammenhang mit einer Infektion auftreten kann. (red)

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