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Gesundheit und Politik

Corona: 41 Prozent mehr Antidepressiva bei Jugendlichen

Wien - Die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche sind gewaltig, die Folgen zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich noch gar nicht absehbar: „64 Prozent weniger Besuche beim Hausarzt, 41 Prozent mehr Antidepressiva. Das sind zwei Eckzahlen, die zeigen, wie die Corona-Pandemie die Kinder- und Jugendgesundheit beeinflusst hat“, erklärte Peter Lehner, Co-Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, anlässlich der Eröffnung des 8. Kinder- und Jugendsymposiums des Dachverbands der Sozialversicherungen.

Bei der virtuellen Veranstaltung traten Experten den Versuch einer Bestandsaufnahme nach 21 Monaten Gesundheitskrise an – und analysierten Konsequenzen. Lehner: „Wir müssen ein verstärktes Gesundheitsbewusstsein bei den jungen Menschen schaffen. Gesundheitskompetenz gehört in die Klassenzimmer und in den Unterricht.“

Soziale Kontakte als Stütze

Die Schule kann aber noch mehr: „Wir konnten aus den bisherigen Lockdowns lernen, dass soziale Kontakte im schulischen wie im außerschulischen Rahmen gerade für die Altersgruppe der Jugendlichen eine zentrale Stütze der seelischen Gesundheit darstellen“, erläuterte Dr. Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, MedUni Wien/Universitätsklinikum AKH. Diese Erkenntnis müsse bei Überlegungen zur Eindämmung der Pandemie beachtet werden.

Eine Einschätzung, die Dr. Reinhold Kerbl, Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendliche des LKH Hochsteiermark in Leoben und Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, unterstreicht. Die Pandemie habe tief in die Kinder- und Jugendgesundheit eingegriffen. „Weniger durch die Infektion selbst als durch Kollateralereignisse.“ Wiederholte Lockdowns, Schulschließungen und andere Kontaktbeschränkungen hätten zu eingeschränkter Versorgung geführt. Die Liste ist lang: „Bildungsdefizite, Impflücken, verspätete Diagnostik und Therapie, eingeschränkte Sozialerfahrungen, Bewegungsmangel und überlange Bildschirmzeiten können sich langfristig negativ auswirken“, so Kerbl, der „so viel Normalität wie möglich und das Nachholen von Versäumtem“ fordert.

Was das politische Ringen um offene Schulen angeht, so versicherten Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein und Familienministerin Susanne Raab am Mittwoch nach dem Ministerrat, dass die Regierung an den offenen Schulen festhalten wolle. (ehs)

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