© Iryna Imago iStockphoto

Gesundheit und Medizin

Corona – 90 % der Medikamente auf Intensivstationen Generika

Wien - Der Löwenanteil der Medikamente für Covid-Kranke auf den Intensivstationen sind Generika – also wirkstoffgleiche, aber meist günstigere Nachahmermedikamente nach Ablauf des Patentschutzes des Originalpräparats. Die am häufigsten eingesetzten Substanzgruppen sind Analgetika, Antibiotika, Anästhetika, Herztherapeutika und Magenschutz-Medikamente, erklärte der Generikaverband (OeGV) am Donnerstag – unterstützt von Datenmaterial aus Deutschland.

Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) hat zu Beginn der Pandemie zwei Listen erarbeitet, die sämtliche Arzneimittel enthalten, deren Bedarf sich nach Einschätzung der Experten pandemiebedingt stark erhöhen könnte. Umgelegt auf den österreichischen Arzneimittelmarkt kommt der Interessenverband zu dem Schluss, dass der Generikaanteil bei diesen Medikamtenten 90 Prozent beträgt, gemessen in verabreichten Einzeldosen und bezogen auf den aktuellen 12-Monats-Zeitraum. „Generika spielen damit eine wesentliche Rolle in der Behandlung von Covid-19-Erkrankten, die intensivmedizinisch versorgt werden müssen“, folgert OeGV-Präsident Wolfgang Andiel. Analgetika (99 Prozent Generikaanteil), Antibiotika (85 Prozent) und Anästhetika (95 Prozent) werden sogar fast ausschließlich als generische Medikamente verordnet. Der Beitrag der europäischen Generikaindustrie zur Bewältigung der Coronakrise sei also enorm. Insbesondere zum Anfang der Pandemie, als sich die Lage etwa in der Lombardei zugespitzt hatte, wurden die klassischen intensivmedizinischen Medikamente knapp.

Strategien zur Vermeidung von Lieferengpässen

Aktuell sehe die Nachfragesituation wieder anders aus, aber der politische Fokus auf die Versorgungssicherheit sei nicht verschwunden. „Es ist klar, dass die Förderung einer stärkeren inländischen bzw. europäischen Produktion Teil der Gesamtstrategie sein sollte. Gleichzeitig brauchen wir aber mehr als ein Tool in unserem Werkzeugkasten – und wir müssen das Risiko vermeiden, das gleiche Problem der Lieferabhängigkeit anderswo neu zu kreieren“, so Andiel. Und weiter: Ein umfassender Ansatz zur Gewährleistung zuverlässiger und reaktionsfähiger Pharma-Lieferketten erfordere mehrere komplementäre Strategien, einschließlich mehrerer registrierter Quellen für Schlüsselmoleküle und strategischer Sicherheitsvorräte kritischer Arzneimittel. Zudem gelte es, den Informationsfluss zu optimieren: Versorgungsprobleme treten selten branchenweit und über alle Märkte hinweg auf. In der Regel betreffen sie einzelne Länder, Regionen oder Krankenhausgruppen und könnten abgewendet oder gemildert werden, wenn alle Mitglieder der Versorgungskette die gleichen Informationen teilen, wenn auch in anonymisierter Form, heißt es vom OeGV. (red)

Back to top