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Gesundheit und Politik

Rekord bei geschmuggelten Medikamenten

Wien - In Österreich sind in den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 bereits mehr geschmuggelte Medikamente sichergestellt worden als im gesamten vergangenen Jahr. Laut Zollverwaltung liegen die Aufgriffe 12,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 3420 registriert, 2021 waren es schon 3861, gab das Finanzministerium am Donnerstag bekannt.

Konkret wurden von Jänner bis September 2021 insgesamt 190 Kilogramm, 2157 Packungen, 556 Flaschen und 275808 Stück an gefälschten oder illegalen Arzneiwaren aus dem Verkehr gezogen. Dabei waren bislang keine großen Schmuggelfälle zu verzeichnen, bei denen üblicherweise Medikamente in Massen aufgegriffen werden. Stattdessen sind Arzneiwarenaufgriffe in Kleinsendungen auf dem Postweg anhaltend gestiegen. Laut Angaben des Finanzministeriums wurden 95 Prozent, also die überwiegende Anzahl der Medikamente, im Postverkehr beschlagnahmt.

Lutschtabletten für negatives Corona-Testergebnis

Angebliche Corona-Medikamente, wie Chloroquin oder Hydroxychloroquin, waren nur vereinzelt unter den Beschlagnahmungen. Interessant fanden die Zöllner allerdings insbesondere Lutschpastillen zur Behandlung diverser Atemwegserkrankungen. „Der Verkäufer empfahl in einem Begleitschreiben, alle zwei Stunden vier Tabletten auf der Zunge zergehen zu lassen, aber nicht zu lutschen. Nach spätestens drei Tagen sollte dann ein Covid-Test bereits negativ ausfallen“, schilderte Finanzminister Gernot Blümel bei einem Pressetermin.

Abgesehen davon, dass beim Bezug von Gesundheitswaren ohne medizinische Expertise außerhalb einer ärztlichen Praxis oder Apotheke mögliche Behandlungsfehler nicht ausgeschlossen werden können, sind geschmuggelte Medikamente oftmals wirkungslos oder verunreinigt – auch, weil sie oftmals Fälschungen sind. Vor dem Gebrauch von Präparaten unbekannter Herkunft wird von Experten jedenfalls gewarnt. „Die hohe Zahl der Aufgriffe führt uns alarmierend vor Augen, wie sehr der Handel mit illegalen und gefälschten Arzneimitteln floriert und das Leben von Patienten gefährdet“, so Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig. Fake-Medikamente würden keinerlei Qualitätskontrolle unterliegen. Herzog weiter: „Ob sie überhaupt wirken und wenn ja, wie, wird weder untersucht noch geprüft.“

Hunderte Kilo von Medikamenten vernichtet

Vonseiten des österreichischen Zolls werden sichergestellte Medikamente entweder an den Absender retourniert oder vernichtet. So hat etwa die Dienststelle Süd des Zollamts Österreich im Oktober 5396 Stück Medikamente beseitigt. Diese (überwiegend Potenzmittel) waren im Jahr 2021 von Beamten der Zollstelle Graz im Zuge von Kontrollen bei Post- und Paketdiensten aufgegriffen und beschlagnahmt worden. Auch die Zollstelle Wien/Dienststelle Nord des Zollamts Österreich hat im Juli 2021 rund 200 Kilogramm bzw. 46201 Stück Medikamente vernichtet, die in den vergangenen fünf Jahren für verfallen erklärt worden waren. (ehs)

Weitere Infos: Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen

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