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Gesundheit und Medizin

Aktionswoche: Testen … auch bei HIV und Hepatitis

Wien - „In Österreich werden über 40 Prozent aller HIV-Diagnosen sehr spät gestellt, zu einem Zeitpunkt, zu dem das Immunsystem bereits geschwächt ist. Dabei könnten durch die rechtzeitige Diagnose und Therapie Folgeerscheinungen und Übertragungen nachhaltig vermieden werden“, sagt Dr. Alexander Zoufaly, Präsident der Österreichischen AIDS Gesellschaft. Mit der diesjährigen Europäischen HIV- und Hepatitis-Testwoche, die von 22. bis 29 November läuft, sollen vor allem die Allgemeinmediziner angesprochen werden, die oftmals erste Anlaufstelle für die Patienten sind.

Regelmäßiges Testen ist vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zum Alltag geworden. Diese Routine gilt allerdings längst nicht für alle Erkrankungen. Im Gegenteil: „Wir haben gesehen, dass es im Jahr 2020 einen Einbruch bei den Neudiagnosen von HIV gegeben hat“, sagt Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien, gegenüber universimed.com. Konkret wurden im vergangenen Jahr österreichweit 332 HIV-Neuinfektionen festgestellt – in den Jahren davor waren es jeweils zwischen 400 und 500. Den Rückgang werten Experten als Indiz dafür, dass seit Ausbruch der Pandemie weniger Menschen die HIV/Hepatitis-Testangebote in Anspruch genommen haben.

Infektionskette brechen

Die aktuelle Aktionswoche soll helfen, das Bewusstsein wieder zu schärfen – sowohl in der Bevölkerung als auch der Ärzteschaft. Brunner: „Die Testungen sind enorm wichtig. Denn je früher die Diagnose, desto besser und effizienter die Behandlung.“ Und nicht nur das: „Therapie als Prävention“ lautet das Schlagwort. Brunner: „Es gilt die Botschaft zu transportieren, dass bei guter medikamentöser Einstellung die HIV-Infektion nicht mehr weitergegeben wird.“ Das Testen kann damit in doppeltem Sinne – durch Erkennen einer Infektion und entsprechende Therapie – die Infektionskette unterbrechen.

Eine Einschätzung, die auch Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig, zum Start der Testwoche unterstreicht: „Die derzeit vorherrschende vierte Welle der Pandemie hat andere Viruserkrankungen weitestgehend aus der Wahrnehmung der Öffentlichkeit verdrängt. Würden die Tests für HIV und Hepatitis öfter genutzt, könnte man die Infektionsraten damit deutlich reduzieren.“ Nachsatz: „Das wiederum erspart Kosten und entlastet das Gesundheitssystem.“

Hausärzte als Dreh- und Angelpunkt

Den Hausärzten kommt bei der Früherkennung eine Schlüsselrolle zu. Sie sind – gerade auch im ländlichen Raum – oftmals die erste Anlaufstelle für Patienten, sei es für Gesunden-Vorsorgeuntersuchungen oder bei Symptomen einer akuten oder gar fortgeschrittenen HIV-Infektion. Dementsprechend richtet sich der Appell an die Allgemeinmediziner. „Es geht darum, die Scham zu überwinden, über sexuelle Gesundheit zu sprechen, und über die Therapiemöglichkeiten Bescheid zu wissen“, sagt Brunner.

Die Österreichischen Aids-Hilfen haben daher mit Unterstützung vonseiten der Ärztekammer und der Österreichischen Gesellschaft niedergelassener Ärzte zur Betreuung HIV-Infizierter (ÖGNÄ-HIV) eine Informationsbroschüre aufgelegt, die Tipps für die Praxis liefert. Der Bogen spannt sich von der Darstellung der Indikatoren, die auf HIV hinweisen können, bis hin zu einem ausführlichen Leitfaden für das Patientengespräch.


Autor:
Evelyn Holley-Spieß

Weitere Infos: Informationsbroschüre für Ärzte

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