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Gesundheit und Medizin

Long Covid: Neues Web-Tool soll Hausärzt*innen bei Abklärung und Behandlung helfen

Wien - Etwa zehn Prozent der Menschen, die eine akute Erkrankung mit Covid-19 durchgemacht haben, entwickeln eine Long-Covid-Symptomatik. Bislang fehlt eine einheitliche internationale Definition, wodurch Diagnose und Behandlung entsprechend schwierig sein können. Als erste Anlaufstelle für Betroffene gelten die Hausärzt*innen. Ihnen soll nun mit einem neuen Web-Tool eine Hilfestellung gegeben werden: Ein auf der S1-Leitlinie Long Covid basierender Online-Leitfaden bietet einen Überblick von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen bis hin zu Behandlungsoptionen.

Symptome nach einer Covid-Erkrankung können vielfältige Ursachen haben. Daher sei die Abklärung über die Hausärzte so wichtig, erklärt Dr. Susanne Rabady, Leiterin des Departments für Allgemein- und Familienmedizin an der Karl-Landsteiner-Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin. Das neue Web-Tool, das am Portal der Privatuniversität abgerufen werden kann, bietet „Unterstützung bei der Abklärung sowie Behandlung und Betreuung“ von Patienten. Der Bogen spannt sich dabei von der unterschiedlichen Symptomatik, Behandlungsoptionen, den Punkt Nachsorge und Rehabilitation bis hin zu speziellen Long-Covid-Formen wie ME/CFS und autonomer Dysfunktion. Zusätzlich werden für Betroffene Informationen zu Themen wie Arbeitsrecht oder Selbsthilfegruppen zusammengefasst. Ausgelegt ist das Tool vor allem auf die erste Phase zwölf Wochen nach einer Akutinfektion.

Versorgung der Patienten komplex

Die als Long Covid bezeichnete Symptomatik ist vielfältig und äußert sich etwa durch Müdigkeit/Fatigue (Erschöpfung), Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, Atemwegsbeschwerden, Muskelschmerzen, kognitive Beeinträchtigungen, Schlafstörungen und psychische Beschwerden wie Depressionen. Jedes der Symptome kann aber auch andere Ursachen haben, denen nachgegangen werden muss. Bund, Länder und Sozialversicherung haben in der Vergangenheit gemeinsam einen Versorgungspfad definiert, der als erste Anlaufstelle die Primärversorgung vorsieht. Bei Bedarf können niedergelassene Fachärzte sowie Spezialambulanzen oder Gesundheitszentren die Abklärung sowie weiterführende Diagnostik komplexer Fälle übernehmen.

Das Ende der Fahnenstange ist bei der Versorgung dieser Patientengruppe aber noch nicht erreicht. „Ich glaube, es ist gut, dass wir zu einer systematischen, bewussten Herangehensweise an das Thema Long Covid herankommen“, meint Johannes Steinhart, Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie Niedergelassene Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK). Gesundheitsminister Johannes Rauch kündigt für den Herbst eine eigene Konferenz ausschließlich zu Long Covid an. (ehs)

Weitere Infos: Web-Tool

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