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Gesundheit und Politik

Corona: Impfschema wird adaptiert – 4. Stich für alle ab 12 Jahren empfohlen

Wien - „In Österreich müsste fast niemand mehr an einer reinen Covid-Infektion sterben, wenn er geimpft ist und Zugang zur entsprechenden Therapie hat, was mittlerweile der Fall ist.“ Mit dieser deutlichen Ansage appellierte Herwig Kollaritsch, Mitglied des Nationalen Impfgremiums (NIG), bei einem gemeinsamen Pressetermin mit Gesundheitsminister Johannes Rauch an die Bevölkerung, sich diesen Schutz zu holen. Das Timing ist nicht zufällig. Im Herbst sei mit steigenden Infektionszahlen zu rechnen – das NIG hat daher seine Empfehlungen neuerlich angepasst.

Zum einen gelte es, „Altlasten zu bereinigen“, so Kollaritsch weiter. Soll heißen: All jene, die bisher noch gar nicht geimpft sind oder die Grundimmunisierung mit dem dritten Stich noch nicht abgeschlossen haben, sollten dies nachholen. Laut Rauch sind rund 20 Prozent der Bevölkerung bislang nur zweimal geimpft. Was den Booster, also den 4. Stich, angeht, so galt bislang eine Empfehlung für Personen ab 60 Jahren sowie Risikogruppen. Diese Vorgehensweise wurde vom NIG adaptiert: Zum 4. Stich wird nun bereits ab dem 12. Lebensjahr geraten – mit einem Abstand von mindestens sechs Monaten zur dritten Impfung.

Laut Kollaritsch gebe es viele Menschen gerade auch in der jüngeren Bevölkerung, bei denen beinahe ein Jahr seit der Grundimmunisierung vergangen ist und der Schutz damit deutlich abgenommen habe. Vor diesem Hintergrund spricht sich der Experte auch gegen ein Warten auf adaptierte Vakzine aus. „Es hat keinen Sinn und ist absolut unvernünftig, auf die Variantenimpfstoffe zu warten.“ Der Grund: Die in den kommenden Wochen erwarteten Präparate würden die Komponente BA.1 enthalten – was für die jetzt vorherrschenden Varianten BA.4. und BA.5 wenig maßgeblich sei. Die bisherigen Impfstoffe würden ähnlich gut wirken.

„Impfung wesentlicher als Infektion“

Weiters räumte Kollaritsch mit der Einschätzung auf, wonach eine Erkrankung und darauffolgende Genesung die Impfung quasi ersetzen würden. Die Omikronvariante habe diese Sichtweise verändert. „Die Impfung ist wesentlicher als eine Infektion.“ Und weiter: „Wer eine Infektion mit einer der jetzigen Varianten durchmacht, sollte unabhängig davon in seinem Impfschema bleiben.“ Denn die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Immunität, die durch eine Infektion erzeugt wird, mitunter streng spezifisch für die konkrete Variante gilt, es „gegenüber anderen Omikronvarianten aber kaum eine Kreuzimmunität gibt“, so Kollaritsch.

Maske tragen und testen

Neben der Impfung sprach der Gesundheitsminister für den bevorstehenden Herbst mehrere Empfehlungen aus, um mögliche Wellen zu brechen. Dazu zählen das Tragen der FFP2-Maske in Innenräumen, vor allem dort, wo sich viele Menschen aufhalten, sowie das Testen nach der Urlaubsrückkehr bzw. vor Arbeitsantritt. Die bestehenden Angebote der Gratis-Tests will Rauch bis auf Weiteres beibehalten.

Nicht ausgeschlossen ist freilich, dass aus manchem Appell doch noch Pflicht wird, wenn sich die Corona-Lage insgesamt verschlechtert.

Autor:
Evelyn Holley-Spieß

Weitere Infos: Fachinformationen zum Impfschema

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