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Testosteronsupplementationstherapie und metabolisches Syndrom

<p class="article-intro">Die ersten Hinweise auf die Wichtigkeit von Androgenen als molekularen Signaltransduktionsmolekülen ergaben sich zunächst aus Studien über Kastration und Hodentransplantation. Erst als das eigentliche Testosteronmolekül in den 1930er-Jahren beschrieben, isoliert und synthetisiert wurde, wurden Behandlungen für Patienten mit Hypogonadismus denkbar. Heute ist Testosteron (als topische, subkutane Therapie sowie als implantierbare Pellets erhältlich) eines der häufigsten Medikamente in der westlichen Welt, mit stets zunehmenden Verschreibungszahlen.<sup>1</sup></p> <hr /> <p class="article-content"><p>Klinisch gesehen kann eine Testosteronerg&auml;nzungstherapie (TST) zur symptomatischen Therapie bei Patienten mit Hypogonadismus eingesetzt werden und dient zur Unterst&uuml;tzung bei klassischen Symptomen wie niedriger Libido, erektiler Dysfunktion, Fatigue und kognitivem Abbau in Form von Depression, Ged&auml;chtnisverlust und schlechter Konzentration. Wenn auch derzeit umstritten, wird klinisch die untere Grenze des Serumtestosterons mit 300ng/dl zur Diagnose von Hypogonadismus bei Vorliegen einer Kombination aus klinischen Zeichen/Symptomen und niedrigen Testosteronwerten herangezogen.<sup>1</sup> Ein Testosteronspiegel unter 300ng/dl wurde auch mit (abdomineller) Adipositas, reduzierter Insulinsensitivit&auml;t, Hypertonie und Dyslipid&auml;mie in Verbindung gebracht &ndash; alles Komponenten des metabolischen Syndroms (MetS).<sup>2</sup><br /> Die Testosteronsupplementationstherapie (TST) und das metabolische Syndrom oder &bdquo;Syndrom X&ldquo; erh&ouml;hen in Kombination das Risiko f&uuml;r Diabetes mellitus (DM) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD).<sup>3</sup> Die g&auml;ngigste Definition f&uuml;r das MetS stammt von der International Diabetes Federation und konzentriert sich auf Taillenumfang und Triglyzeride, die beide mit der Insulinempfindlichkeit korrelieren und leicht zu messen sind.<sup>2</sup> Traditionell werden die klinischen Komponenten des MetS individuell behandelt. Mit einer TST (in Verbindung mit Ern&auml;hrungsumstellung, Bewegung und Gewichtsreduktion) k&ouml;nnten viele, wenn auch nicht alle dieser Faktoren verbessert werden.<br /> Die potenzielle Zahl der M&auml;nner mit MetS und Hypogonadismus in &Ouml;sterreich steigt ununterbrochen. Sch&auml;tzungen zufolge sind etwa 3,1 % bis 7,0 % der M&auml;nner im Alter von 30 bis 69 Jahren und bis zu 38,7 % der M&auml;nner &uuml;ber 45 Jahre hypogonadal. Mit einer Pr&auml;valenz von bis zu 40 % f&uuml;r das MetS sind die gesellschaftlichen Kosten signifikant.<sup>2, 3</sup> Weitere &bdquo;red flags&ldquo; werden dadurch gesetzt, dass das MetS das Risiko f&uuml;r CVD um das Doppelte und das Risiko f&uuml;r DM Typ 2 (T2DM) um das F&uuml;nffache erh&ouml;ht.<br /> Die medizinische Triade bestehend aus MetS, T2DM und Hypogonadismus hat als gesundheitliches Hauptaugenmerk an Dynamik gewonnen.<sup>4</sup> M&auml;nner mit MetS und/ oder T2DM haben eher niedrigere Serumtestosteronspiegel (total und frei) und M&auml;nner mit MetS haben ein 2,6-fach erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Hypogonadismus.<sup>3</sup> Eine weitere Arbeit hat gezeigt, dass h&ouml;here Testosteronniveaus vor der Entwicklung eines MetS sch&uuml;tzen<sup>2, 3</sup> und Abnahmen im Testosteronspiegel mit einem h&ouml;heren Sterblichkeitsrisiko bei M&auml;nnern mit MetS5 verbunden sind. Nach wie vor eine Herausforderung ist hingegen die Untersuchung der Auswirkungen von Testosteron auf das MetS. Es ist bekannt, dass es eine hohe interlaboratorische Variabilit&auml;t der Testosteronwerte gibt und absolute Testosteronwerte ber&uuml;cksichtigen nicht eine Symptomatik. Rein numerische Unterschiede im Testosteronspiegel k&ouml;nnen klinisch auch bedeutungslos sein.<br /> Das Management des MetS zielt in erster Linie auf Lebensstil&auml;nderungen, Gewichtsverlust und erh&ouml;hte k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t ab. Es wurden bislang keine spezifischen, zielgerichteten pharmakologischen Therapien identifiziert, und die meisten MetS-Behandlungen konzentrieren sich auf die einzelnen Komponenten. Die Bedeutung der Hypogonadismus- MetS-Beziehung wird weiters durch die Tatsache unterstrichen, dass die TST in Kombination mit Bewegung und Ern&auml;hrung das MetS verbessern und gelegentlich vollst&auml;ndig aufl&ouml;sen kann.<sup>3, 4</sup> Dabei wurden ebenfalls Verbesserungen im glykosylierten H&auml;moglobin, in der N&uuml;chternplasmaglukose, beim Cholesterin, bei der Lipid- und Leberfunktion, im H&auml;moglobin- A1c-Spiegel, beim C-reaktiven Protein, Body-Mass-Index und Taillenumfang beobachtet.<sup>3</sup><br /> W&auml;hrend weitere Studien notwendig sind, um die optimale Dosis, H&auml;ufigkeit, Modalit&auml;t und Dauer der Therapie zu bestimmen, deutet eine immer steigende Evidenzdichte darauf hin, dass die TST eine valide Therapieoption f&uuml;r M&auml;nner mit der &bdquo;MAD-Triade&ldquo; aus metabolischem Syndrom, Androgenmangel bzw. Hypogonadismus und Diabetes mellitus ist.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Mulhall JP et al.: Evaluation and management of testosterone deficiency: AUA guideline. J Urol 2018; doi: 10.1016./j.juro.2018.03.115 <strong>2</strong> Cunningham GR: Testosterone and metabolic syndrome. Asian J Androl 2015; 17: 192 <strong>3</strong> Kovac JR et al.: Testosterone supplementation therapy in the treatment of metabolic syndromes. Postgrad Med 2014; 126: 149 <strong>4</strong> Dimopoulou C et al.: The complex association between metabolic syndrome and male hypogonadism. Metabolism 2018; doi: 10.1016/j.metabol.2018.03. 024 <strong>5</strong> Laouali N et al.: Testosterone and all-cause mortality in older men: the role of metabolic syndrome. J Endocr Soc 2018; 2: 322</p> </div> </p>
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