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René Théophile Hyacinthe Laënnec (1781–1826) – Teil 2
Urologik
Autor:
Univ.-Doz. Dr. Peter Paul Figdor
Archivar der ÖGU<br> Urologisches Archiv Wien<br> E-Mail: ppfigdor.uroarchiv@gmx.at
30
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29.09.2016
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<p class="article-intro">Im ersten Teil unserer Betrachtung des Erfinders des Stethoskops ging es um die frühen Jahre Laënnecs und seine Wegbegleiter in dieser Zeit. Der zweite Teil wirft einen Blick auf seine Kindheit und befasst sich mit seinem Wirken in den Zeiten von der Französischen Revolution bis nach der Ära Napoleons. Doch auch Wegbegleiter, die eine wichtige Rolle in Laënnecs Leben spielen, werden nicht vergessen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Wie bereits berichtet, ist Jean-Nicolas Corvisart (1755–1821) einer der angesehensten Mediziner seiner Zeit. Sowohl Corvisart wie auch Laënnec wird ein Stück Jugend geraubt. Beide haben Väter, die eine Position ähnlich der eines „Staatsanwalts“ innehaben („avocat au parlament“). Corvisarts Vater ist in Paris tätig, der von Laënnec in der Bretagne. Beide Väter prägen mit ihrer Härte den weiteren Lebensweg ihrer Söhne entscheidend.</p> <h2>Eine schwierige Kindheit</h2> <p>Laënnec verlor mit sechs Jahren seine Mutter, sie starb an Lungentuberkulose. Sein Vater, Jurist, war nebenbei Dichter. Gesetzeswesen und Dichtkunst beanspruchten ihn derart, dass er keine Zeit hatte, sich um seine Kinder zu kümmern. Er brachte sie deshalb bei Verwandten unter. Die Kinder schienen aber das Recht gehabt zu haben, selbst zu wählen, bei welchem Onkel oder welcher Tante sie wohnen wollten. Der erste Onkel, bei dem der kleine René unterkam, war Priester und Doktor an der Sorbonne-Universität. Bei diesem konnte der Junge jedoch nicht lange bleiben, denn nach seiner Ernennung zum Generalvikar hielt es der Onkel für angebracht, der Französischen Revolution durch die Emigration nach England zu entgehen. Weitere Verwandte nahmen sich nacheinander René Laënnecs an. Er kam schließlich zu seinem Onkel Guillaume-François, einem Arzt und Professor im Hôtel-Dieu in Nantes.<sup>A</sup> Schon bald war er für René der „geliebte Onkel“ (oncle bien-aimé). <br /> René Laënnec wollte zunächst Priester werden, was jedoch zur Zeit der Revolution nicht möglich war. Anscheinend war er aber auch sehr angetan davon, Arzt zu werden. Sein Onkel Guillaume-François bemühte sich sehr, dass sein „Schützling in der Medizin“ vor allem mit dem schwierigen Anfang zurechtkam. Er führte seinen Neffen selbst in die Tätigkeiten in den Krankensälen ein und sorgte für eine gute Ausbildung in Anatomie. So kam es, dass René seinen Onkel mehr und mehr schätzte. Als es 1795 zu kriegerischen Ausschreitungen kam, stand er an der Seite des Onkels und richtete „charpie“, Scharpie (Verbandsmaterial für Verwundete), her.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Urologik_Uro_1603_Weblinks_seite45.jpg" alt="" width="380" height="452" /></p> <h2>Eine harte Schule</h2> <p>Jean-Nicolas Corvisart erging es in seiner Jugend nicht wesentlich besser. Wie wir bereits wissen, traten die Pariser Juristen recht streng auf. Den jungen Corvisart interessierte das Studieren von Gesetzen so gar nicht und er versteckte sich vor seinem Vater immer wieder in Spitälern. Daher wurde er aus der Familie ausgeschlossen und stand ohne Unterstützung da, also ohne Geld. Da man jedoch damals Medizinstudenten gerne in den Spitälern als Krankenpfleger einsetzte, kam er ganz gut über die Runden. <br /> Nach Ansicht zeitgenössischer Autoren hat diese Strenge dem jungen Corvisart nicht geschadet. So schreibt etwa der Pariser Psychiater Guillaume Ferrus, ein Schüler von Philippe Pinel und Verfasser der Corvisart’schen Éloge, <em>„…dass das harsche Vorgehen der Pariser ‚juristischen Familie‘ für diesen tüchtigen jungen Mann gar nicht schlecht war. Es bewirkte Stärkung in der Entwicklung des jungen Corvisart.“</em> Allerdings wäre dies für Corvisarts Eltern beinahe schlecht ausgegangen, als sie verarmt um Essen betteln mussten. Napoleon und sein Minister verhinderten jedoch das Schlimmste. Beide kannten Corvisarts Korrektheit in Staatsangelegenheiten. Er wollte niemanden begünstigen, weil er damit vielleicht einem anderen schaden könnte. Und schon gar nicht, wenn die Begünstigten Verwandte waren. Dies vermutend, hatte Napoleon das Ansuchen der Eltern (wahrscheinlich für eine Unterbringung in einem Altersheim) an sich gezogen und das „Gesetz ein wenig geändert“. Damit rettete er das Leben der Eltern seines Freundes Corvisart.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Urologik_Uro_1603_Weblinks_seite46.jpg" alt="" width="376" height="586" /></p> <h2>Von der Revolution bis zum Wiederaufleben der Monarchie</h2> <p>Zurück zu den kriegerischen Ereignissen: <em>„Die Jakobiner verhielten sich während ihrer Zeit des ‚Terreurs‘ (Schreckens) skandalös. Nach der Niederschlagung des bewaffneten Aufstandes in der Vendée (Guerre de Vendée) 1793 verbreitete sich eine Typhusepidemie über die Reste des Aufständischenheeres weiter. In ihrer Unmenschlichkeit warfen die siegreichen Republikaner auch die Frauen und Kinder der Soldaten in den Kerker.“</em> <br /> Jedoch das Schicksal geht die sonderbarsten Wege, um etwas Positives zu erreichen. In unserem Fall handelte es sich um Hilfe bei der schweren Typhusepidemie. „Instrument“ des Schicksals war die Schwiegermutter von Guillaume-François Laënnec. Eine nicht sehr kluge Bemerkung dieser Dame <em>(„réflexion imprudente de sa bellemère“)</em> führte zu einer Durchsuchung der Wohnung des Professors und daraufhin zu sechs Wochen Kerkerhaft für jenen. Nun kümmerte sich einer der besten Ärzte der Bretagne um die an Typhus erkrankten Gefangenen. Endlich wurden sie gut behandelt und der Zustand der gefangenen Soldaten sowie der Frauen und Kinder besserte sich. <br /> René Laënnec hatte neben seinem Onkel noch einen weiteren Lehrer: Corentin-François Ulliac (1758–1813).<sup>B</sup> Während dessen Dienstzeit als Marinearzt war es Laënnecs großer Wunsch, seinen Militärdienst auf Ulliacs Segelschiff zu leisten – für jemanden, der ursprünglich Priester hatte werden wollen, eher außergewöhnlich. Doch wegen der Aufstände in Laënnecs Heimat war dies nicht möglich. Wie Dupont<sup>1</sup> schreibt, hatte Laënnec 1799 eine Prüfung für Ärzte im Offiziersrang in der Armee bestanden und wurde daher als Offiziers-Mediziner in die Armee von General de Brune einberufen.<br /> 1801 kam Laënnec endlich nach Paris und erlangte dort einen Platz in der „École de santé“. 1804 promovierte er mit dem schwierigen Thema „Vorschlag für eine Vorgehensweise, die Lehre des Hippokrates mit der modernen, kausalen Medizin zu vergleichen“.</p> <h2>Die Bedeutung der Jahre 1815–1816</h2> <p>Im ersten Teil der Geschichte Laënnecs nahm sein guter Freund und Kollege Gaspard Laurent Bayle (1774–1816) großen Raum ein. Obwohl sich beide in vielerlei Hinsicht ähneln, stößt man bei genauerem Hinsehen auf deutliche Unterschiede. Bayle war ein modern ausgerichteter Arzt mit einer großen Praxis und Erster Assistent Corvisarts sowie dessen Vertreter und Freund. Der „kaiserlich“ (für Napoleon) gesinnte Corvisart hatte 1815 alle seine Aufgaben niedergelegt und sich auf sein Gut zurückgezogen. Bayle übernahm die Tätigkeit, konnte aber wegen seines frühen Todes 1816 die „moderne kausale Medizin“ an der Pariser Charité nur noch ein Jahr weiterführen. Laënnec hingegen war im Grunde seines Herzens ein kirchentreuer, politisch konservativer Royalist. Er lernte zwar einiges von den führenden Medizinern seiner Zeit, dem Chirurgen Guillaume Dupuytren, dem Anatomen und Pathologen Marie François Xavier Bichat und nicht zuletzt von Jean-Nicolas Corvisart. Vor allem Letzteren schätzte Laënnec dennoch nicht. William Bynum schreibt dazu: <em>„He had in addition assimilated Corvisart’s message, even if the pious, politically conservative royalist Laënnec had little personal regard for Napoleon’s agnostic physician.“</em><sup>2</sup></p> <h2>Die Zeit nach Napoleon: Absetzung von Professoren</h2> <p>Meiner Ansicht nach bedeuten die Jahre 1815 und 1816 einen großen Wendepunkt in der französischen Medizin. Und dies war politisch bedingt: Nach dem Sturz Napoleons und seiner Verbannung auf St. Helena 1815 wurde vielen Professoren ihre Lehrtätigkeit durch konservative Politiker und Kirchenvertreter entzogen. Eines der zahlreichen Beispiele ist Philippe Pinel (1745–1826). Er hatte einer großen Anzahl psychisch Kranker ihre Menschenwürde zurückgegeben, indem er sie aus den Kerkern holte und in ein Krankenhaus brachte, was besonders während der Revolution nicht leicht war. Es war besonders diese Menschlichkeit dafür ausschlaggebend, dass man Pinel beim „Zehn-Jahres-Preis für Medizin“ (gestiftet von der französischen Regierung) als Kontrahenten zu Corvisart auswählte.<br /> Während der Revolution und des anschließenden „Regimes des Terrors“ fanden außerdem zahlreiche Priester und andere politisch Gefährdete Unterschlupf in Pinels Psychiatrien. Nach dem Ende des Terrors hatten die Vertreter der Kirche und der konservativen Partei dies aber offenbar vergessen. Dass Pinel nicht hingerichtet wurde, verdankte er nur seinen Patienten. Als er verhaftet wurde, umringten ihn viele seiner Patienten, um ihn zu schützen. Da diese nicht sehr friedlich aussahen, konnten die zur Verhaftung des Arztes geschickten Personen von Glück reden, dass sie heil davonkamen. Pinels Lehrtätigkeit wurde nach Ende der napoleonischen Periode nicht mehr verlängert. Bei Dupont<sup>1</sup> heißt es, dass er Mitglied des „Instituts“ („membre de l’institut“) war und später auch „médicin-consultant de l’Émpereur“: <em>„Pinel est mis retraite (1823) sous le pression des ultras.“</em> (Pinel wurde unter dem Druck der Ultras [der Ultra-Konservativen] in Pension geschickt.)<br /> Ein anderes Beispiel ist der Ordinarius für Medizin an der Universität in Nantes, der „vielgeliebte Onkel“ Guillaume-François Laënnec, der ebenfalls keine Vorlesungen mehr halten durfte. Diese Strafe war nach Ansicht vieler Historiker allerdings offenbar doch nicht so hart. Laënnec war ein so beliebter Arzt, dass seine Praxis sich eines regen Zulaufs erfreute. Doch gerade sein Beispiel wirft ein trübes Licht auf seinen Neffen René. Dieser war zu jener Zeit der Leibarzt der Herzogin von Berry, der Mutter des französischen Thronfolgers. In dieser Position wäre es ihm sicher möglich gewesen, sich für seinen Onkel einzusetzen, zumal ihm selbst alle medizinischen und wissenschaftlichen Türen offenstanden. Dies tat er jedoch nicht.</p> <h2>Auf dem Gipfel des Ruhmes</h2> <p>Was war von dem „romantischen“ jungen Studenten geblieben, dem viele Wegbegleiter beim Weiterkommen in der Medizin geholfen hatten? Diesen gab es offensichtlich nicht mehr. Laut Bynum war es auch eher seine politische Einstellung als seine medizinisch-wissenschaftliche Arbeit, die Laënnec zu weiteren Ehren führte.<sup>2</sup> So wurde er 1822 als Nachfolger des verstorbenen Jean Noël Hallé (1754–1822), eines Pioniers hygienischer Maßnahmen in Frankreich, in das Collège de France berufen. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Akademie für Medizin. Nach einer Reorganisation der Fakultät übernahm er zudem Corvisarts Klinik in der Charité.<br /> 1824 heiratete der schwer an Tuberkulose erkrankte Laënnec seine Haushälterin und starb nur zwei Jahre später in seiner bretonischen Heimat.<sup>1</sup></p> <h2>Einige kritische Betrachtungen</h2> <p>War René Laënnec tatsächlich einer der hervorragendsten Mediziner seiner Zeit, wie oft behauptet wird? Seit wann hatte er sich eingehend mit der Auskultation beschäftigt? Schon Hippokrates hatte darauf hingewiesen, dass „Laute aus dem menschlichen Körper heraustreten und wertvoll für die Diagnostik sein könnten“. Dieses Wissen war – zumindest in Frankreich – weit verbreitet und daher auch René Laënnec bekannt. 1814 verbrachte er nach neuerlichen kriegerischen Auseinandersetzungen in seiner Heimat längere Zeit in der Bretagne, möglicherweise um dort Unterschiede zwischen üblichen Kranken und Kriegsverletzten zu finden. Ausgewählte Patienten brachte er von dort in das Hôpital de la Salpêtrière in Paris, in dem er damals arbeitete. Was genau der Inhalt seines medizinischen Projekts war, ist mir nicht bekannt. Allerdings waren seine Gönner offenbar erschrocken über die finanziellen Mittel, die er dafür be­nötigte.<br /> 1816 suchte Laënnec Gaspard Laurent Bayle in der Charité auf, weil er bei einer stark übergewichtigen jüngeren Patientin mit Herzbeschwerden mit der Perkussion nicht zurechtkam. Daher wandte er sich an Bayle, der bereits mehr als zehn Jahre Erfahrung mit der Auskultation, dem sogenannten griechischen Verfahren, hatte. Dies geschah, indem der Arzt sein Ohr direkt auf bestimmte Bereiche des Thorax des zu untersuchenden Patienten legte. Wir sprechen daher auch gerne vom Bayle’schen Verfahren (siehe auch <em>Urologik 2/2016</em>, S. 50ff). Ob dabei bereits Erkrankungen der Bronchien beurteilt wurden, wissen wir nicht. Sehr wahrscheinlich wurde aber die Herzfunktion untersucht. Wie wir wissen, lehnte Laënnec eine solche Untersuchung bei seiner jungen Patientin ab. Um den direkten Hautkontakt mit der Frau zu vermeiden, nutzte er eine Papierrolle zwischen seinem Ohr und der Patientin – de facto das erste Stethoskop. Da Bayle im gleichen Jahr starb, war die Weiterentwicklung der Auskultation vorläufig am Ende.<sup>C</sup> Laënnec schreibt, dass er die Erfindung des Stethoskops Kindern und deren Beschäftigung mit Holz(-Balken) in den Parkanlagen von Paris verdankt, was ich nicht recht nachvollziehen kann.<sup>D</sup> Mit keinem Wort erwähnt er, dass Corvisart und Bayle sich bereits mit der direkten Auskultation beschäftigt haben. Gerechterweise hätte er dies tun sollen, denn er hatte mit seinem (indirekten) „Stethoskop“ lediglich einen neuen Weg für eine bereits bekannte Methode gewählt.<br /> Auch die Tatsache, dass er – obwohl er schon an einer schweren Tuberkulose litt – innerhalb gut eines Jahres drei hohe wissenschaftliche Positionen erhielt, für die andere deutlich länger brauchten, wirft Fragen auf. Wie war es möglich, dass Laënnec zwischen 1822 und 1823 Professor am Collège de France, Mitglied der Akademie der Medizin und Leiter des Instituts von Corvisart an der Charité wurde? Ob dies eine politische Entscheidung der damaligen Regierung war oder ob er den von ihm wenig geschätzten Corvisart überflügeln wollte, wissen wir nicht. Bekannt ist aber, dass seine Krankheit ihn oft an der Ausübung seiner Pflichten hinderte und er die Positionen nicht so ausfüllen konnte, wie dies nötig gewesen wäre.<br /> Im Gegensatz etwa zu Gaspard Laurent Bayle war René Laënnec ein Rastloser. Er wechselte die Anstellungen und Tätigkeiten häufig. Als er einmal gefragt wurde, welcher Schule er angehöre, antwortete er: „So gehöre ich dann keiner Schule an, gehe weder mit den Alten noch mit den Neuen und halte die Erfahrung für meinen einzigen Lehrer.“ Dieses Zitat stammt aus einem Feuilleton in der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“ aus dem Jahr 1865.<sup>3</sup> Es geht darin um die Überschätzung des Klinikers René Laënnec.<br /> Wir erkennen in Laënnec einen sehr widersprüchlichen Charakter. Er hatte sicher seine Verdienste um die moderne kausale Medizin. Wie groß diese jedoch waren, kann diskutiert werden.</p></p>
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<p><strong>1</strong> Dupont M: Dictionnaire historique des médecins dans et hors de la médecine. Paris: Larousse, 1999 <strong>2</strong> Bynum WF: Science and the practice of the medicine in the 19<sup>th</sup> century. Cambridge: Cambridge University Press, 1994 <strong>3</strong> Guardia JM: Laennec – eine Skizze. Wiener Medizinische Wochenschrift 1865; 15: 1228-30, 1243-45 • Weiterführende Literatur beim Verfasser.</p> <p><br /><strong>Anmerkungen:</strong><br /><sup><strong>A</strong></sup> Guillaume-François Laënnec studierte in Paris und ging anschließend nach Montpellier, wo er auch promovierte. Danach verbrachte er zwei Jahre in England. Er war ein sehr angesehener Arzt in der Bretagne und Rektor der kleinen Universität in Nantes. Als in Frankreich die „medizinischen Sekundärschulen“ errichtet wurden, gehörte er 1808 zu den Ersten, die diese einführten. Er übernahm in Nantes die innere Klinik und Materia medica. <br /><sup><strong>B</strong></sup> Wir haben nur eine Biografie über Corentin-François Ulliac gefunden, und zwar in Larousse: „Dictionnaires historique des médecins dans et hors de la médecin“ von Michel Dupont (1999). Ulliac war Schüler der Chirurgen Philippe-Jean Pelletan (1747–1829) und Raphaël Bienvenu Sabatier (1732–1811) sowie des Gynäkologen Antoine Dubois (1756–1837). Später wurde Ulliac einer der Lehrer von René Laënnec. Er war Marinechirurg, dann allgemeiner Militärchirurg. Anschließend wurde er an die Spitäler in Rennes und Nantes berufen. Als Militärchirurg war er an den Schlachten in Deutschland und Polen beteiligt und wurde während der Napoleonischen Kriege in Spanien Chefchirurg für die Armee. Als er versuchte, dem im Gefecht verwundeten General Lapisse zur Hilfe zu kommen, verlor Ulliac ein Auge. Er starb während der Schlacht bei Talavera 1809. <br /><sup><strong>C</strong></sup> In meiner medizinischen Jugend wurden noch viele Krankheiten fast ausschließlich mit Perkussion und Auskultation festgestellt. Vielleicht auch, weil dies die Zeit unmittelbar nach dem Krieg mit sehr begrenzten (diagnostischen) Mitteln war. Wie bereits erwähnt, kannte ich viele ältere, erfahrene Ärzte, die kein Stethoskop verwendeten. Man legte sein Ohr an die Thoraxhaut des Patienten, nutzte also die altgriechische oder die Bayle’sche Methode. Es gab auch einige Stethoskope aus Holz und fast alle hatten die üblichen Stethoskope mit zwei Gummischläuchen.<br /><sup><strong>D</strong> </sup>Ich meine, dass die Holzklopferei der Kinder eine beachtliche „externe Lärmerzeugung“ bewirkt und damit eine genaue Beurteilung der Bronchien bis in ihre Peripherie sowie der Herztätigkeit und der Strömung in den großen thorakalen Blutgefäßen stört. Wie kann dies mit einem Stethoskop verglichen werden? Beim Stethoskop mit zwei Gummischläuchen gehen vom nicht zu großen Trichter zwei Schläuche ab. So werden mehr Lautschwingungen aufgenommen und auf zwei Ohren verteilt. Gleichzeitig schützen sie die Ohren vor äußeren Störgeräuschen. Der nicht zu große Trichter ermöglicht das Abhören von kleinen Bereichen. Dies verhindert, dass zu viele störende Nebengeräusche aus dem Körperinneren aufgefangen werden und die Auskultation beeinträchtigen.</p>
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