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Raum für Diskussionen
Urologik
30
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30.03.2017
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<p class="article-intro">Im Jänner fand zum 19. Mal der Andrologische Winterworkshop des AK Andrologie und Sexuelle Funktionsstörungen der ÖGU statt. Die Arbeitskreisvorsitzende, Dr. Andrea Gnad, Salzburg, erklärt, was den Workshop zu etwas Besonderem im jährlichen Veranstaltungskalender der Urologen macht.</p>
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<p class="article-content"><p><strong>Sind Sie zufrieden mit dem diesjährigen Winterworkshop?</strong><br /> Ja, sehr. Es war eine gelungene, sehr gut organisierte Fortbildung in einer schönen Location. Ich möchte mich hier bei allen Beteiligten für ihre Mithilfe bedanken. Auch das Feedback der Teilnehmer war sehr positiv, was mich natürlich freut.<br /><br /><strong> Was ist das Besondere an dem Winterworkshop im Vergleich zu den einschlägigen Kongressen?</strong><br /> Es ist eine Fortbildung von Urologen für Urologen. Das spiegelt sich vor allem im Programm wider. Der Vorsitzende ist für das Konzept verantwortlich und die Vorträge werden hauptsächlich von den Mitgliedern des Arbeitskreises gestaltet. Mein Schwerpunkt ist momentan die Sexualmedizin, daher versuche ich, auch Beiträge zu gewinnen, die nicht rein andrologisch sind. In diesem Jahr waren es zum Beispiel die Themen Transidentität und Paraphilien.<br /> Abgesehen von den wertvollen Informationen aus den Referaten erlebe ich auch die Diskussionen immer wieder als sehr positiv. Die beinahe familiäre Atmosphäre und die überschaubare Teilnehmerzahl – in diesem Jahr rund 60 Urologinnen und Urologen sowie etwa 10 Vertreter der Industrie – ermöglichen lebhafte und offene Diskussionen. Dieser persönliche Austausch ist besonders wichtig.<br /><br /><strong> Das Programm wird von Rednern unterschiedlicher Fachrichtungen bestritten. Warum ist diese fachübergreifende Zusammenarbeit wichtig?</strong><br /> Ich bin der Meinung, dass man über den eigenen Tellerrand hinausschauen muss. Ansonsten besteht die Gefahr, dass wir immer nur um uns selbst kreisen und die Themen sich ständig wiederholen. Das ist auf die Dauer nicht sinnvoll – und wird irgendwann langweilig. Ein Perspektivenwechsel kann da erfrischend sein. Die Referenten aus den anderen Fachgebieten haben oft eine ganz andere Sicht auf die Dinge. So hat in diesem Jahr Claudius Fazelnia, Oberarzt an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Salzburg, über HPV-Infektionen gesprochen. Und Elena Gottardi-Butturini, Oberärztin an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Salzburg, hat ein Referat über den Umgang mit transidenten Jugendlichen gehalten.<br /><br /><strong> Welche Vorträge waren Ihrer Ansicht nach die Highlights und warum?</strong><br /> Das ist nicht leicht zu beantworten, denn die Vorträge waren alle gut und informativ. Neu und abwechslungsreich fand ich die beiden Gastreferate. Sehr gut gemacht war auch der Beitrag über Paraphilien von Katharina Bretterbauer vom Landesklinikum Mistelbach. Mir hat außerdem der Vortrag von Andreas Bannowsky von der Klinik Rendsburg gefallen, der über Kuriositäten gesprochen hat, die einem in der Ambulanz unterkommen.<br /><br /><strong> Praktizierenden Ärzten sind praxisnahe Themen meist besonders wichtig. Sie haben Fallbesprechungen angeboten. Wie gut wurden diese angenommen?</strong><br /> Es war ja das erste Mal, dass wir so etwas angeboten haben. Leider wurde nur ein Fall eingereicht, doch der wurde sehr rege diskutiert. Ich finde die Idee nach wie vor gut, denn Falldiskussionen sind eine Gelegenheit für jüngere Ärztinnen und Ärzte, um von erfahrenen Kollegen zu lernen. Außerdem bietet sich so die Möglichkeit, schwierige Fälle zu besprechen und eventuell Optionen aufgezeigt zu bekommen, an die man selbst nicht gedacht hat.<br /> Im kommenden Jahr wird mein Nachfolger den Workshop veranstalten. Und falls es dann wieder Fallbesprechungen geben wird, trauen sich vielleicht mehr Kollegen ihre Fälle einzureichen, nachdem sie gesehen haben, wie hilfreich die Diskussion in diesem Jahr war.<br /><br /><strong> Was sind Ihre nächsten Pläne für die Arbeit im Arbeitskreis? Welches sind die vorrangigen Themen, um die Sie sich kümmern wollen?</strong><br /> Mein Vorsitz endet im November und ich übergebe das Amt an meinen Nachfolger. Bis dahin gibt es aber noch einiges zu tun. Ende Juni steht der andrologische Sommerworkshop in Salzburg an. Dazu laden wir immer nur einen Referenten ein, der ausführlich über ein Thema spricht. Im vergangenen Jahr war dies der Arzt und Psychologe Christoph Joseph Ahlers aus Berlin. Seine Schwerpunkte sind Paarberatung und Sexualtherapie. Wir fanden den psychologischen Zugang zu Sexualstörungen so interessant und gut dargestellt, dass wir im Arbeitskreis beschlossen haben, Herrn Ahlers dieses Jahr erneut einzuladen, um mehr darüber zu erfahren.<br /> Außerdem hat der Arbeitskreis eine Studie zum Einfluss von Nahrungsergänzungsmitteln bei idiopathischer Infertilität initiiert. Solche Präparate werden ja intensiv beworben, aber es gibt bisher keine validen Daten dazu. Die Hersteller der Produkte führen oft eigene Studien an, die jedoch keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz haben. Deshalb haben wir die weltweit erste placebokontrollierte multizentrische Studie gestartet. Endpunkt ist die Schwangerschaftsrate in beiden Studienarmen. Wir nehmen noch Patienten auf, die von urologischen Kliniken und niedergelassenen Urologen an die beteiligten Studienzentren zugewiesen werden können. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Kollegen entsprechende Patienten einbringen würden. Informationen zu den Ein- und Ausschlusskriterien der Studie können bei mir unter ordination@urologin-salzburg. at erfragt werden.<br /><br /><strong> Frau Doktor Gnad, vielen Dank für das Gespräch!</strong></p></p>