
Lokalisiertes Prostatakarzinom:Update der ProtecT-Studie
Bericht:
Christian Fexa
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Im Rahmen des EAU 2023 wurden die onkologischen Daten zum 15-Jahres-Update der ProtecT-Studie sowie die entsprechenden Lebensqualitätsdaten zum 12-Jahres-Update präsentiert. Die Daten dieser Landmark-Studie wurden nahezu zeitgleich mit der Präsentation im New England Journal of Medicine sowie im New England Journalof Medicine Evidence publiziert.1, 2
Keypoints
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Die Wahl zwischen „active surveillance“, radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie hat bei lokalisiertem Prostatakarzinom keinen Einfluss auf das krebsspezifische Überleben.
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Patienten unter aktiver Therapie haben seltener Metastasen und lokale Progression und benötigen seltener eine Androgendeprivationstherapie.
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Harninkontinenz ist unter radikaler Prostatektomie am häufigsten. Die Erektionsfähigkeit ist bei „active surveillance“ und Strahlentherapie etwa gleich gut. Nykturie trat nach radikaler Prostatektomie weniger häufig auf. Stuhlinkontinenz ist nach Strahlentherapie am häufigsten.
Was ist ProtecT?
ProtecT ist eine prospektiv randomisierte Studie, die „active surveillance“, radikale Prostatektomie und perkutane Radiotherapie bei Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom vergleicht.1 Dazu wurde zwischen 1999 und 2009 im Vereinigten Königreich (UK) bei 82429 Männern zwischen 50 und 69 Jahren eine PSA-Wert-Messung durchgeführt. In dieser Kohorte wurde bei 2664 Männern ein lokalisiertes Prostatakarzinom festgestellt, 1643 davon nahmen an der ProtecT-Studie teil.
Die Probanden wurden in drei Gruppen randomisiert: 545 zu „active surveillance“, 553 zu Prostatektomie und 545 zu perkutaner Radiotherapie, um die Resultate der drei Optionen miteinander zu vergleichen und zu bewerten. Gemäß Stadieneinteilung nach d’Amico hatten 66% ein Low-Risk-, 24% ein Intermediate-Risk- und 10% ein High-Risk-Prostatakarzinom. Der mediane PSA-Wert der Patienten lag bei 4,6ng/ml (3,0–19,9ng/ml). Frühere Auswertungen dieser Studie wurden bereits mehrfach publiziert, nun liegen die Daten nach 12 bzw. 15 Jahren Nachbeobachtung vor.
Onkologische Ergebnisse
Nach 15 Jahren Nachbeobachtung konnte eine sehr niedrige krebsspezifische Mortalität festgestellt werden: 74 Todesfälle von 1643 Teilnehmern (4,5%).
Das krebsspezifische Überleben nach 15 Jahren war in den drei Studienarmen vergleichbar: „active surveillance“ 96,6%, radikale Prostatektomie 97,2%, perkutane Strahlentherapie 97,7%.1 Das Gesamtüberleben nach 15 Jahren lag bei 79,3%, ohne signifikanten Unterschied zwischen den drei Gruppen. Das metastasenfreie Überleben nach 15 Jahren lag im „Active surveillance“-Arm bei 90,6%, während es nach radikaler Prostatektomie bei 95,3% und nach Strahlentherapie bei 95% lag.
Eine Langzeit-Androgendeprivationstherapie (ADT) wurde bei 12,7% der Männer mit „active surveillance“ eingesetzt bzw. bei 7,2% der operierten Patienten sowie bei 7,7% der bestrahlten Patienten.Eine klinische lokale Progression (z.B. infravesikale oder supravesikale Obstruktion) ereignete sich bei 25,9% der Teilnehmer im „Active surveillance“-Arm, bei 10,5% im Operationsarm und bei 11% im Strahlenarm. Nach 15 Jahren lebten im „Active surveillance“-Arm 24,4% der Männer ohne Therapie, 61,1% erhielten im Verlauf eine lokal kurative Therapie (Operation oder Strahlentherapie).
Zusammenfassend ist festzustellen: Patienten mit aktiver Therapie wiesen eine geringere Rate an Metastasen, lokaler Progression sowie Androgendeprivation auf, dies hatte jedoch keinen Effekt auf das krebsspezifische Überleben.1
Lebensqualität der Patienten
Zeitgleich mit den onkologischen Daten wurden auch die Ergebnisse zur Lebensqualität („patient-reported outcome measures“, PROMs) publiziert.2 Die Antwortraten der Teilnehmer lagen für fast alle Parameter bei über 80%.
Abb. 1: Primäres Outcome der ProtecT-Studie zum prostatakrebsspezifischen Überleben unter Active surveillance vs. Prostatektomie vs. Strahlentherapie
Abb. 2: Sekundäre Outcomes der ProtecT-Studie zur Metastasierung, zum Einsatz von Antideprivationstherapien und zur klinischen Progression
Eine Harninkontinenz (Definition: >1 Einlage/Tag) nach radikaler Prostatektomie trat im Zeitraum von 7–12 Jahren nach der Operation bei 18–24% auf, unter „active surveillance“ bei 9–11% und nach Strahlentherapie bei 3–8%.2 Erektionen, die von den Teilnehmern als ausreichend für einen Geschlechtsverkehr angegeben wurden, waren nach radikaler Prostatektomie bei 18% möglich, nach Strahlentherapie bei 27% und unter „active surveillanc“ bei 30%. Eine Nykturie von zumindest zwei Miktionen pro Nacht wurde nach radikaler Prostatektomie bei 34% der Teilnehmer, nach Strahlentherapie bei 48% und unter „active surveillance“ bei 47% beobachtet. Eine Stuhlinkontinenz wurde nach Strahlentherapie bei 12% berichtet, in den anderen beiden Gruppen lag die Rate dafür bei 6%.
Die Werte für die allgemeine Lebensqualität über 7 bis 12 Jahre waren in allen randomisierten Gruppen ähnlich.
Quelle:
Bericht basiered auf Literaturreferenzen 1 und 2 sowie auf Unterlagen der Kommentator:innen Prim. Univ.-Prof. Stephan Madersbacher, Univ.-Prof. Isabell Heidegger-Pircher und Dr. Wolfgang Loidl
Literatur:
1 Hamdy FC et al.: Fifteen-year outcomes after monitoring, surgery or radiotherapy for prostate cancer. N Engl J Med 388; 1547-58, präsentiert im Rahmen des EAU-Kongresses 2023, 11. März, Mailand 2 Donovan JL et al.: Patient-reported outcomes 12 years after localized prostate cancer treatment. N Engl J Med Evidence 2023, 2(4): DOI: 10.1056/EVIDoa2300018, präsentiert im Rahmen des EAU-Kongresses 2023, 11. März, Mailand
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