© Getty Images/iStockphoto

Ergebnisse der AAÖGU-Ausbildungsumfrage 2022

Im Rahmen der Austrian School of Urology (ASU) fand heuer erneut die Ausbildungsumfrage des Arbeitskreises für AssistenzärztInnen statt. Insgesamt haben 90 Personen (66%) von insgesamt 137 Auszubildenden im Sonderfach Urologie (Stand 7/22) teilgenommen. Im Fokus standen die operative Ausbildung, die Arbeitsbelastung sowie die Ausbildungsqualität. Die Ergebnisse werden nachfolgend, soweit möglich, wertungs- und interpretationsfrei dargestellt.

Basisdaten

Die ausgezeichnete Teilnehmer*innenzahl zeigt sich seit Beginn der jährlichen Umfragen stabil (n=80–100) und ist vermutlich auf das hohe Interesse an der ASU zurückzuführen. Seit 2019 zeigt sich die Geschlechterverteilung mit 44–50% weiblich und 50–56% männlich relativ konstant. Dies stimmt beinahe exakt mit den Zahlen der österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) überein. Über die gesamte urologische Ausbildung beträgt der Frauenanteil nämlich 47% (Stand 10/22). Ebenso ist der Anteil an Auszubildenden an Universitätskliniken unverändert stabil (2019: 37%, 2022: 32%). Die Verteilung der Ausbildungsjahre zeigt, wie anhand der Teilnehmer*innen der ASU zu erwarten, einen leichten Überhang der ersten 3 Ausbildungsjahre (Sonderfachgrundausbildung: 59%). Interessanterweise befinden sich im Jahre 2022 immer noch 10% in der Ausbildungsordnung (ÄAO) von 2006. Immerhin sind auch im Jahr 2022 bereits 21% Allgemeinmediziner oder besitzen einen weiteren Facharzttitel.

Arbeitsbelastung

Die durchschnittliche Arbeitszeit im Wochenschnitt liegt zwischen 48 und 55 Stunden, obwohl nur 48% der sogenannten „Opt-out“-Regelung zugestimmt haben. Für knapp 17% ist dies an ihrer Abteilung nach eigenen Angaben ohnehin alternativlos/verpflichtend, während 31% freiwillig „optiert“ haben. Laut Umfrageergebnissen überschreiten 23% konstant das gesetzliche Maximum von 55 Wochenstunden.

Die Verteilung und Anzahl an Nachtdiensten sind seit 2019 gleichbleibend: 72–74% absolvieren zwischen 4 und 5 Nachdienste im Monat.

Bis zu 75% geben an, beinahe täglich Überstunden leisten zu müssen, um ihren Aufgaben nachkommen zu können.

Die Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit (1–10) wird konstant mit 5,7–6 von 10 möglichen Punkten bewertet.

In der diesjährigen Umfrage wurde die Arbeitsbelastung genauer abgefragt: Nur 52% gehen aktuell gerne in die Arbeit und zwei Drittel geben an, mindestens einmal monatlich an ihre Belastungsgrenze zu kommen. Immerhin ein Drittel hat diesbezüglich auch schon aktiv über einen Abteilungs- bzw. Fachrichtungswechsel nachgedacht oder hat bereits gewechselt. Eine mögliche Erklärung ist, dass arbeitsrechtliche Aspekte, vermutlich auch aufgrund der Covid-19 Pandemie, nicht eingehalten werden (können). Beispielhaft werden Wochenruhezeiten laut Umfrageergebnissen nur an der Hälfe aller urologischen Abteilungen eingehalten bzw. respektiert.

Bei belastungsbedingten Problemen oder Beschwerden fühlt sich nur eine Person von sieben von ihrer/ihrem Vorgesetzten ernst genommen – im Gegensatz zur Hilfsbereitschaft Vorgesetzter bei allgemeinen Problemen von ca. zwei Dritteln, wie weiter unten erläutert.

Fort- und Weiterbildung

Ausbildung

In Anbetracht der gesetzlichen Voraussetzungen in Österreich zeigen sich in Bezug auf die Ausbildungsstrukturen deutliche Defizite.

Nur die Hälfe aller Auszubildenen hat bzw. kennt eine/n designierte/n ausbildungsverantwortliche/n Fach-/Oberarzt/ärzt*in und nur 17% erhalten regelmäßig Feedback über ihr Können (Mitarbeitergespräch).

Die Modularisierung der Ausbildung in Sonderfachgrund und -schwerpunktausbildung (ÄAO 2015) scheint in den Köpfen der Auszubildenden angekommen zu sein. Die an der Abteilung möglichen Module können beinahe vollständig und korrekt genannt werden. Größtes Interesse zeigt sich allgemein für die urologisch-onkologische Chirurgie (75%), die Laparoskopie und die minimal invasive Therapie (70%) sowie die Andrologie (49%); Mehrfachnennungen waren möglich.

Quo vadis?

Die Option, Teile der Ausbildung in der Niederlassung zu absolvieren, ist ungefähr der Hälfte (47%) bekannt. Insgesamt wird diese Tatsache von über 90% als sehr wichtig empfunden, sodass es zukünftig von zunehmender Bedeutung sein wird, entsprechende Modelle in Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen in der Niederlassung auszuarbeiten.

Zwischen 22% und 26% streben nach Ausbildungsende rasch eine Niederlassung an. Demgegenüber planen 46% (konstant seit 2019) eine klassische Krankenhauskarriere, für 28–32% ist dies noch offen/unklar.

Fortbildung

Die Teilnahme an Kongressen allgemein (84%), insbesondere der Austrian School of Urology (94%), wird von Abteilungen aktiv gefördert und unterstützt. Generell zeigt sich ein großes Interesse an nationalen und internationalen Fortbildungen. Ein Viertel hat bereits an mehr als 5 nationalen sowie 3 länderübergreifenden Veranstaltungen teilgenommen.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Das Interesse, wissenschaftlich zu publizieren (37%), korreliert beinahe exakt mit der Anzahl an Kolleg*innen an Universitätskliniken. Explizit gefragt, wollen ungefähr 50% aller Teilnehmer*innen überhaupt keiner wissenschaftlichen Tätigkeit nachkommen. Ein Großteil hätte jedoch die Möglichkeit, an monozentrischen (62%) bzw. multizentrischen Studien (50%) mitzuarbeiten. Kernarbeitszeit steht hierfür nur 15% zur Verfügung.

Die Organisation der Forschungstätigkeit ist sehr unterschiedlich. Unter den wissenschaftlich tätigen Personen (ca. 50%) sind laut eigenen Angaben 35% auf sich alleine gestellt, 29% finden bei Problemen Ansprechpartner, 21% erhalten ein Mentoring durch erfahrenere Kolleg*innen und 15% sind Teil einer Arbeitsgruppe. Insgesamt haben 50% bereits eine Erst- oder Ko-Autorschaft angegeben. Einzelne Assistenzärzt*innen (7%) haben mehr als 5 Publikationen.

Operative Ausbildung

Die durchschnittliche Zeit im Operationssaal ist über die Jahre relativ stabil: 65% aller Teilnehmer*innen verbringen zwischen 10-30% der Arbeitszeit im Operationssaal. Tendenziell zeigt sich im direkten Vergleich aber eine gewisse Steigerung. Für das Jahr 2022 wurde die Frage nach eigenständigen Operationen pro Woche ergänzt, wobei MJ/DJ-Wechsel ausgenommen waren; 62% führen zwischen 2 und 5 Operationen durch. 26% geben nicht mehr als eine Operation pro Woche an.

Immerhin 40% aller Befragten rechnen damit, im Jahr 2022 das vorgeschriebene Rasterzeugnis erfüllen zu können. 2019 waren dies, bei einem größeren Anteil an Teilnehmer*innen in der ÄAO 2006, nur 30%.

In der heurigen Umfrage wurde aufgrund der laufenden Entwicklungen (siehe Artikel zum ÖGU-Rasterzeugnis in der vorliegeden Ausgabe von ÖGU Aktuell) auch die Modularisierung der Ausbildung aufgegriffen. Hier zeigt sich, dass mehr als 50% der Teilnehmer*innen nicht wussten, dass für die Sonderfachgrund- und schwerpunktausbildung unterschiedliche zeitliche Rahmenbedingungen zur Erfüllung der Rasterzeugnisse bestehen. Nur rund ein Drittel glaubt, das Rasterzeugnis der Sonderfachgrundausbildung im vorgebeben Zeitraum erfüllen zu können.

Ein fester Bestandteil der jährlichen Umfragen sind Anzahl und (subjektive) Sicherheit diverser Eingriffe. Für Operationen im Bereich des äußeren Genitales, DJ/MJ-Anlagen, perkutane Nephrostomien, flexible/starre Ureterorenoskopien, Urethrotomien, TUR-B, TUR-P, Prostatabiopsien sowie Assistenzen bei komplexeren Eingriffen zeigen sich stabile und durchaus belastbare Daten, welche auch den neuen Vorschlag des ÖGU-Rasterzeugnis-Grundausbildung bestärkt haben. Unter anderem sollen aufgrund der geringen Anzahl an Fusionsbiopsien, Spermiogrammen und Urodynamiken eigene Kurse das Rasterzeugnis ergänzen.

Arbeitsklima

Großteils (70%) besteht, laut Angaben der Auszubildenden, an urologischen Abteilungen ein sehr gutes Arbeitsklima mit respektvoller (interdisziplinärer) Zusammenarbeit. Zwei Drittel werden bei Schwierigkeiten durch ihre Vorgesetzten aktiv unterstützt bzw. finden klare Ansprechpartner*innen. Nur bei einer knappen Mehrheit (55%) nehmen sich die Assistenz- sowie die Fach- und Oberärzt*innen als Team wahr.

40% können der Aussage, dass allen Auszubildenden die gleichen Möglichkeiten/Chancen geboten werden, zustimmen, 33% ließen die Antwort offen, für 27% war die Aussage (eher) nicht zutreffend. Für 50% bestehen auch keine geschlechterspezifischen Unterschiede in der operativen Ausbildung (24% offen, 25% [eher] nicht zutreffend).

Erfreulicherweise findet eine Elternkarenzzeit an urologischen Abteilungen zunehmend Befürwortung (60%) und stellt nur an wenigen Abteilungen ein „Karrierehindernis“ (31%) dar.

Zusammenfassung

Insgesamt wird die gesamte urologische Ausbildung in den Jahren 2019 bis 2022 mit 5,4–5,9 von 10 möglichen Punkten bewertet. Konstant 62% würden die eigene Ausbildungsstelle weiterempfehlen.

bei den Verfassern

Back to top