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Die chirurgische Therapie des benignen Prostatasyndroms 2022

Die Zunahme der Inzidenz des benignen Prostatasyndroms (BPS) ist unter anderem auch auf die demografische Entwicklung in der westlichen Welt zurückzuführen. Wenn konservative Therapien versagen, sind operative Maßnahmen indiziert, um Folgeschäden für den Patienten zu vermeiden. Dabei sind endoskopische transurethrale Enukleationsverfahren (EEP) und speziell die Holmiumlaser-Enukleation der Prostata (HoLEP) als etablierte und sichere Methoden geeignet.

Der bisherige Goldstandard ist die mono- oder bipolare transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P). Sie ist weiterhin das am weitesten verbreitete Verfahren im deutschsprachigem Raum.

Steigende Zahlen

Die Inzidenz des benignen Prostatasyndroms (BPS) steigt mit zunehmenden Lebensalter der Männer. Etwa 60–70% der über 70-jährigen und bis zu 90% der über 80-jährigen Männer sind davon betroffen. Sowohl bei Miktionsbeschwerden des unteren Harntraktes („lower urinary tract symptoms“, LUTS) als auch bei Operationen im oberen und unteren Harntrakt sind ältere Männer häufig betroffen, und Interventionen gehen mit hoher Morbidität einher. Speziell beim betagten Patienten, der aufgrund einer Harnretention eine Behandlung anstrebt, ist ein geriatrisches Assessment notwendig.

Chirurgische Optionen

Welches chirurgische Prozedere durchgeführt werden kann, hängt davon ob, ob eine Vollnarkose oder eine Spinalanästhesie beim Patienten möglich sind. Neue minimal invasive Verfahren zielen speziell auf diese immer größere Gruppe von Patienten ab, die lediglich in örtlicher Betäubung behandelt werden können. Zur Beurteilung des Risikos eines radikalen operativen Vorgehens sollten beim älteren Patienten nicht nur das Alter alleine, sondern vor allem auch die damit verbundene Lebenserwartung, Begleitmedikation sowie Multimorbidität herangezogen werden.

Etwa 50% der Männer über 50 Jahre sind sexuell aktiv, und der Erhalt der Sexualität ist ein wichtiger Aspekt ihrer Lebensqualität. Eine Ejakulationsstörung zählt zu den häufigsten Nebenwirkungen der instrumentellen BPS-Therapie und galt über Jahrzehnte als Maßstab für eine gut ausgeführte komplette TURP. Heutzutage gibt es mehrere Verfahren zum Erhalt der antegraden Ejakulation. Einige Techniken werden auf den folgenden Seiten zum aktuellen Hauptthema in ÖGU Aktuell, der Therapie des benignen Prostatasyndroms, von verschiedenen Autoren erläutert.

Die breite Palette an therapeutischen Optionen ermöglicht heute eine individualisierte minimal invasive oder chirurgische Therapie des BPS, welche unter anderem Patientenwünsche, anatomische oder urodynamische Faktoren oder generell den physischen Zustand des Patienten berücksichtigt. Die Zeit der „One therapy fits all“-Strategie für BPS-Patienten ist definitiv vorbei.

Wir danken allen Autoren für ihre Arbeit und wünschen allen Lesern viel Freude beim Lesen der Artikel!

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