Bilanz – von ÖBay-Tagung, ÖGU Aktuell, „Loose Tie“ bis zum ÖGU-Office

„Unser neues ÖGU-Office wird vieles für unsere Mitglieder verbessern“

Prim. Univ.-Prof. Dr. Steffen Krause war in den beiden vergangenen Jahren Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Urologie (ÖGU). Im Gespräch mit ÖGU Aktuell informiert er über wichtige Entwicklungen und Erfolge in der ÖGU, zieht Bilanz über die Zeit seiner Präsidentschaft und gibt Ausblicke in die Zukunft der ÖGU.

Herr Professor Krause, Sie haben regelmäßig in ÖGU Aktuell im Rahmen Ihres „Berichts des Präsidenten“ wichtige Entwicklungen in der ÖGU präsentiert und die Mitglieder informiert. Was sind die aus Ihrer Sicht wichtigsten Themen, die bewältigt wurden?

S. Krause: Das Wichtigste ist sicher, dass es seit Kurzem ein ÖGU-Office gibt. Dieses wurde oft diskutiert, die Pläne dazu wurden bereits bei der ÖGU-Jahrestagung im vergangenen Jahr präsentiert. Das ÖGU-Office wurde dringend notwendig, da viele Aufgaben kaum noch zu bewältigen waren. Umso mehr freut es mich, dass wir mit Martina Seidl eine ausgezeichnete Leiterin des ÖGU-Office und eine Hauptansprechpartnerin für die Anliegen der ÖGU-Mitglieder gefunden haben. Außerdem im Team des ÖGU-Office sind Christine Voss, die eine unterstützende Funktion hat, sowie Alissa McGregor, Head of Association Management. Die Aufgaben unseres Office sind die Verwaltung und Organisation der allgemeinen Vereinsagenden, wie schon erwähnt die Betreuung der Mitglieder sowie die Buchführung und die Finanzen. Damit unterstützt das Office unseren Kassier Prof. Christoph Klingler in seiner Tätigkeit, und auch die Arbeitskreise und Kommissionen werden in Zukunft davon profitieren. Wenn wir schon bei den Finanzen sind, möchte ich auch auf die Umstrukturierung der Mitgliedsbeiträge der ÖGU/EAU zu sprechen kommen. Nach zweimaligem Mitglieder-Voting sind wir bei der verbindlichen En-bloc-Doppelmitgliedschaft ÖGU/EAU geblieben, weil sich die überwältigende Mehrheit der ÖGU-Mitglieder dafür ausgesprochen hat. Da die EAU 2023 eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags beschlossen hat, ist damit leider eine neuerliche Erhöhung des ÖGU-Mitgliedsbeitrags verbunden.

Von „Loose Tie“ über ÖGU Aktuell bis hin zur Gemeinsamen Tagung der ÖGU und der Bayerischen Urologenvereinigungwurde einiges erreicht

Voriges Jahr wurde auch die Zukunft der Nitze-Leitner-Gesellschaft diskutiert. Die ÖGU unterstützt diese ja seit Langem – gibt es dazu Neues?

S. Krause: Die Nitze-Leitner-Gesellschaft hat sich aufgelöst. Sie hat sich um die historische Sammlung von urologischen Exponaten der ÖGU gekümmert. Leider konnten diese Exponate nie öffentlich gezeigt werden, sondern blieben verpackt in Archiven. Eine Möglichkeit, unsere historischen urologischen Leistungen und technischen Entwicklungen zu präsentieren, sehen wir in der Übergabe der Exponate an das Josephinum. Dieses stellt regelmäßig medizinische Präparate und Utensilien aus. Wann dies erfolgen kann, ist noch nicht geklärt, eine umfassende, aber unsortierte Archivliste der Exponate liegt vor. Geplant ist die Erstellung eines digitalen Urologie-Exponate-Archivs, auf das Mitglieder der ÖGU Zugriff haben. Ebenso geplant ist die Aufarbeitung durch einen Archivar.

Viel gesprochen wurde auch über die Urologie-Rasterzeugnisse, wie ist hier der Stand der Dinge?

S. Krause: Federführend bei der Erstellung der Rasterzeugnisse war die Ausbildungskommission der ÖGU, massiv unterstützt durch den Arbeitskreis der Assistenzärzt:innen. Zusätzlich hat eine unabhängige Taskforce den neuen Facharztkatalog über zwei Jahre hinweg kritisch durchleuchtet und angepasst an internationalen Standards überarbeitet. Er wurde dann heuer im Sommer im Bildungsausschuss der Österreichischen Ärztekammer durch Prim. Univ.-Doz. Martin Marszalek (Leiter der Ausbildungskommission) eingereicht.

Kommen wir zur medialen Arbeit der ÖGU. Hier hat es mit dem Wechsel von der „NÖGU“ zu „ÖGU Aktuell“ im Laufe Ihrer Amtszeit Änderungen gegeben. Wie geht es weiter?

S. Krause: Mit ÖGU Aktuell haben wir uns nach langjährigem Bestand der „Nachrichten der Österreichischen Gesellschaft für Urologie“ (NÖGU) vor 2 Jahren für ein neues offizielles Organ der ÖGU entschieden. Prim. Univ.-Prof. Stephan Madersbacher und Prim. Univ.-Doz. Stephan Hruby waren dabei federführend. Das Medium bietet uns mehr Möglichkeiten, der inhaltliche Umfang ist größer geworden, es werden nun auch wichtige nationale und internationale Kongresse und Veranstaltungen berücksichtigt, ein Journal Club wurde eingeführt und mit „Debatte – Diskussion – Diskurs“ ein neues Dialogforum eingerichtet. Zudem wurden bereits einige digitale Formate wie Podcasts und Videos im Rahmen von ÖGU Aktuell publiziert; dies soll weiter verstärkt werden. Verankert wurde heuer in den ÖGU-Statuten, dass es 3 Herausgeber gibt. Neben den aktuellen Herausgebern Prim. Priv.-Doz. Dr. Stephan Hruby und Priv.-Doz. Stephan Seklehner ist dies auch der jeweilige Präsident der ÖGU für die Dauer der Amtszeit. Eine Neubestellung der Herausgeber bedarf der Bestätigung durch den Vorstand der ÖGU.

Wie sieht es mit der öffentlichen Sichtbarkeit der ÖGU aus – Stichwort „Loose Tie“ und Österreichische Krebshilfe? Hier waren noch Fragen offen.

S. Krause: Das stimmt. Nachdem wir voriges Jahr die Weiterführung der Kooperation mit der Krebshilfe kritisch hinterfragt hatten, wurde die Fortführung der Kooperation von ÖGU, Berufsverband der Urologie (BvU) und Krebshilfe bestätigt. Wichtig ist uns, wie angesprochen, die Sichtbarkeit der ÖGU zu erhöhen und das Thema Männergesundheit voranzubringen. Dazu sind verschiedene Projekte geplant bzw. bereits umgesetzt worden. Im Rahmen des Männergesundheitsmonats November veranstaltete die Österreichische Krebshilfe am 16.November gemeinsam mit der ÖGU und dem BvU ihren ersten Online-Dialog für Prostatakrebspatienten.

Monatlich wird virtuell „Das Herrenzimmer“ auf der Website der Krebshilfe übertragen. Sendetermine gab es bereits im November und Dezember, die nächsten Termine sind am 10. Jänner und am 7. Februar. Jedes „Herrenzimmer“ macht einen speziellen Aspekt zum Thema.

Wichtig war auch die Gestaltung des Festabends durch die Krebshilfe im Rahmen der Gemeinsamen Tagung der ÖGU und der Bayerischen Urologenvereinigung 2023, dieser war ein voller Erfolg.

Was hat Ihnen in Ihrem Amt als Präsident persönlich die größte Freude bereitet?

S. Krause: In diesem Jahr war das ganz sicher die erwähnte Gemeinsame Tagung der ÖGU und der Bayerischen Urologenvereinigung, die im Mai in Linz stattgefunden hat. Die Tagung blickt auf eine lange Tradition zurück und hat heuer zum 49. Mal stattgefunden. Wie für die ÖGU-Jahrestagung haben wir dafür das Design Center Linz als Veranstaltungsort gewählt. Im Vergleich mit der Tagung von 2022 gab es einen Zuwachs der Teilnehmerzahl um ca. 27%. Damit sind wir wieder auf dem Weg zu jenen Zahlen, die es vor den beiden aufgrund von Corona entfallenen Tagungen 2020 und 2021 gab. Die Tagung war mit insgesamt über 100 eingereichten Beiträgen aus Österreich und Deutschland wissenschaftlich sehr erfolgreich, davon konnten 88 ins Programm aufgenommen werden was mich besonders freut. Die Themen waren breit gefächert. Die Top-Themen waren Uroonkologie, Operationstechniken, Andrologie, Infektiologie sowie experimentelle Forschung. Es war aber auch etwas für die dabei, die sich für Blasenfunktionsstörungen, Bildgebung, Urolithiasis, Kinderurologie, Urologie der Frau oder andere Themen interessierten.

Schön zu sehen war, dass die Sessions gut besucht wurden, auch jene der Industrie, die nach Corona ebenfalls wieder zurückgekehrt ist und uns diese Fortbildung finanziell möglich gemacht hat.

Besonders spannend und notwendig nach dieser schwierigen Zeit war der rege Austausch unter Kollegen, der auch außerhalb der Symposien stattgefunden hat. Ich freue mich wirklich sehr, dass wir das ermöglichen konnten.

Herzliche Gratulation zur gelungenen Präsidentschaft und vielen Dank für das Gespräch!
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