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SLE: Tipps aus der Praxis

Systemischer Lupus erythematodes (SLE) ist eine Erkrankung mit komplexer Heterogenität – sowohl klinisch als auch immunologisch. Dementsprechend schwierig ist oft auch die frühe Diagnose. Auf Stolpersteine, die in der Praxis auftreten können, wies Dr. Raimund Lunzer, Graz, beim 20. Wachauer Rheumatag hin.

Die Variabilität der Manifestationen wird dadurch erklärbar, dass SLE durch unterschiedlichste Autoantikörper und Immunkomplexe verursacht werden kann. Klassifikationskriterien für SLE1 existieren und sind wichtig für Studien. In der Praxis sind sie jedoch nur bedingt hilfreich, denn ihre Erfüllung ist keine Voraussetzung für die Diagnose – und Therapie – eines SLE, wie Lunzer betont. Auch oligosymptomatische Patienten und Patienten im Frühstadium der Erkrankung sollen eine Behandlung bekommen. Diagnosekriterien müssen also breiter gefasst werden als die Klassifikationskriterien. Im Verlauf der Behandlung sollte die Diagnose dann regelmäßig reevaluiert werden.

Doch was braucht man für die Diagnose? Zwar gibt es ein „Kochrezept“ (mindestens eine Organmanifestation, ein ANA-Titer >1:80 und noch ein typischer Autoantikörper), jedoch ist auf den ANA-Titer kein hundertprozentiger Verlass, denn er wird, abgesehen von SLE, von vielen weiteren Faktoren beeinflusst, z.B. von Lebensalter, Medikamenten sowie anderen Erkrankungen wie Autoimmunhepatitis und Hashimoto-Thyreoiditis, Infektionen und Tumorerkrankungen.

„Die Rate positiver ANA in der Normalbevölkerung hat sich in den letzten 20 bis 30 Jahren fast verdoppelt“, sagt Lunzer. ANA-Titer von 1:160 sind bei bis zu 10% der gesunden Bevölkerung nachweisbar. Auch andere Autoantikörper (ANCA, RF, ACLA) können bei Menschen ohne diagnostizierte rheumatologische Grunderkrankung detektiert werden, und sie scheinen mit dem Alter vermehrt nachweisbar zu sein. Daraus folgt die Empfehlung: keine Behandlung von Laborparametern ohne passende Klinik!

Fieber mit CRP abklären

Fieber ohne erklärbare Ursache hat eine wichtige Bedeutung als Hinweis auf SLE. Lunzer: „Jeder dritte SLE-Patient hat Fieber.“ Wenn ein SLE-Patient Fieber hat, ist es aber wichtig, abzuklären, ob nicht auch zusätzlich eine Infektion besteht. Denn schwere Infektionen gehören bei SLE-Patienten zu den häufigsten Todesursachen. Da CRP auch bei aktivem Lupus meist nicht relevant erhöht ist, sind CRP-Werte >7mg/dl ein guter Hinweis auf eine Infektion. „Im Zweifelsfall sollte Fieber bei SLE-Patienten als Infektion gewertet und entsprechend gemanagt werden“, betont Lunzer.

Die Therapie für Patienten mit leichtem bis moderatem Verlauf ohne Organbeteiligung umfasst Sonnenschutz, Vitamin D, Impfungen und Hydoxychloroquin sowie Glukokortikoide bei entzündlichen Schüben. „Wenn man dazu noch das vaskuläre Risiko regelmäßig kontrolliert, hat man schon viel für eine gute Langzeitprognose getan“, so Lunzer.

Ein besser werdendes Verständnis der Pathomechanismen förderte die Entwicklung neuer Behandlungsoptionen, vor allem für Patienten mit moderater bis schwerer Krankheitsaktivität. In den letzten Jahren sind neue Medikamente, die an verschiedenen Pathways des Immunsystems ansetzen, auf den Markt gelangt bzw. für die Therapie des SLE zugelassen worden und es sind noch weitere zu erwarten. „Wir brauchen diese neuen Therapieoptionen“, sagt Lunzer. „Denn mit 18% ist die Mortalität bei SLE noch immer sehr hoch.“

20. Wachauer Rheumatag, 23. April 2022, Spitz

1 Aringer M et al.: 2019 European League Against Rheumatism/American College of Rheumatology classification criteria for systemic lupus erythematosus . Ann Rheum Dis 2019; 78(9): 1151-9

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