
Knochenmetastasen bei Brustkrebs sehr spät erkannt
Bei fast der Hälfte aller Mammakarzinompatientinnen, die Knochenbrüche aufgrund von Knochenmetastasen erleiden, werden die Metastasen erst anhand der Fraktur diagnostiziert. Das zeigt eine Studie aus Basel, die auf dem ESMO-Kongress in Madrid präsentiert wurde. Die Autoren folgern aus den aktuellen Daten, dass bei Routinekontrollen zu wenig nach Knochenmetastasen gesucht wird.
Das legen die Ergebnisse einer Studie des Universitätsspitals Basel nahe, die auf dem europäischen Krebskongress ESMO 2014 in Madrid präsentiert wurde. Bei 38,9 % einer Kohorte von Patientinnen, die infolge von Knochenmetastasen eine Fraktur erlitten hatten, wurden die Metastasen erst durch den Bruch und die daraus entstehenden Schmerzen diagnostiziert. Bekanntlich metastasiert das Mammakarzinom häufig in das Skelettsystem. Für die aktuelle Arbeit analysierten die Schweizer Forscher die Krankengeschichten von Patientinnen mit Brustkrebs, Knochenmetastasen und pathologischen Knochenbrüchen. Dazu wurden aus der Basel Breast Cancer Database die Daten von 363 Brustkrebspatientinnen, die in einem Zeitraum von 22 Jahren Fernmetastasen entwickelten, ausgewertet. Aus dieser Gruppe hatten 254 Patientinnen Knochenmetastasen, und von diesen Patientinnen erlitten 36 (14,2 % ) pathologische Frakturen. Bei manchen Frauen ereigneten sich multiple Frakturen. „In unserer Arbeit haben 70 % der metastasierten Patientinnen Knochenmetastasen. Der am häufigsten betroffene Ort war das Femur“, so Studienautor Dr. med. Marcus Vetter, Universitätsspital Basel.
Für die Arbeit wurde auch erhoben, welche Behandlungen die Patientinnen erhielten. Nach 32 Frakturen erfolgte ein operativer Eingriff, bei fünf Brüchen erhielten die Betroffenen nur Strahlentherapie zur Schmerzlinderung und zur Prävention weiterer Knochenbrüche. In acht Fällen wurden die Frakturen weder stabilisiert noch bestrahlt. Das mediane Überleben der Patientinnen betrug nach der Fraktur noch fünf Monate (Streuung 1–49 Monate).
Vetter: „Alarmierend war die hohe Anzahl an pathologischen Frakturen als Erstmanifestation der metastasierten Brustkrebserkrankung.“ Dies sei insofern bedauernswert, als sich pathologische Frakturen „nicht aus heiterem Himmel ereignen“, sondern meist durch Schmerzen oder andere Symptome ankündigen. Diese frühen Symptome werden offenbar bei fast der Hälfte der Patientinnen übersehen. Daher raten die Experten, sowohl in der adjuvanten als auch in der palliativen Situation das Thema aktiv anzusprechen. „Während der Nachsorgeuntersuchungen oder bei den Visiten sollten die Patientinnen nach Knochensymptomen befragt und falls notwendig weitere Untersuchungen durchgeführt werden“, betonte Vetter. Auf keinen Fall sollten Berichte von Knochensymptomen als alters- oder therapiebedingt abgetan werden. „Die Mehrzahl der Patientinnen wird schon auf eine niedrig dosierte Strahlentherapie eine gute Schmerzreduktion verspüren“, so der Studienautor.
Quelle: ESMO-Abstract.Vetter et al: Pathological
fractures in breast cancer patients with bone metastases.
ESMO, 29. September 2014, Madrid
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