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Welt-COPD-Tag 2021

Am 17. November 2021 fand der Welt-COPD-Tag statt, ein Tag, der das Bewusstsein für die Erkrankung schärfen und die Aufmerksamkeit auf Betroffene lenken will. Obwohl Aufklärung und Prävention essenziell sind, zeigt eine aktuelle Umfrage, dass vor allem bei jungen Menschen die COPD weitgehend unbekannt ist.

COPD ist die dritthäufigste Todesursache weltweit1, jährlich sterben weltweit drei Millionen Menschen an der Krankheit2, in Österreich sind 400000–800000 Menschen davon betroffen. Hauptursache dieser Krankheit ist das Rauchen, gleichzeitig greift in Österreich trotz Nichtraucherschutzgesetz noch immer jeder Fünfte täglich zur Zigarette.3 Umso wichtiger ist es, über die Erkrankung aufzuklären und auf die Gefahren hinzuweisen. Daher wurde auf Basis einer österreichweiten, repräsentativen Markforschung von Spectra die Bekanntheit von COPD innerhalb der heimischen Bevölkerung erhoben.

Große Wissenslücken vor allem bei jungen Menschen

Im Rahmen der Erhebung wurden im Oktober 2021 500 Personen ab 15 Jahren, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung, zu ihrem Wissen zu COPD befragt. Alle Befragten, die entweder mit dem Begriff COPD oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung vertraut waren, wurden schließlich vertiefend zu Ursachen, Symptomen, Langzeitfolgen und therapeutischen Konsequenzen befragt. Innerhalb der Studie gaben 22% an, Raucher zu sein, der Anteil an Nichtrauchern lag bei 78%. Mag. Romana Forster-Gartlehner, Senior Researcher bei Spectra Marktforschung und Durchführungsverantwortliche, fasst zusammen: „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass 4 von 10 Österreichern nichts mit dem Begriff COPD oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung anzufangen wissen. Unter den jüngeren (15–30-Jährigen) sind es sogar 70%, die die Erkrankung nicht kennen. Allgemein steigt die Bekanntheit der COPD mit dem Alter: Bei den 30–49-Jährigen sind es 63% und bei den über 50-Jährigen 71%, die die Krankheit COPD kennen.“ Die Bekanntheit ändert sich demnach in den verschiedenen Altersgruppen stark, was sich mit der ebenso steigenden Betroffenheit mit zunehmendem Alter deckt.

Raucherentwöhnung forcieren

Daher sei es wichtig, vor allem bei jungen Menschen für diese Erkrankung ein Bewusstsein zu schaffen, erklärt Gundula Koblmiller, MSc, Vorstandsmitglied der Österreichischen Lungenunion. „Wir sind ein Land mit einer starken Raucherkultur – 20,6% der Österreicher rauchen täglich, bei Jugendlichen von 15–24 Jahren liegt der Raucheranteil sogar bei 32%! Besonders bedenklich ist der Anteil an rauchenden jungen Männern von 37,2%.“4

„Wichtig ist, der österreichischen Bevölkerung vor Augen zu führen, dass vor allem das Rauchen für die Erkrankung verantwortlich ist. Erst gar nicht anzufangen zu rauchen, ist die beste Prävention!“, so Koblmiller. Tatsächlich besteht ein großer Zusammenhang zwischen der Erkrankung COPD und langjährigem Rauchen, das als Hauptursache der Atemwegserkrankung gilt. Die Befragung zeigt jedoch, dass dies vor allem Rauchern oft unklar ist: Nur die Hälfte der befragten Raucher sieht das Rauchen als die häufigste Ursache – bei den Nichtrauchern sind es 65%.

Mehr Bekanntheit führt zu früheren Diagnosen

Die Bewusstseinsschaffung für COPD spielt auch im Rahmen der Diagnose eine wichtige Rolle. „Würde man in der Gesundheitspolitik dem Thema COPD mehr Bedeutung und Gewicht beimessen und COPD mit Rauchen bzw. mit den Folgen des Rauchens in Verbindung bringen, dann könnte man das COPD-Risiko beträchtlich verringern“, stellt Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour, Wien, klar. Der Lungenfacharzt ist Leiter des Karl-Landsteiner-Instituts für Lungenforschung und pneumologische Onkologie und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie der Klinik Floridsdorf. Auch Gundula Koblmiller richtet ihre Appelle an die Politik und fordert einen niederschwelligeren Zugang zur Rauchentwöhnung: „Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Hierzu sollten sich die Sozialversicherungen und Versorgungseinrichtungen bundesweit schnell durchringen.“ Die Folgen des jahrelangen Rauchens zeigen sich erst zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr – denn die Krankheit schreitet sehr langsam voran. Klassische Symptome wie chronischer Husten und Atemnot werden oft jahrelang ignoriert, daher wird oftmals eine COPD nicht diagnostiziert.

„Damit aber mehr Betroffene überhaupt diesen Test machen, ist es wichtig, auch hierfür Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen. Nach der Diagnose kann eine Therapie das Fortschreiten der Erkrankung – abhängig vom Schweregrad – verlangsamen und die Beschwerden lindern“, erklärt der Lungenspezialist.

Pandemie verstärkt Engpässe

Ziel ist, so lange wie möglich eine hohe Lebensqualität zu erhalten. Neben nichtmedikamentösen Therapien wie Raucherentwöhnung und Bewegung gibt es die Behandlung mit Medikamenten. Auch Lungenrehazentren gehören zu den Therapien, die eine COPD lindern bzw. die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von Betroffenen steigern können. „Doch mittlerweile müssen COPD-Erkrankte und Long-Covid-Patienten um die Rehaplätze ,konkurrieren‘“, zeigt Koblmiller auf. „Neben der fehlenden Awareness für COPD gibt es einen hohen Bedarf an zusätzlichen pneumologischen Rehaplätzen.“ Während Covid-19 den meisten Menschen mittlerweile gezeigt hat, dass Atemnot lebensgefährlich sein kann, geschieht dies bei COPD laut Koblmiller zu „leise“ und „unauffällig“. Auch Valipour findet die Unbekanntheit der COPD problematisch: „Insgesamt ist es mehr als ernüchternd, dass 41% nicht wissen, was eine COPD ist. Die gleiche Umfrage würde bei Diabetes wohl ein komplett anderes Bild ergeben, obwohl Diabetes nicht öfter vorkommt als COPD.“

Pressekonferenz der Plattform Home Care Provider am 11.11.2021

1 WHO: Top 10 causes of death. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/the-top-10-causes-of-death ; zuletzt aufgerufen am 11.11.2021 2 WHO: Chronic obstructive pulmonary disease (COPD). https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/chronic-obstructive-pulmonary-disease-(copd) ; zuletzt aufgerufen am 11.11.2021 3 Statista Research Department: Anteil der Raucher, Gelegenheits-, Ehemaligen- und Nichtraucher in Österreich 2019. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/510314/umfrage/anteil-der-raucher-gelegenheits-ehemaligen-und-nichtraucher-in-oesterreich/#professional; zuletzt aufgerufen am 11.11.2021 4 Reitsma MB et al.: Spatial, temporal, and demographic patterns in prevalence of smoking tobacco use and initiation among young people in 204 countries and territories, 1990–2019. Lancet Glob Health 2021; 6(7): e439-40

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