
„Prävention in der Pneumologie“
Bericht:
Dr. Katrin Spiesberger, MSc
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Ende September war es endlich wieder so weit: Der jährliche Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und der Österreichischen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (OGTC) fand von 29.9. bis 1.10.2022 als Präsenzveranstaltung im Salzburg Congress statt. Das Who’swho der österreichischen Szene, aber auch internationale Kapazunder fanden sich ein, um aktuelle Themen aus der Pneumologie bzw. Thoraxchirurgie zu besprechen.
Die Tagungspräsidenten Assoz. Prof. Gábor Kovács, Präsident der ÖGP, Graz, und Univ.-Prof. Dr. György Lang, PhD, Präsident der OGTC, Wien, sowie die Kongresssekretäre Dr. Vasile Foris, PhD, Graz, und Priv.-Doz. Dr. Thomas Klikovits, PhD, Wien, haben Großartiges geleistet: Mit über 900 Anmeldungen und zahlreichen Besuchern vor Ort kann man sagen, dass Salzburg Ende September vor Pneumologen bzw. Thoraxchirurgen nur so gestrotzt hat. Unter dem Motto „Prävention in der Pneumologie“ bot das Veranstaltungszentrum Salzburg Congressden Teilnehmern und der umfangreichen Industrieausstellung einen entsprechenden Rahmen, fanden während dieser dualen Tagung doch gleichzeitig bis zu sechs Sitzungen in unterschiedlichen Räumlichkeiten statt.
Der erste Tag: Eröffnung und Hot Topics
Fokus Impfungen
Nachdem am Vormittag des ersten Kongresstages, dem Donnerstag, die beliebten Hands-on-Kurse stattgefunden hatten, eröffneten die führenden Expert*innen auf diesem Gebiet die erste Sitzung zum Thema „Update Impfungen“. Den Anfang machte OA Dr. Michael Meilinger, Wien, der ein Update zur Influenza- sowie Pneumokokkenimpfung gab. Er hob die Wichtigkeit dieser Schutzimpfungen vor allem bei den Risikogruppen – den Älteren, den ganz Jungen sowie den chronisch Kranken – hervor. Besonderes Augenmerk legte er in seiner Präsentation auf die Immunseneszenz, die zu einer erhöhten Infektanfälligkeit, schwereren Verläufen und einer verminderten Immunantwort auf Impfungen führt. Vor allem Influenzainfektionen gehen bei älteren Menschen mit einer erhöhten Mortalität und einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte einher. Zudem stellte er die am Markt verfügbaren Impfstoffe vor: Mittlerweile entsprechen die quadrivalenten Influenzaimpfstoffe dem Standard und haben die trivalenten gänzlich abgelöst. Auch den neu zugelassenen höhervalenten Pneumokokkenimpfstoffen ist heutzutage der Vorzug zu geben.
Anschließend trug Univ.-Prof. Dr. Volker Strenger, Graz, das Wichtigste zu Impfungen aus pädiatrischer Sicht zusammen. Priv.-Doz. Dr. Monika Redlberger-Fritz, Wien, schloss die Sitzung mit den Neuigkeiten zur Covid-19-Impfung. Fazit: Die Grundimmunisierung im 2+1-Schema bietet einen guten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen, die 4. Impfung ist besonders für Risikopersonen und Personen mit hohem Infektionsrisiko angezeigt und sollte bevorzugt mit den angepassten Variantenimpfstoffen erfolgen. Optimal dabei ist ein Abstand von 4–6 Monaten nach der 3. Impfung.
International besetzt
Nach der Mittagspause erwartete die Teilnehmer ein ganz besonderes Highlight, die Präsentation der ERS/ESC-Guidelines zur Diagnostik und Therapie der pulmonalen Hypertonie (PH). Dies war insofern etwas Besonderes, als mit Kovács ein Österreicher der Zweitautor dieser lang erwarteten Leitlinie ist. Zudem sind Erstautor Prof. Dr. Marc Humbert, Paris, sowie Prof. Dr. Marion Delcroix, Leuven, der Einladung der Veranstalter gefolgt und stellten die Guidelines gemeinsam mit Kovács vor. In der Diskussion zeigte sich anschließend das hohe wissenschaftliche Niveau der Grazer PH-Arbeitsgruppe, kamen die spannendsten Fragen doch aus dieser Gruppe. Humbert, Past-President der European Respiratory Society (ERS), bedankte sich zum Schluss explizit bei der Grazer Arbeitsgruppe und bei Kovács im Speziellen für die ausgezeichnete Zusammenarbeit und den unermüdlichen Einsatz im Dienste der PH.
Eröffnung und „Friedenssitzung“
Der erste Tag ging traditionell mit der offiziellen Eröffnung des Kongresses und der Prämierung des Falls des Jahres zu Ende. Univ.-Prof. Dr. Judith Löffler-Ragg, Innsbruck, moderierte die „Friedenssitzung“ und Eröffnung, der Kovács, Lang, aber auch Humbert Grußworte beisteuerten (Abb. 1 und 2).
Abb. 2: Die Kongresspräsidenten sowie Ho und Humbert bei der Diskussion im Rahmen der „Friedenssitzung“
Kovács stellte bei seiner Ansprache – getreu dem Kongressmotto – nicht nur die Wichtigkeit der Prävention in der Pneumologie in den Vordergrund, er präsentierte auch bereits umgesetzte neue Projekte der ÖGP: Im Mai dieses Jahres fand zum ersten Mal der ÖGP-Wissenschaftsretreat in Haibach an der Donau statt. Die Veranstaltung richtete sich an junge Pneumolog*innen und Ärzt*innen in Ausbildung mit Interesse an der Grundlagen- oder klinischen pneumologischen Wissenschaft. Der Retreat wurde von Kovács, dem die Förderung des Nachwuchses besonders am Herzen liegt, ins Leben gerufen und war ein voller Erfolg. Im Rahmen dieses Retreats wurde u.a. ein Grundlagenskript erarbeitet, das sich mit praktischen Fragen aus dem klinischen Alltag beschäftigt.
Aber auch das Mentorship-Programm wurde von Kovács thematisiert, das sich der inhaltlichen Betreuung junger Kolleg*innen in Kleingruppen vor Ort am Kongress verschrieb.
Es folgte die „Friedenssitzung“, in deren Rahmen Dr. Leo Ho, Präsident der Ärzte ohne Grenzen Österreich, die wichtige Arbeit dieser Organisation vorstellte, gefolgt von Dr. Siddhartha Datta, Programme Manager Vaccine-preventable Diseases and Immunization der WHO, der via Live-Zuschaltung über die globale Situation bzw. verhinderbare Krankheiten referierte.
Fall des Jahres
Den Tagesabschluss bildete die Kürung des Falls des Jahres. Der ging die kurze Vorstellung von 16 spannenden Patientenfällen durch Jungärzt*innen voran. Überraschend war das häufige Vorkommen der Dentalmedizin, handelten einige Fälle doch von den Problemen, die beim Zahnarzt aspirierte Gegenstände verursachen können.
Platz 3 ging an Dr. Eva Johanna Wallner, Salzburg, die die Folgen eines schweren Arbeitsunfalls zeigte: Ein junger Mann stolperte so unglücklich, dass sich eine Stahlstange durch die komplette Trachea in die rechte Thoraxhöhle bohrte. Beeindruckend war dieser Fall insofern, als dieser vollständig videodokumentiert wurde, und diese beeindruckenden Bilder der chirurgischen Behandlung des Patientenvor Ort auch gezeigt wurden.
Platz 2 konnte Dr. Georg Murauer, Linz, mit seinem Fall mit dem klingenden Titel „Pulmonale Konsolidierung als Beziehungskiller“ für sich beanspruchen. Der von ihm präsentierte Patient litt unter trockenem Husten und rechtsthorakalen Schmerzen, anschließende Untersuchungen offenbarten kugelig konfigurierte Konsolidierungen in den Unterlappen. Schlussendlich stellte sich heraus, dass der Mann unter einer sekundären Syphilis mit hochgradigem Verdacht auf pulmonale Beteiligung litt.
Dr. Theresa Sassmann, Graz, gewann mit dem außergewöhnlichen Fall „Schuld und Sühne“ verdient den ersten Platz (Abb. 3). Sie referierte über einen tetraplegischen, außerklinisch invasiv beatmeten Patienten, der mit Atemnot, Nackenschmerzen und Fieber in der Notaufnahme vorstellig wurde. Diverse Untersuchungen und Labortests gaben anfangs keinen Hinweis, die Arbeitsdiagnose lautete septischer Schock mit unklarem Infektfokus, „fluid overload“ und akutem Nierenversagen. Da initial kein Erreger nachgewiesen werden konnte, wurde die Diagnostik erweitert und entgegen jeglichen Erwartungen stellte sich das Puumala-Virus als Auslöser eines hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom heraus. Das größere Fragezeichen bei diesem Fall bestand allerdings in der Klärung des Übertragungsweges des Virus. Sassmann löste diesen auf: Es war die Nachbarskatze, die beim Schmusen mit dem Patienten dem invasiven Beatmungszugang zu nahe kam, und so das Virus auf den Patienten übertrug.
Abb. 3:Sassmann, die Gewinnerin des „Fall des Jahres“, zusammen mit Olschewski, György und Prior (v.l.n.r.)
Univ.-Prof. Dr. Horst Olschewski, Graz, fasste anschließend die Learnings dieser Präsentationen zusammen: Beim Zahnarzt sollte man besser die Luft anhalten und Männer leben gefährlich.
Themenvielfalt am Tag 2
Der zweite Kongresstag bot den Besuchern während des ganzen Tages sechs parallele Sessions. Zum einen gab es ein Leitliniensymposium zum Thema Asthma und Allergie, in dem die wichtigsten Handlungsanweisungen von nationalen Expert*innen zusammengefasst wurden, zum anderen wurde die Zeit nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation diskutiert. Prof. Dr. Thomas Bein, Regensburg, hat für Sie seinen Vortrag im Rahmen dieser Session zusammengefasst, nachzulesen ab Seite 64.
Allergie im Mittelpunkt
Allergien sind weit verbreitet, daher war es nicht verwunderlich, dass die hochkarätig besetzte Session „Dos + Don’ts der Allergiediagnostik“ so gut besucht war, dass quasi kein Sitzplatz frei blieb. Univ.-Doz. Dr. Felix Wantke, Wien, startete die Session mit einer Übersicht über die Allergiebasisdiagnostik. Er strich die Wichtigkeit einer klaren Fragestellung bei der Indikationsstellung für eine Allergietestung hervor, inkl. gründlicher Erhebung der Anamnese, gefolgt von der Basisdiagnostik, die eine Pricktestung sowie die Bestimmung des Gesamt- sowie des spezifischen IgE beinhaltet. Der Pricktest ist dabei das sensitivste Diagnostikum, spezifisches IgE hilft hingegen bei der Spezifizierung der Diagnose. Schlussendlich liegt die Herausforderung aber doch in der Interpretation der Ergebnisse, wie Wantke anhand einiger interessanter Patientenfälle demonstrierte.
Priv.-Doz. Dr. Fritz Horak, Wien, fuhr mit seinem Vortrag über die molekulare Allergiediagnostik als wichtiges Tool des Allergologen fort. In vielen Fällen führt sie zu einer Verbesserung der diagnostischen Qualität und ist v.a. bei der Entscheidung für oder gegen eine Immuntherapie relevant. Zudem präsentierte der Experte einen Blick in die Zukunft, in der mehr Einzelallergene bestimmbar sein werden und Chip-Tests einfacher und billiger sein werden. Dr. Gert Wurzinger, Weiz, schloss die Session mit einer Präsentation über die Provokationstestungen. Er bot eine umfassende Übersicht über den Allergienachweis in den unterschiedlichen Erfolgsorganen und hob das Erfordernis von Fertigkeiten in der Provokationstestung im Spezialfach Allergologie hervor.
Poster, Preise
Nach der Mittagspause konnten sich die Teilnehmenden zu den unterschiedlichsten Themen weiter informieren: Die zystische Fibrose stand genauso am Plan wie Notfälle in der Pädiatrie, präventive Ansätze und Folgen des Rauchens, die Lungenkrebstherapie, innovative antimikrobielle Therapien auf der ICU (siehe Seite 59), aber auch eine etwas „exotischere“ Session zum Thema „Lunge und Wald“, die sehr gut besucht war.
Freitagnachmittag wurden zudem die besten eingereichten Poster aus der Grundlagen- sowie klinischen Forschung von den Nachwuchspneumolog*innen vorgestellt und beim Gesellschaftsabend prämiert.
Heuer gab es in den Pausen nicht nur wissenschaftliche Poster zu sehen, auch die pneumologischen Rehabilitationszentren Österreichs haben sich mittels einer Posterausstellung vorgestellt, durch die an diesem Nachmittag geführt wurde. Neu waren dieses Jahr auch das Poster- sowie das Reha-Quiz – an beiden konnte man mittels App teilnehmen.
Traditionell wurden am Gesellschaftsabend die Preisverleihungen abgehalten und die Ehrenmitgliedschaften vergeben, über die sich heuer Univ.-Prof. Dr. Otto Burghuber, Wien, und Dr. Ingrid Thomüller, Graz, freuen durften.
Tag 3: Asthma und COPD
Der letzte Kongresstag nahm den Samstagvormittag ein und war abermals von einer großen Themenvielfalt geprägt. Die Highlights des Tages waren zum einen die Session „Update schweres Asthma“, in der u.a. die Biologikatherapie diskutiert wurde und Univ.-Prof. Dr. Daniela Gompelmann, Wien, über die Thermoplastie vorgetragen hat. Ab Seite 32können Sie sich dazu informieren. Zum anderen stach die COPD-Session hervor, die wir auch in detaillierterer Ausführung ab Seite 44 für Sie zum Nachlesen aufbereitet haben.
Ich möchte Sie an dieser Stelle ermutigen, nächstes Jahr an den Quizzes teilzunehmen. Bei der diesjährigen Tagung durfte ich sowohl den Posterquiz- als auch den Reha-Quiz-Preis mit nach Hause nehmen und bedanke mich an dieser Stelle für die tollen Preise.
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