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DGPRÄC/ÖGPÄRC/VDÄPC

Vielfalt trifft Einzigartigkeit

<p class="article-intro">Unter diesem Tagungsmotto trafen sich im September 2017 rund 1050 Fachärzte für plastische Chirurgie aus Deutschland und Österreich, aber auch Ärzte benachbarter Fachrichtungen wie Dermatologen, Urologen, Gynäkologen, Traumatologen und MKG-Chirurgen zum wissenschaftlichen Gedankenaustausch in Graz.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Plastische Chirurgie ist gelebte Interdisziplinarit&auml;t</h2> <p>Kaum eine andere medizinische Fachrichtung hat sich in den letzten Jahren derart rasch weiterentwickelt und die Chirurgie insgesamt beeinflusst wie die plastische Chirurgie. Zum einen sind die chirurgischen Verfahren mit den Jahren differenzierter geworden, zum andern hat sich das gesamte Einsatzgebiet der plastischen Chirurgie ausgeweitet. Eines bleibt jedoch konstant: Plastische Chirurgie ist gelebte Interdisziplinarit&auml;t. Dies verdeutlichte bei der Grazer Tagung auch Univ.- Prof. Dr. Stephan Spendel, stv. Leiter der Klinischen Abteilung f&uuml;r Plastische, &Auml;sthetische und Rekonstruktive Chirurgie, Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Chirurgie, Medizinische Universit&auml;t Graz.</p> <h2>Kultur des Teamdenkens</h2> <p>Vor allem in Hinblick auf die zunehmende Spezialisierung der Medizin wird das &uuml;bergreifende Fachwissen der plastischen Chirurgie, die in allen K&ouml;rperregionen beheimatet ist, immer bedeutender. In f&auml;cher&uuml;bergreifender Zusammenarbeit mit zahllosen anderen Fachrichtungen kann die plastische Chirurgie ganz gezielt chirurgische Leistungen anbieten. Sie betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit, von Kopf bis Fu&szlig;, vom S&auml;ugling bis ins hohe Alter. Der j&uuml;ngste Patient, den Spendel je operiert hat, war 2 Stunden alt, der &auml;lteste 101 Jahre.<br /> Den Teamgedanken im OP brachte auch der Incoming President Prim. Prof. Dr. Boris Todoroff, Wien, humorvoll und richtig auf den Punkt, indem er einen Kollegen aus der Chirurgie zitierte: &bdquo;Wir machen das Loch und ihr macht es zu.&ldquo;<br /> Zudem gibt es in kaum einem anderen Fach einen derart hohen Zugewinn an neuen Methoden. Bedingt durch die F&uuml;lle an operativen M&ouml;glichkeiten stellen Verfahren wie die Transplantation des Gesichts oder die bionische Rekonstruktion mittels Exoprothesen Meilensteine des medizinischen Fortschritts dar.<br /> Auch das &bdquo;tissue engineering&ldquo;, das vor allem in der Verbrennungsmedizin zur Anwendung kommt, hat erstaunliche Fortschritte vorzuweisen und ist ein Paradebeispiel f&uuml;r gelebte Interdisziplinarit&auml;t; es l&auml;sst Biomediziner, Zellbiologen und Chirurgen an einem Strang ziehen. Auch bietet der Einsatz von Fett- und Stammzellen im Bereich der Geweberegeneration und Geweberekonstruktion vielversprechende M&ouml;glichkeiten. Tats&auml;chlich realisierbar sind derartige Erfolge und Fortschritte aber nur durch gemeinsame Anstrengungen und das fruchtbare Zusammenspiel von Grundlagenforschung, Klinikern und nat&uuml;rlich der Industrie.<br /><br /> Interdisziplinarit&auml;t ist auch im Rahmen von k&ouml;rperformenden Eingriffen bei Adipositas ein wesentlicher Aspekt. So kann nur durch eine umfassende interdisziplin&auml;re Betreuung der Patienten &ndash; bestehend aus Di&auml;tberatung, psychosomatischer Medizin, Betreuung durch Stoffwechselspezialisten und Allgemeinchirurgen &ndash; die individuell beste Methode gew&auml;hrleistet werden.<br /><br /> Auf dem Tagungsprogramm standen nicht nur aktuelle Entwicklungen in der plastischen, rekonstruktiven und &auml;sthetischen Chirurgie, sondern auch neue Forschungsergebnisse. Die Schwerpunkte lagen auf Rekonstruktion von Gesicht und Brust, &auml;lteren Menschen, Handchirurgie, Narbenbehandlung, Verbrennungs- und Intensivmedizin sowie &bdquo;tissue engineering&ldquo;. Erstmals wurde die Bedeutung der Selbsthilfe im Kontext der plastischen Chirurgie diskutiert, wie Prof. Dr. Raimund Horch, Erlangen, Tagungspr&auml;sident der DGPR&Auml;C, bereits bei der Er&ouml;ffnungspressekonferenz hervorgehoben hatte. Wichtig sei nicht nur die funktionelle Verbesserung nach dem Eingriff, sondern auch die Lebensqualit&auml;t, die gleicherma&szlig;en exponentiell ansteigt. Prof. Horch: &bdquo;Die plastische Chirurgie tr&auml;gt somit dazu bei, Menschen bei ihrer R&uuml;ckkehr ins soziale Leben zu unterst&uuml;tzen und sie sozial kompetenter zu machen. Der Mehrwert, der mit dem plastischen Eingriff einhergeht, ist noch viel zu wenig publik geworden.&ldquo;<br /><br /> Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, Tagungspr&auml;sident der &Ouml;GP&Auml;RC, betonte den hohen Stellenwert von Lehre und Forschung, der gerade an der Medizinischen Universit&auml;t Graz auf den neuen Forschungsfl&auml;chen und mit Unterst&uuml;tzung der &ouml;rtlichen Politik gut umzusetzen ist: &bdquo;Auf einem guten Fundament aufbauen und sich kontinuierlich weiterentwickeln, das ist hier in Graz in wunderbarer Interdisziplinarit&auml;t m&ouml;glich. Insbesondere Patienten mit Verbrennungen profitieren von der Behandlung an einem interdisziplin&auml;ren Zentrum; dadurch kann das Langzeit-Outcome signifikant verbessert und die Anzahl an Rezidiveingriffen reduziert werden.&ldquo; (red)</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 48. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 55. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC) und 22. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 14.–16. September 2017, Graz </p>
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